Mage Knight
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Sonntag, 03. November 2013 11:09
- Geschrieben von Stefan
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Mage Knight aus der Feder von Vlaada Chvátil wurde im letzten Jahr (2012) bei Pegasus Spiele veröffentlicht. Bis zu diesem Brettspiel kannte ich Mage Knight nur als Tabletop-Spiel (Collectible Miniatures Game) von WizKidz/FanPro (2000). Das von WizKidz entwickelte und eingesetzte Clix-System wurde damals auch noch für weitere Settings neben Mage Knight aufgegriffen und wir finden es auch hier bei der Brettspiel-Variante wieder. Das Cover des vorliegenden Brettspiels zeigt die vier Mage Knights, die Spielfiguren, in deren Rolle die Spieler schlüpfen können. Dies sind Norowas, Größter der Elfenlords, Tovak Wyrmstalker, Oberster des Ordens des 9. Kreises, Arythea, die Blutkultistin und Goldyx, Mächtigster aller Drakonier. Von Vlaada Chvátil kannte ich bis dato so Spiele wie Galaxy Trucker, Dungeon Lords und Dungeon Petz, auf seine Ausführung der Mage Knight-Welt war ich schon sehr gespannt.
Auf der Rückseite der Spielschachtel fällt der Blick zunächst auf das dort abgebildete Bild, denn dort ist eine Spielsituation mit Spielbrett, diversen Karten, Markern und weiterem Zubehör dargestellt. Der Text darüber stimmt auf das Thema des Spiels ein: Mage Knight – Das Brettspiel ist ein episches Spiel voller Entdeckungen und Eroberungen. Schlüpft in die Rollen von vier legendären Helden in der Welt der Mage Knights und besteht eine Vielzahl von Szenarien, in denen ihr sowohl kooperativ spielen als auch gegeneinander antreten – und sogar solo spielen könnt. Der weitere Text erläutert im Groben den Spielablauf. Der Inhalt der Spielschachtel ist ebenso auf der Schachtelrückseite zu finden wie die technischen Daten (1-4 Spieler, ab 14 Jahren, ca. 60-240 Minuten).
Material und Spielregel
Mage Knight bietet eine Fülle an Material, dies merkt man auch schon gleich, wenn man den Karton zur Hand nimmt. Das komplette Spielmaterial lässt sich gut in und unter den Tiefziehteilen verstauen. Einzelne Elemente der Tiefziehteile lassen sich der Spielschachtel entnehmen, um bei Bedarf direkt am Spieltisch eingesetzt zu werden. Direkt ins Auge fallen einem die acht Mage Knight-Figuren, bestehend aus vier Heldenfiguren und vier Stadtfiguren aus Kunststoff. Die vier Stadtfiguren stehen auf einer Clix-Base, bei dieser Art von Base lässt sich ein Teil drehen, so dass in einem Sichtfenster die aktuellen Spielwerte der Figur sichtbar werden. In diesem Fall die Spielwerte der jeweiligen Stadt. Ebenfalls aus Kunststoff sind noch die 54 verschiedenfarbigen Manakristalle und die sieben Manawürfel.
Die zwei Spieltafeln (Ruhm und Ansehen, Tag und Nacht), bestehen ebenso aus stabilem Karton wie die 20 Spielplanteile (jedes Spielplanteil besteht aus sieben Hexfeldern) und die 196 Spielplättchen. Die Spielplanteile zeigen auf einer Seite unterschiedliche Geländemerkmale wie Wälder, Wüsten, Gebirge, etc., außerdem werden durch unterschiedliche Symbole noch relevante Orte markiert. Anhand der Spielplanteile wird während des Spiels das Spielfeld aufgebaut. Die 196 Spielplättchen unterteilen sich in 124 Heldenplättchen (für jede der vier Spielfarben gibt es: 15 Schildplättchen, 10 Fähigkeitsplättchen und 6 Wappenplättchen), 60 Feindplättchen (12x Orks, 8x Drakonier, 10x Monster, 10x Einheiten Burg, 10x Einheiten Stadt, 10x Einheiten Magierturm) und 12 Ruinenplättchen (8x Feinde und 4x Altare).
Des Weiteren gibt es auch noch 240 Spielkarten im normalen Kartenformat, diese unterteilen sich in 168 Handlungskarten (64 Basis Aktionskarten, 28 Fortgeschrittene Aktionskarten, 20 Zauberkarten, 16 Artefaktkarten, und 40 Verletzungskarten), 40 Einheitenkarten (20 normale (silberne), 20 Elite (goldene)), 12 Taktikkarten, 4 Stadtkarten, 4 Heldenkarten, 4 Fähigkeitsübersichten, 7 Ortsübersichten und 1 Wertungskarte.
Dem Spiel liegen außerdem noch zwei 2 Anleitungshefte bei, diese tragen die Titel Regelheft und Schritt-für-Schritt. Ursprünglich lagen meiner deutschen Version des Spiels diese Anleitungen nur in englischer Sprache bei. Beide Anleitungshefte haben einen Umfang von 20 Seiten.
