Descent 2. Edition
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. September 2013 08:57
- Geschrieben von Petra
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Ein Aufschrei ging durch die Fangemeinde von Descent, als bekannt wurde, dass Fantasy Flight Games eine Neuauflage dieses Rollenbrettspiels plante, bei der es zu diversen Änderungen kommen würde und dass "alt" und "neu" nicht ohne weiteres kombinierbar wären.
Hier bei weltensicht.de habe ich ja schon so einige Male über meine Erfahrungen mit Descent berichtet, beispielsweise hier: Descent - Ein langer und doch kurzer Abend, Descent am Samstag, Descent unser Weg zum Ruhm (1) und (2), umso neugieriger war ich auf das neue Descent.
Mittlerweile liegt die deutsche Version, beim Heidelberger Spieleverlag erschienen, vor mir. Der erste Unterschied zur bisherigen Variante fällt sofort auf. Der Spielkarton ist genauso quadratisch wie bei Runebound oder Talisman, allerdings etwas höher, und nicht mehr so riesig wie bei der Vorgängerversion. Das Cover wirkt auch moderner auf mich.
Bei dem Spiel handelt es sich um ein Rollenbrettspiel im Stil von HeroQuest oder auch WarhammerQuest. Descent bietet jedoch einiges mehr an Charakterentwicklung und Spieltiefe. Schauplatz sind oft finstere Höhlen, in denen es gilt den Kreaturen des Overlord das Handwerk zulegen. Das Spiel ist für maximal fünf Spieler (vier Helden und ein Overlord) ausgelegt.
In den finstersten Tiefen Terrinoths sammelt ein machthungriger Overlord eine Armee schauriger Kreaturen, um die Welt der Lebenden zu unterwerfen. Die letzte Hoffnung der freien Völker ist eine kleine Gruppe von Helden, die sich mit Mut und Geschick dem Bösen entgegenstellt. Es liegt nun an ihnen, in die aufkommende Dunkelheit zu ziehen und die Pläne des Overlords zu durchkreuzen, bevor es zu spät ist... Mit diesen stimmungsvollen Worten stimmt der Text auf der Rückseite der Spielschachtel auf das Spielgeschehen ein. Einen ersten Eindruck vom Spielmaterial liefern die abgebildeten Helden und Monster, ein Teil eines Dungeons ist ebenfalls zu erkennen. Die technischen Daten (2-5 Spieler, ab 14 Jahren, 2-3 Stunden) gibt es ebenso wie eine Aufzählung des Spielmaterial. Auch die Frage nach passenden Schutzhüllen für die enthaltenen Karten wird beantwortet.
Material und Spielregel
In der Spielschachtel befindet sich so einiges an Material. Aus Kunststoff sind 8 Heldenfiguren (jeweils 2 Helden-Archetypen Krieger, Heiler, Magier, Kundschafter), 31 Monster (5 Zombies, 5 Goblin-Bogenschützen, 5 Höhlenspinnen, 4 Sarkomanten, 4 Barghests, 2 Ettins, 2 Elementare, 2 Merriods und 2 Schattendrachen; von jeder Monsterart gibt es eine rote Figur, die übrigen Figuren sind weiß), 9 spezielle sechsseitige Würfel (1 blauer Kampfwürfel, 2 rote Machtwürfel, 2 gelbe Machtwürfel, 1 brauner Verteidigungswürfel, 2 graue Verteidigungswürfel, 1 schwarzer Verteidigungswürfel) und 7 Plastikfüße für die Türen. Die 8 Heldenbögen sind aus dünnem Karton, wesentlich dicker sind die übrigen 205 Pappteile. Hierzu zählen 48 doppelseitige Spielplanteile, 45 Schadensmarker, 35 Erschöpfungsmarker, 7 Türen, 16 Heldenmarker, 9 Suchmarker, 6 Hauptmannmarker, 10 Aufgabenmarker, 8 Personenmarker, 20 Zustandsmarker und 1 Vertrautenmarker. 152 Spielkarten im kleinen Format (84 Klassenkarten, 20 Marktkarten für Akt I, 14 Marktkarten für Akt II, 16 Zustandskarten, 12 Suchkarten, 6 Reliktkarten) sind ebenso enthalten wie 84 große Karten (40 Overlordkarten, 18 Monsterkarten, 12 Hauptmannkarten, 10 Reiseereigniskarten, 4 Aktivierungskarten). Zum Notieren gibt es noch einen Block mit Kampagnenbögen. Ein Regelheft und ein Quest-Handbuch sind ebenfalls enthalten.
Im 24-seitigen DIN A4 Regelheft sind die üblichen Abschnitte Spielbeschreibung, Spielziel, Spielmaterial, Spielvorbereitungen, Spielablauf und Spielende enthalten. Nach diesen eher allgemeinen Beschreibungen wird näher auf den Heldenzug im Detail, den Overlordzug im Detail und die Grundregeln eingegangen. Weitere Inhalte sind Das Spiel zu Zweit, eine Epische Variante sowie die Kampagnenregeln. Einen Index gibt es ebenfalls. Auf der Rückseite des Regelheftes befindet sich zudem eine Übersicht des Spielablaufs. Beispiele und erläuternde Bilder sind im Heft ebenfalls vorhanden.
