Die Paläste von Carrara
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Freitag, 12. Juli 2013 08:35
- Geschrieben von Petra
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Die Paläste von Carrara, so heißt dieses Spiel von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling aus dem Hans im Glück Verlag. Carrara ist eine Stadt in der Toskana (Italien), die für ihren weißen Marmor bekannt ist. Dieser Marmor wird in Steinbrüchen in den nahgelegenen Bergen abgebaut. Diese Steinbrüche waren für die Stadt namensgebend, denn Carrara ist der keltische Ausdruck für Steinbruch.
Ähnlich wie auf dem Cover im Hintergrund abgebildet sieht es auch in Natura aus, wenn man sich den Steinbrüchen nähert.
Wir befinden uns im Italien des 16. Jahrhunderts. Berühmte Bildhauer und andere Künstler verzieren die blühenden Städte Italiens. Die Architekten dieser Zeit schaffen zusammen mit den Künstlern Gebäude, die die Zeit überdauern und noch heute weltweit berühmt sind. Im Text auf der Rückseite wird zunächst die Bedeutung Carraras erläutert und anschließend das Spielgeschehen näher beschrieben. Eine Aufzählung des Spielmaterials fehlt ebenso wenig wie die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 60 Minuten). Über dem Bild einer Spielsituation werden die Autoren in Bild und Wort vorgestellt.
Material und Spielregel
In der Spielschachtel befindet sich einiges an Spielmaterial. Der Spielplan besteht, ebenso wie das Drehrad, aus stabilem Karton, die mit Plastikteilen verbunden sind. Dieser muss zunächst zusammen gebaut werden. Ebenfalls aus stabilem Karton sind die 4 Spielertableaus, die zweiteiligen Sichtschirme, 30 Gebäudeplättchen, 40 Münzen (20x 1, 10x 5, 10x 10), 4 Siegpunktplättchen und ein Startspielermarker. Aus Holz sind 28 Spielfiguren (jeweils 7 in den Spielfarben Gelb, Blau, Grün und Rot), 36 Objekte (jeweils 6x Tor, Kelch, Fahne, Buch, Krone und Wappen) und 42 Bausteine (je 7 in Gelb, Rot, Grün, Blau, Schwarz und Weiß). Ebenso enthalten sind eine Kartenleiste aus dünnerer Pappe und ein Stoffbeutel.
Der Spielplan mit Drehrad muss zunächst, wie in beiliegender Extra-Anleitung auf der Rückseite der Kartenleiste beschrieben, zusammen gebaut werden. In meinem Exemplar ging das problemlos.
Zusätzlich gibt es noch einen großen Umschlag mit der Erweiterung. In diesem befinden sich neben der Anleitung für das Erweiterungsspiel 6 Gebäudeplättchen und 8 Aufwerter aus Karton sowie 31 Spielkarten in normaler Größe (6 Top-Karten, 8 Objekt-Karten, 9 Gebäude-Karten, 8 Extra-Karten).
Spielziel
Bei Die Paläste von Carrara geht es um Siegpunkte. Diese gibt es während des Spiels für Gebäude in den Städten Livorno, Lucca oder Massa, entweder wenn die Städte selbst oder die dortigen Gebäudearten gewertet werden. Sagt ein Spieler das Spielende an, so bekommt dieser ebenfalls Siegpunkte. In der Schlusswertung gibt es zudem Siegpunkte für gesammelte Objekte, die Summe der Baukosten und Münzen.
Spielvorbereitung
Vor dem ersten Spiel müssen zunächst Drehscheibe und Spielplan zusammengefügt werden. Anschließend werden Spielplan und Kartenleiste nebeneinander auf den Tisch gelegt. Die Spieler bekommen ein Spielertableau und Münzen sowie einen Sichtschutz und die Wertungssteine in ihrer Spielfarbe. Ein Wertungsstein kommt sofort auf das Feld Null der Siegpunktleiste.
Der Spielplan wird mit 7 unterschiedlichen Objekten und 9 zufälligen Gebäudeplättchen bestückt, die übrigen bilden den Vorrat. Des Weiteren wird der Markt für die Bausteine, die Drehscheibe, vorbereitet. Außer dem Startspieler erhält nun jeder Spieler einen Baustein, die übrigen kommen in den Stoffbeutel. Dann kann es auch schon losgehen.
Spielablauf
Die Spielregeln sind recht einfach. Die Spieler sind reihum am Zug und haben dann die Wahl zwischen drei Aktionen. Sie können entweder Bausteine kaufen, ein Gebäude bauen oder eine Wertung durchführen. Nach jeder Aktion ist es zudem möglich, ein Objekt zu kaufen.
Entscheidet sich ein Spieler zum Kauf von Bausteinen, so dreht er zunächst die Drehscheibe ein Segment weiter und ändert somit die Preise der bisherigen Steine. Dann füllt er Segment 1 mit Bausteinen auf, so dass insgesamt 11 Bausteine auf der Scheibe liegen. Anschließend kann er die Steine eines Segments kaufen. Auch wenn ein oder mehrere Bausteine kostenlos sind, zählt das als Kauf. Einen Baustein muss der Spieler nehmen, alle weiteren eines Segmentes sind optional.
