The Witcher: Abenteuerspiel
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Mittwoch, 09. September 2015 09:31
- Geschrieben von Stefan
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Das The Witcher: Abenteuerspiel basiert auf den Geschichten des polnischen Autors Andrzej Sapkowski und den gleichnamigen Videospielen von CD Projekt Red. Die deutsche Version des Brettspiels ist beim Heidelberger Spieleverlag erschienen, die englische Variante stammt von Fantasy Flight Games. Der Autor des Spiels, Ignacy Trzewiczek, ist auch kein unbeschriebenes Blatt, von ihm stammen unter anderem Titel wie Stronghold und Robinson Crusoe - Abenteuer auf der Verfluchten Insel. Das Cover der Spielschachtel zeigt die vier Spielfiguren, den Hexer Geralt von Riva, die Magierin Triss Merrigold, den Barden Rittersporn und den Zwerg Yarpen Zigrin, vereint im Kampf geben finstere Kreaturen.
Ein Blick auf die Rückseite der Spielverpackung offenbart schon einen Teil des Spielmaterials, das einen im Inneren erwartet. Ein liebevoll gestalteter Spielplan, zahlreiche Karten, Marker, Würfel und die vier Heldenbögen sind hier abgebildet. In einer düsteren Fantasy-Welt, in der eine Handvoll Gold über Leben und Tod entscheiden kann, bedrohen Monster selbst die zivilisiertesten Lande. Vier Helden stellen sich der Finsternis entgegen – ein Wettlauf beginnt. Wer findet zuerst heraus, welche dunkle Verschwörung hinter allem steckt? Der Klappentext versucht direkt die richtige Stimmung, die auch den Videospielen und vor allem den Romanen zu eigen ist, aufzugreifen. Die technischen Daten des Spiels (2-4 Spieler, ab 14 Jahren, 60-120 Minuten) zieren die Rückseite des Spiels.
Material und Spielregel
Das Spielmaterial vom The Witcher: Abenteuerspiel haben wir vor einiger Zeit bereits in einem Ausgepackt gezeigt; wer sich einen Überblick verschaffen möchte, der findet den passenden Beitrag direkt hier. Im Einzelnen setzt sich das Spielmaterial aus den folgenden Komponenten zusammen: 1 Spielbrett, 1 Spielregel, 1 Referenzhandbuch, sowie diverse Marker und Spielkarten. Bei den Markern aus stabilem Karton wird unterschieden zwischen 48 Hinweismarker, 24 Beweismarker, 30 Monstermarker, 27 Oren-Marker, 16 Wundmarker, 8 Heldenmarker, 21 Unglücksmarker und 36 Allgemeine Marker. Die beiliegenden Spielkarten unterteilen sich in 48 größere Questkarten, 4 Gefährtenkarten und 60 Trainingskarten im kleinen Format sowie 40 Unglückskarten, 20 Glückskarten und 120 Ermittlungskarten in normaler Größe. Komplettiert wird das Material durch die 4 Heldenbögen, 8 Heldenmarker, die 9 Spezialwürfel und die 4 Heldenfiguren, welche aus Kunststoff gefertigt sind.
Die Spielanleitung unterteilt sich in die Spielregel und das Referenzhandbuch. In den Spielregeln werden auf 8 Seiten die grundlegenden Regeln für das The Witcher: Abenteuerspiel erläutert, ebenso findet sich hier ein Überblick über das Spielmaterial und den Spielaufbau. Das Referenzhandbuch dient dazu bei Unklarheiten konsultiert zu werden, einzelne Regelelemente sind im Referenzhandbuch nochmals ausführlicher beschrieben, außerdem finden sich hier auch noch Hintergrundinformationen zu der Welt von The Witcher.
Spielziel
Bei dem The Witcher: Abenteuerspiel geht es um Siegpunkte, der Spieler, der am Spielende die meisten Siegpunkte vorweisen kann gewinnt das Spiel. Siegpunkte erlangt man während des Spiels durch das Absolvieren von Questen, dem Bestehen von Ereigniskarten und das Besiegen von Monstern. Das Spielende wird eingeläutet, wenn ein Spieler seine dritte Hauptquest abschließt, die übrigen Spieler haben dann noch genau einen Zug bevor der Sieger gekürt wird.