Das Quest-Handbuch enthält 20 Abenteuer, fast alle sind zudem in 2 Szenen aufgeteilt. Für jede Szene werden die nötigen Informationen Monster, Aufbau, mögliche Sonderregeln, Verstärkung, Siegbedingungen und Belohnungen ebenso geliefert wie ein Legeplan für die Spielplanteile. Als Letztes gibt es im Heft eine Beschreibung der Monster und eine Beschreibung der Charaktere. Für den Fall, dass alle vorliegenden Abenteuer als Kampagne Die Schattenrune gespielt werden, dient die Rückseite des Quest-Handbuchs als Landkarte.
Spielziel
Bei Descent spielen Helden und Overlord gegeneinander. Das jeweilige Abenteuer gibt die Siegbedingungen an, entweder gewinnen am Ende die Helden gemeinsam, oder der Overlord siegt.
Spielvorbereitung
Bevor ich zu den eigentlichen Spielvorbereitungen komme, ein paar allgemeine Worte zu der Spielweise von Rollenbrettspielen. Hierbei schlüpft man in die Rolle eines Helden. Ein Charakter bei Descent wird durch den Namen und Archetyp, die Eigenschaften Geschwindigkeit, Lebenskraft, Ausdauer und Verteidigung, der Heldenfähigkeit sowie den Attributen Stärke, Wissen, Willenskraft und Geistesgegenwart definiert. Jeder Held kann zudem eine einmalige Heldentat vollbringen. Die einzelnen Spielwerte können und sollten sich während des Spiels noch verändern.
Die Vorbereitung benötig schon einige Zeit. Zu Beginn suchen sich die Spieler im Quest-Handbuch ein Abenteuer aus. Danach wird der Spielplan, so wie dort beschrieben, zusammen gesetzt. Anschließend werden die Rollen besetzt, ein Spieler wird nun Overlord, die übrigen spielen die Helden. Der Overlord hat seine eigenen Vorbereitungen zu tätigen. Er baut das Abenteuer auf, platziert also die Monster und die jeweiligen Marker auf dem Spielplan, stellt das Overlorddeck zusammen und zieht so viele Overlordkarten, wie Helden im Spiel sind. Die übrigen Spieler bereiten die Heldengruppe vor. Im Spiel zu Zweit spielt der Heldenspieler 2 Helden. Sie nehmen sich die jeweiligen Heldenbögen und die passende Figur. Ein Held kann Krieger, Heiler, Magier oder Kundschafter sein. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Startfertigkeiten der Helden. Des Weiteren müssen noch die Schadens-. Erschöpfungs-, Helden- und Zustandsmarker ebenso bereit gelegt werden wie die Such- und die Zustandskarten. Auch die Würfel sollten griffbereit liegen.
Spielablauf
Gespielt wird über mehrere Runden. Zunächst agieren die Heldenspieler, wobei ihre Reihenfolge von Runde zu Runde unterschiedlich sein kann. Erst wenn der letzte Heldenspieler seinen Zug beendet hat, ist die Zeit für den Overlord gekommen. Das jeweilige Abenteuer bestimmt die Siegebedingungen für die Heldengruppe und den Overlord. Beim ersten Abenteuer Erstes Blut, haben die Helden gewonnen, sobald sie den Ettin Brecher besiegt haben, der Overlord gewinnt, wenn er in seinem Zug 5 Erschöpfungsmarker vor sich liegen hat.
Zu Beginn des eigenen Zuges prüft der Heldenspieler, ob Effekte ihre Wirkung verlieren oder eigene Fähigkeiten eingesetzt werden sollen. Danach kann er seine Ausrüstung ändern. Nun stehen ihm zwei Aktionen zur Verfügung. Er kann sich bewegen, angreifen, eine Fertigkeit einsetzen, ausruhen, suchen, sich aufrappeln, einem Helden aufhelfen oder eine Tür öffnen oder schließen. In manchem Abenteuer stehen ihm auch Spezialaktionen zur Verfügung. Als Letztes dreht der Heldenspieler seine Aktivierungskarte um, als Zeichen, dass er in dieser Runde schon aktiv war.
Wenn alle Helden agiert haben, ist es Zeit für den Overlord. Auch der Overlordspieler prüft zunächst, ob Effekte ihre Wirkung verlieren. Danach zieht er eine Overlordkarte, anschließend kann er beliebig viele davon ausspielen. Im Anschluss daran aktiviert er seine Monster. Diese können sich bewegen, angreifen, ihre Monsteraktion ausführen sowie Türen öffnen oder schließen. Manchmal sind auch Spezialaktionen möglich. Als letztes werden alle Aktivierungskarten wieder auf die Heldenseite gedreht und die Heldenspieler sind wieder am Zug.
Das Spiel endet, sobald die Siegbedingung des jeweiligen Abenteuers eintritt, entweder mit dem Sieg aller Heldenspieler oder mit dem Sieg des Overlords.
Soweit die Spielregeln in Kurzform.