Hat der Spieler genügend Bausteine gesammelt, so kann er Gebäude bauen. Hierzu muss er die jeweiligen Kosten in Bausteinen bezahlen. Die Höhe der Kosten, also die Anzahl der Bausteine, wird durch das Plättchen angegeben, die mögliche Farbe der Bausteine durch die Stadt, in der gebaut wird. Jede Stadt hat einen bestimmten Geld- oder Siegpunktwert. Diese spielen bei der Wertung eine Rolle.
Jeder Spieler kann bis zu 6-mal werten. Will er eine Stadt werten, so setzt er seinen Wertungsstein auf die entsprechende Stadt des Spielplans. Diese Stadt ist für die anderen Spieler nun blockiert. Je nach Stadt gibt es nun Siegpunkte oder Münzen, wobei deren Höhe von den dortigen Gebäuden abhängt. Außerdem bekommt der Spieler noch die auf den Gebäudeplättchen angegebenen Objekte, sofern diese noch im Vorrat sind.
Will der Spieler dagegen eine Gebäudeart werten, so kommt der Wertungsstein auf das entsprechende Feld des Spielertableaus. Je nach Position der Gebäudeplättchen gibt es nun Siegpunkte und/oder Münzen.
Das Spiel endet entweder, wenn das letzte Gebäude vom Spielplan genommen und gebaut wird oder wenn ein Spieler das Spielende ansagt. Hierzu muss er die 3 Bedingungen auf der Kartenleiste erfüllt haben. Er muss mindestens 4 Wertungen durchgeführt sowie, abhängig von der Spieleranzahl, eine bestimmte Menge Objekte gesammelt und eine bestimmte Höhe an Baukosten gehabt haben. Für das Ansagen des Spielendes gibt es sofort 5 Siegpunkte.
In der Schlusswertung gibt es Siegpunkte für gesammelte Objekte, die Summe der Baukosten der eigenen Gebäude und für jeweils 5 Münzen.
Fazit
Das Spielmaterial von Die Paläste von Carrara gefällt mir gut. Sowohl Spielplan als auch Spielertableaus sind schön gestaltet und weisen alle im Spiel nötigen Informationen auf. Der Spielplan mit Drehrad muss zunächst, wie in beiliegender Extra-Anleitung auf der Rückseite der Kartenleiste beschrieben, zusammen gebaut werden, wie bereits oben geschrieben. Bei meinem Exemplar ging das problemlos.
Etwas verwirrend finde ich allerdings, dass auf der Rückseite der Spielschachtel von 55 Münzen die Rede ist, tatsächlich aber nur 40, wie auch in der Spielregel geschrieben, enthalten sind. Wenn vom Zahlungsmittel des Spiels die Rede ist, heißt es meist, "Münzen im Wert von". Bei der Erläuterung der Schlusswertung dagegen heißt es "für je 5 seiner Münzen = 1 Siegpunkt". Schaut man dabei nicht auf die Grafik daneben, kann es schon falsch verstanden werden.
Die Regeln selbst sind recht einfach, es muss nur eine von drei Aktionen ausgeführt werden. Und eigentlich ist die Aktion selbst auch einfach, doch man ist immer in der Zwickmühle. Ohne Bausteine kann nicht gebaut werden, und ohne Gebäude ist eine Wertung sinnlos.
Aber welche Bausteine soll man kaufen? Und wann? Warten bis die Bausteine günstig werden? Spart man dann Geld oder hat man das Nachsehen, weil die Bausteine bereits weg sind? Lieber viele kleine Gebäude oder ein großes? Sich auf eine Stadt konzentrieren?
Manchmal macht es auch Sinn, eine Stadt zu werten obwohl man selbst nur zwei kleine Bauwerke dort hat, wenn man dadurch seinem Mitspieler mit den zahlreichen oder großen Bauten dort zuvorkommt. Daher sollte man die Aktionen seiner Mitspieler immer im Auge behalten, denn nur so weiß man, in welchen Städten er möglicherweise werten wird und ob er das Spiel schon beenden kann.
Bei Die Paläste von Carrara hat jeder Spieler sein Glück selbst in der Hand. Zufällig werden nur die Bausteine gezogen und die Gebäude nachgelegt, aber die Auswirkungen sind für alle Spieler gleich.
Bevor man sich mit dem Erweiterungsspiel beschäftigt sollte man wirklich die Verkettungen des Grundspiels verinnerlicht haben. Denn jetzt kommen neue, höhere Gebäude, Aufwerter für Städte oder spezielle Wertungsfelder und Karten für die Kartenleiste hinzu. Letztere verändern die Bedingungen zum Spiel beenden und können zusätzliche Siegpunkte liefern.
Mir persönlich gefällt Die Paläste von Carrara ausgesprochen gut. Das Spielmaterial hat für mich einen hohen Aufforderungscharakter, auch die Idee mit der Drehscheibe als Materiallager gefällt mir ausgesprochen gut. Mit dem beiliegenden Erweiterungsspiel wird zudem ein anspruchsvolleres Spiel gleich mitgeliefert, mit den Karten ist zudem die Abwechslung gegeben.
Ich danke Hans im Glück für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Die Paläste von Carrara
Autor: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
Illustration: Franz Vohwinkel
Verlag: Hans im Glück
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 60 Minuten
Jahr: 2012
Preis: ca. 39 Euro (Stand 11.07.2013)