Spielvorbereitung
Die Spielvorbereitungen werden gemäß der Vorgaben in der Spielregel durchgeführt. Das Spielbrett kommt in die Mitte des Tisches, Karten und Marker werden getrennt und um den Spielplan gruppiert. Jeder Spieler erhält neben seiner Heldenkarte noch das zu seiner Figur gehörige Spielmaterial bestehend aus Markern, Figur, Würfeln und Trainingskarten. Jede Figur wird auf ihr individuelles Startfeld gestellt. Die ersten Monster werden auf dem Spielplan platziert und im letzten Schritt wählt noch jeder Spieler seine persönliche Start-Quest aus zwei zuvor ausgehändigten Start-Questkarten. Der Startspieler beginnt dann das Spiel.
Spielablauf
Die Spieler sind reihum am Zuge, jeder Spieler führt erst komplett seinen Spielzug aus bevor der nächste Spieler an der Reihe ist. Während eines Zuges stehen jedem Spieler 5 unterschiedliche Aktionen zur Verfügung, 4 dieser Aktionen sind für alle Spieler identisch, die letzte Aktion ist von der jeweiligen Spielfigur abhängig. Mittels der Aktionsmarker werden die gewählten Aktionen auf dem Heldenbogen kenntlich gemacht, jede Aktion kann dabei nur einmal pro Zug aktiviert werden.
Die 4 Standardaktionen sind Reisen, Ermitteln, Trainieren und Rasten. Mit der Aktion Reisen bewegt man seine Spielfigur über das Spielfeld. Die Aktion Ermitteln dient dazu eine Ereigniskarte zu ziehen und abzuhandeln. Trainieren hilft dabei neue Fertigkeiten zu erlernen und Ausrüstung zu erhalten, Rasten schließlich hilft bei der Regeneration der Spielfigur. Neben diesen Standardaktionen gibt es die individuellen Aktionen der Spielfiguren. Geralt verfügt über die Aktion Alchemie, hiermit lassen sich Tränke mit Aufladungen versehen, die im weiteren Spiel benutzt werden können. Ähnlich verhält es sich bei Triss; ihre Aktion Vorbereiten verschafft ihr neue Aufladungen für ihre erlernten Zaubersprüche. Der Barde Rittersporn kann dank seiner Aktion Singen Geld verdienen und Yarpen verfügt über die Fähigkeit Anführen mit der er die ihm eigenen Gefährtenkarten aktivieren kann.
Grundsätzlich reist man über das Spielfeld und versucht in den Besitz von Hinweismarkern zu gelangen. Hinweise gibt es in den Farben Rot, Blau und Lila und stehen für die Bereiche Kampf, Magie und Diplomatie; dieses Farbschema zieht sich durch das komplette Spiel. Die Hinweise lassen sich mittels eines individuellen Wechselkurses, der auf den Heldenbögen abgedruckt ist, in Beweise der jeweiligen Farbe umwandeln. Mit Hilfe dieser Beweise lassen sich dann die Questen erfüllen.
Zur Bewältigung von Aufgaben stehen die allgemeinen Kampfwürfel und die persönlichen Würfel jeder Spielfigur zur Verfügung. Geralts Stärken liegen im Bereich des Kampfes, Triss hat Vorteile in der Magie, Rittersporn fühlt sich auf dem diplomatischen Parkett am wohlsten und Yarpen kommandiert seine Gefährten und ist eher der Allrounder unter den Helden.
Während des Spiels versucht jeder Spieler seine Hauptquest zu absolvieren, neben der Hauptquest sind auf den Questkarten noch Nebenquesten und eine Unterstützungsquest angegeben. Über die Nebenquesten kann man weitere Siegpunkte erringen. Die Unterstützungsquest kann nur von einem anderen Spieler erfüllt werden, in diesem Fall bekommt der Besitzer der Questkarte und der Spieler, der die Unterstützungsquest erledigt hat, Siegpunkte gut geschrieben. Hat man eine Hauptquest erfolgreich erledigt folgt die nächste Hauptquest. Gelingt es einem Spieler seine dritte Hauptquest abzuschließen, dann endet das Spiel nachdem die anderen Spieler noch einmal am Zuge waren. Der Spieler, der am Spielende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.