Wesentliches Spielelement sind die Kämpfe. Je nach gewählter Waffe wird mit unterschiedlichen Würfeln gekämpft gewürfelt. Bei einem Nahkampfangriff werden nur die Herzen gezählt, diese geben dann den Schaden an. Bei einem Fernkampfangriff wird zwar der Schaden genauso ermittelt, doch zusätzlich muss die Entfernung stimmen. Wird ein X gewürfelt, so ist der gesamte Angriff ein Fehlschlag. Zeigen die Würfel ein oder mehrere Blitzsymbole, so können zusätzlich die entsprechenden Fähigkeiten der Karten genutzt werden. Der Verteidiger dagegen würfelt mit den Verteidigungswürfeln, für ihn zählen nun die Schilde. Schaden, der nicht durch einen Schild verhindert wird, führt zum Verlust von Lebenspunkten.
Fazit
Bei Descent ist schon so einiges an Spielmaterial dabei. Die Kunstofffiguren, vor allem die Monster, haben öfter mal das Problem, dass die Base nicht ganz eben ist und dadurch leicht herumwackelt. Manche Figuren haben auch eine Schieflage, damit kann man entweder leben, so wie ich, oder versuchen sie im Wasserbad zu erwärmen und dann in Form zu biegen. Getestet habe ich das allerdings nicht. Zu so einem drastischen Schritt würde ich erst greifen wenn die Standfestigkeit dadurch gefährdet wäre.
Das ist aber auch das einzige, das man am Spielmaterial bemängeln kann. Die diversen Plättchen sind stabil, die Bodenplatten lassen sich gut zusammenfügen. Es sind jedoch weitaus weniger Materialien in der Schachtel enthalten als bei der Vorgängerversion. Leider sind die Hauptmänner nur als Pappmarker und nicht auch als Kunststofffiguren enthalten.
Ich habe mir nicht die Arbeit gemacht, Materiallisten oder Regeln der beiden Versionen zu vergleichen. Die Seite Spiele-Check.de hat diesen Vergleich bereits hier online gestellt.
Ein Unterschied fällt bereits bei der Spielvorbereitung auf. Es wird sofort der komplette Dungeon aufgebaut. Auch die Monster sind bereits sichtbar. So können die Spieler viel taktischer vorgehen als früher mit der alten Version.
Eine weitere Neuerung ist es, dass ein Held nicht mehr stirbt, sondern lediglich niedergestreckt wird. In der nächsten Runde kann er sich dann selbst aufrappeln, oder sich aufhelfen lassen.
Auch beim Overlord hat sich einiges getan. Das Abenteuer bestimmt nun, welche Monster dort auftauchen können. Die Anzahl der Monster ist ebenfalls festgelegt, sie richtet sich nach der Spieleranzahl.
Zwei Dinge sind mir bei meiner ersten Partie bereits positiv aufgefallen. Nicht nur der aufgebaute Dungeon, sondern auch alle Karten, Plättchen und Monster haben Platz auf dem Spieltisch. Doch nicht nur das Material, auch die Spielzeit ist geschrumpft. So brauchte die Heldengruppe in der Vergangenheit Stunden um einen Dungeon abzuschließen, jetzt kann auch locker mal an einem Abend unter der Woche gespielt werden. Der Spielspaß und das Dungeonfeeling sind geblieben, zugleich ist jetzt mehr Abwechslung möglich, da die Helden nicht nur in Höhlen unterwegs sind. Das Rollenspielgefühl ist meiner Ansicht nach auch größer geworden, da jetzt bereits das Grundspiel die Regeln für eine Kampagne liefert. Auch wenn nun etwas mehr Taktik ins Spiel kommt, das Würfelglück spielt immer noch eine große Rolle.
Die Frage, ob man denn nun unbedingt auf Descent 2. Edition "aufrüsten" muss, kann ich den Besitzern der ersten Auflage nicht beantworten. Wer immer genügend Zeit, Platz und Mitspieler hat, wird sicher auch mit seiner Version weiterhin Spaß haben. Falls aber die Zeit eine Rolle spielt, ist Descent 2. Edition fast schon ein "Muss Haben". Zudem gibt es einen Upgrade-Kit für Descent 2. Edition von dem es heißt: Mit diesem Upgrade-Kit für Descent: die Reise ins Dunkel, Zweite Edition können sich sämtliche Figuren aus bisherigen Produkten der Reihe Descent: die Reise ins Dunkel ebenfalls in neue Abenteuer und Gefahren stürzen! Dieser Nachrüstpack enthält alle nötigen Karten, um sämtliche Helden und Monster aus Descent: die Reise ins Dunkel, Erste Edition in der neuen Edition einzusetzen!
Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Descent Zweite Edition
Autoren: Adam Sadler, Corey Konieczka, Daniel Clark
(inspiriert von der Ersten Edition von Kevin Wilson)
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 2-5 Spieler
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 120-180 Minuten
Jahr: 2012
Preis: ca. 55 Euro (Stand 18.09.2013)
Hier gibt es die übrigen Fotos zu Descent 2. Edition.
Die roten Elitemonster waren nicht so fotogen, daher sind sie auf den Fotos nicht dabei.