Spielziel
Ein pauschales Spielziel gibt es bei Mage Knight nicht, abhängig vom gewählten Szenario gibt es unterschiedliche Spielziele. Die Szenarien geben vor, ob die Spieler gemeinsam auf ein Ziel hin spielen, oder ob es gegeneinander geht und es letztlich nur einen Gewinner geben kann. Die Ausprägung des Wettbewerbs ist ebenfalls abhängig vom Szenario. Die Endbedingung für das Einführungsspiel zum Beispiel lautet: Das Spiel endet, wenn die erste Stadt aufgedeckt wird. Nach der aktuellen Runde hat der Spieler mit dem meisten Ruhm gewonnen.
Spielvorbereitung
Vor dem eigentlichen Spielaufbau steht zunächst die Wahl des Szenarios. Im Regelheft werden 11 Szenarien vorgestellt, wobei sich eines davon ausschließlich an Solospieler richtet. Die Szenarien lassen sich als Wettbewerbs- oder Kooperationsszenarien klassifizieren, wobei diese beiden Komponenten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Wurde sich auf ein Szenario geeinigt, werden die Helden mitsamt dem zur Figur passenden Spielmaterial verteilt. Jeder Spieler bereitet mit seinem Material den persönlichen Spielerbereich vor. Gemäß des Spielaufbaus in der Szenario-Beschreibung gilt es nun die Spielfläche vorzubereiten, die Spielplanteile können zu unterschiedlichen Formen ausgelegt werden. Diese reichen von der Keilform bis hin zu einem vollständig freien Spielplan. Alle weiteren Spielkarten und Spielmarker werden nach Typ sortiert, gemischt und bereitgelegt. Die zwei Spieltafeln (Ruhm und Ansehen, Tag und Nacht) werden möglichst an einer Kopfseite platziert und mit den passenden Markern der teilnehmenden Spielfiguren bestückt. Die Manawürfel kommen auf die Tag und Nacht-Tafel. Nun werden noch die Taktikkarten vergeben, diese haben einerseits eine Sonderfunktion und geben andererseits auch die Spielreihenfolge vor, nach diesem Schritt kann mit dem Spiel begonnen werden.
Spielablauf
Jede Partie Mage Knight wird über mehrere Runden gespielt, wobei sich eine Runde in einzelne Spielzüge unterteilt. Nach einer Runde findet immer ein Tag-/Nachtwechsel statt. Ob es Tag oder Nacht ist hat Auswirkungen auf das Spiel, so sind zum Beispiel einige Geländefelder besser bei Tage zu bereisen als in der Nacht. Ebenso stehen bei Tag und bei Nacht unterschiedliche Taktikkarten für die Spieler zur Verfügung, anhand dieser Karten wird auch die Spielreihenfolge in der aktuellen Runde bestimmt.
Während eines Zuges haben die Spieler Handlungskarten gemäß ihres aktuellen Handkartenlimits auf der Hand. Mittels dieser Handlungskarten können unterschiedliche Aktionen durchgeführt werden. Eine Aktion, die immer möglich ist, ist die Bewegung, da hierfür beliebige Karten ausgespielt werden können, diese jedoch dann nicht mehr für andere Aktionen zur Verfügung stehen und nicht das Maß an Bewegung zulassen wie reine Bewegungskarten. Weitere Handlungen neben der Bewegung sind die Interaktion mit Bewohnern und der Kampf gegen Feinde (Monsterplättchen oder auch Mitspieler). Mithilfe der Manakristalle und Manawürfel lassen sich stärkere Handlungsvarianten auf den Handlungskarten aktivieren. Pro Spielzug hat man Zugriff auf einen Manawürfel aus der Quelle. Die Manakristalle können über bestimmte Spielelemente erlangt werden.
Der Landstrich des Szenarios wird nach und nach weiter erkundet, hierdurch kommen weitere Spielelemente ins Spiel, die von den Spielern genutzt werden können um mehr Ansehen und Ruhm zu erlangen. Diese Spielelemente können Dörfer, Kristallbergwerke, Burgen, Magiertürme und Klöster, aber auch Monsterbehausungen, Dungeons und Ruinen sein. Marodierende Orks und Drakonier treiben in der Welt ebenfalls noch ihr Unwesen. Zu guter Letzt spielen auch die Städte eine gewichtige Rolle, da sich ganze Szenarien darum drehen. Wichtig für den weiteren Spielablauf ist es auch, sein Handlungsdeck zu optimieren. Hierzu bekommt man im Laufe des Spiels Zugriff auf Zauber und fortgeschrittene Aktionskarten, die dem eigenen Handlungsdeck beigefügt werden.
Durch die Anhäufung von Ruhm während einer Partie bekommt jeder Mage Knight auch Zugriff auf besondere Fähigkeitsplättchen und die Möglichkeit mehr Anhänger um sich zu scharen. Diese Anhänger gilt es zu rekrutieren und somit immer schlagkräftiger zu werden.