Die kompletten Regeln zum The Witcher: Abenteuerspiel stehen auf der Internetseite des Heidelberger Spieleverlag zum Herunterladen bereit.
Fazit
Nachdem mich der erste Teil der Videospielreihe zu The Witcher für die Geschichten rund um den Hexer Geralt begeisterte, war es für mich nur nahe liegend auch die Romane von Andrzej Sapkowski über den Hexer zu lesen. Obwohl, verschlingen wäre wohl das richtig Wort hierfür. Dementsprechend neugierig war ich natürlich dann auch auf das Brettspiel. All jene, die sich zuvor nicht mit The Witcher auseinander gesetzt haben, können beruhigt sein. Wissen um die Welt von Geralt von Riva ist für das Spiel nicht notwendig. Wer jedoch die Videospiele und Romane rund um den Hexer kennt, der wird viele Personen, Orte und Ereignisse wiedererkennen. Gerade dieser Aha-Effekt macht für mich einen großen Reiz vom The Witcher: Abenteuerspiel aus.
Das Spielmaterial ist sehr schön und stimmig gestaltet. Ein kleiner Wermutstropfen für einige meiner Mitspieler war die Tatsache, dass einige Symbole auf den kleinen Karten schwer zu erkennen sind. Ebenso waren die Würfelsymbole auf den ersten Blick nicht immer ganz eindeutig zu entziffern. Hat man sich jedoch an die Symbolik gewöhnt und kennt die Karten, dann reduziert sich dieser Umstand auf ein Minimum.
Die vier Spielfiguren haben unterschiedliche Schwerpunkte was ihre Fähigkeiten betrifft, so dass auch die Handlungen im Spiel sich nach den jeweiligen Fertigkeiten richten sollten. Auf den ersten Blick mag es so erscheinen, als hätte Geralt einen Vorteil den anderen Spielfiguren gegenüber, aber im Spiel zeigt sich schon bald, dass dies nicht der Fall ist. Man muss sich der Stärken der Spielfigur bewusst sein und dementsprechend sein Spiel lenken. In den durchgeführten Spielen lagen alle Spieler immer recht nah bei den Siegpunkten beisammen. Große Ausreißer nach oben oder unten gab es bei uns nicht.
Befasst man sich näher mit dem The Witcher: Abenteuerspiel, so sieht man einige Parallelen zum Spiel Talisman. The Witcher: Abenteurspiel greift einige Elemente von Talisman auf, geht in meinen Augen aber einen Schritt weiter und bietet mehr Abwechslung und Entscheidungsmöglichkeiten. Die sehr unterschiedlichen Spielfiguren und die variierenden Questen sorgen für viel Abwechslung. Ein guter Tipp ist es, gerade am Anfang einer Partie ausgiebig von der Aktion Trainieren Gebrauch zu machen, die dadurch erlangten zusätzlichen Fertigkeiten und Ausrüstungsgegenstände können im weiteren Verlauf von entscheidendem Vorteil sein.
Mir macht das The Witcher: Abenteuerspiel immer sehr viel Spaß, die kurzen Stimmungstexte auf den Spielkarten und das Agieren in den nördlichen Königreichen in der Welt von Geralt von Riva sprechen meine Phantasie an und lassen mich für kurze Zeit in diese Welt eintauchen. Die angegebene Spieldauer mit 60-120 Minuten ist passend angegeben, bei 4 Spielern kommt man mit den 120 Minuten gut hin. Wer Spiele wie Talisman oder Rückkehr der Helden mag, sich mit dem düsteren Thema der von Andrzej Sapkowski erschaffenen Welt arrangiert, der bekommt mit dem The Witcher: Abenteuerspiel ein klasse Spiel an die Hand.
Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: The Witcher Abenteuerspiel
Autor: Ignacy Trzewiczek
Grafiker: Grafit Studios, Damien Mammoliti
Verlag: Heidelberger Spieleverlag, FFG
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 60-120 Minuten
Jahr: 2015
Preis: 44,95 Euro (UVP Heidelberger, Stand 05.09.2015)