Wurde eine Runde abgeschlossen, findet ein Tag/Nachtwechsel statt, jetzt werden die Kartenauslagen wieder aufgefüllt und die Manawürfel in der Quelle neu ausgewürfelt. Gemäß der umgekehrten Rangfolge auf der Ruhmtafel wählen die Spieler eine neue Taktikkarte. Danach beginnt der erste Spieler mit der neuen Runde.
Fazit
Auf Mage Knight war ich schon sehr gespannt. Zum Einen vermittelte es mir optisch einen guten Eindruck und zum Anderen hatte ich im Vorfeld auch viel Gutes über das Spiel gehört.
Es ist schon etwas seltsam, ein Spiel auszupacken, das zwar diverse Kartonteile beinhaltet, diese aber nicht ausgestanzt, sondern aus einer Schrumpffolie befreit werden müssen. Bemalte Figuren gibt es bei einem Spiel auch eher seltener. Hier setzt auch schon gleich der erste Kritikpunkt ein. Die Figuren weisen für dieses Spiel genügend Details auf, aber die Bemalung könnte besser sein. Farbabstufung sucht man hier vergebens, wobei eine derartige Bemalung den Preis für das Spiel, nochmals nach oben gehievt hätte. Bei den Städten sind lediglich die Dächer der Türme und Anbauten unterschiedlich. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal, abgesehen von der Base, gibt es nicht.
So richtig die Augen reiben musste ich mir aber, als ich den ersten Blick auf die Spielregel geworfen hatte. Nein, nicht der Umfang der beiden Anleitungshefte von 20 Seiten lies mich wundern, sondern die Tatsache, dass in meiner Ausführung von Mage Knight ausschließlich die Englischen Anleitungshefte beigefügt waren. Sicher, die deutsche Anleitung gibt es auf der Pegasus Seite im Internet, doch wenn ein Spiel schon Geld kostet, und Mage Knight ist nicht gerade ein günstiges Spiel, dann darf so etwas nicht sein. Sorry, aber das gibt ein dickes Minus. Mittlerweile habe ich auch die deutsche Spielregel vom Verlag erhalten.
In der Schachtel ist ziemlich viel Material, hier einen Überblick zu bekommen erfordert schon einen Durchhaltewillen. Die Texte auf den Spielkarten sind gut zu lesen und auch die Spielsymbole auf den Spielmarkern und Spielfeldteilen lassen sich gut erkennen. Das Material ist recht robust, und bietet selbst nach vielen Spielrunden keine Verschleißerscheinungen. Einige Schönheitsfehler sind mir aber dennoch aufgefallen. Bei meinem Exemplar haben einige Manakristalle haben ziemlich spitze Ecken, je nachdem wie man sie anfasst kann es schon einmal piksen. Außerdem bietet Mage Knight keine ausführliche Materialauflistung. Die meisten Erklärungen und Auszählungen finden sich in der Schritt-für-Schritt Anleitung und auf der Rückseite der Verpackung.
Wer sich mit Mage Knight befasst, sollte auch gleich die Errata von der Pegasus Internetseite heranziehen. So gibt es zum Beispiel einen Übersetzungsfehler auf der Artefaktkarte "Amulett des Dunkels"; auf der Karte wurde "Wüste" mit "Wald" vertauscht.
Mage Knight ist ein Spiel, welches nicht mal eben nebenher, sondern oft gespielt werden will um alle Feinheiten zu verinnerlichen. Das Spiel verlangt einiges an Einarbeitung, die Schritt-für-Schritt Anleitung bringt einem die unterschiedlichen Spielelemente nach und nach spielend bei. Gerade für Neulinge des Spiels eine tolle Vorgehensweise, aber auch zu empfehlen, wenn man das Spiel länger nicht gespielt hat.
In unseren Partien ist es immer mal wieder vorgekommen, dass ein Spieler zu Anfang keine "einfachen" Feinde bekämpfen konnte, sei es weil die Kartenhand nicht zum Kampf passte und einem die Mitspieler zuvor gekommen sind. Dadurch kann es passieren, dass man seine Spielfigur gar nicht, oder nur langsam verbessern kann, während die anderen Mitspieler an einem vorbeiziehen. Es kann daher schon frustrierend sein, immer hinterher zu spielen.
Dank der vielen Szenarien ist für Abwechslung gesorgt und je nach Laune kann es eben mal kooperativ und dann wieder kompetitiv zugehen.
Wer umfangreiche Spiele mit einem Deckbau-Mechanismus und Fantasy-Hintergund mag, der sollte sich definitiv Mage Knight näher anschauen. Bei mir kommt es immer wieder gerne auf den Tisch, wenn die Zeit es zulässt.
Ich danke dem Pegasus Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Mage Knight
Autor: Vlaada Chvátil
Illustration: J. Lonnee, Milan Vavroň, Chris Raimo
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl: 1-4 Spieler
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 60-240 Minuten
Jahr: 2012
Preis: ca. 58 Euro (Stand 03.11.2013)
Hier sind die übrigen Fotos: