Casa Grande
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Samstag, 26. Mai 2012 09:16
- Geschrieben von Petra
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Wer den italienischen Küstenlandstrich Cinque Terre (Cinque Terre bei Wikipedia) mit seinen kleinen, regelrecht an den Berg geklebten Häusern kennt, wird beim Blick auf die Spielschachtel von Casa Grande vom Ravensburger Spieleverlag vielleicht an einen dieser kleinen Orte denken. Denn Farben und Bauweise sind doch ähnlich. Wenn ich an Italien denke, sehe ich meist Wäscheleinen, Esel und streunende Katzen vor meinem inneren Auge. All dies finde ich auch auf dem Cover wieder. Doch zurück zum Spiel selbst.
Erfolgreich bauen und viel Geld verdienen! Noch ist das große Grundstück unbebaut. Nach und nach setzt ihr Bausteine und Plattformen ein und lasst Bauwerke in die Höhe wachsen. So lautet ein Teil des Einführungstextes, der zugleich Hinweise über den Spielablauf liefert. Das Bild daneben vermittelt einen ersten Eindruck vom Spielmaterial. Die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 8 Jahren, ca 30-45 Minuten) sind ebenso vorhanden wie eine Auflistung des Schachtelinhalts. Die abgebildete Tabelle gibt die Einschätzung des Verlages wieder: Demnach spielt die Strategie bei Casa Grande die Hauptrolle, Glück, Aktion und Kreativität besetzten die Nebenrollen und Wissen fristet ebenso wie Kommunikation nur ein Statistendasein.
Material und Spielregel
Legt man die Spielanleitung zur Seite, so fällt der Blick zunächst auf einen Spielplan aus stabilem Karton. Auf diesem ist auf der linken Seite eine Zahlenleiste mit Werten von 0 bis 9, der Bonusskala, und darüber ein Geldschein abgebildet. Das eigentliche Spielfeld befindet sich daneben und besteht aus diversen Quadraten.
Unter dem Spielplan verbergen sich fünf farbige Pappschachteln. Vier davon sind in den Spielfarben Beige, Orange, Rot Violett und Grau und beinhalten die jeweiligen Bausteine aus Kunststoff sowie die Plattformen. Diese Plattformen sind aus Karton und haben unterschiedliche Formen, einige Felder weisen zusätzlich helle quadratische Markierungen auf. Die kleinste Plattform hat drei, die größte neun Felder.
In der letzten Pappschachtel befinden sich Casa Grande Lire (CGL) aus einseitig bedrucktem Papier, in den Werten 3,4,5,6,9 und 25, wobei es zumindest in meinem Exemplar weitaus mehr als nur die in der Spielregel angegebenen 12 Scheine pro Wert sind. Die 4 Spielsteine und die 4 Markierungssteine, jeweils in den Spielerfarben, sind ebenso aus Holz wie der 6seitige Würfel.
Das farbige Anleitungsheft ist ein auf DIN A4 Format gefaltetes Papier. Die Anleitung ist strukturiert, die Graphiken aussagefähig. Es finden sich dort die Punkte Inhalt, Ziel des Spieles, Vorbereitung, Spielablauf und Ende des Spiels.
Spielziel
Möglichst viel Geld erwirtschaften ist das Ziel. Dies gibt es für Gebäude, je größer und höher diese sind, desto mehr Geld gibt es. Etwas Geld gibt es auch, wenn man auf der Bonusskala den Wert 9 überschreitet und "unten" wieder anfängt.
Spielvorbereitung
Die Vorbereitungen sind schnell getätigt. Das Spielbrett wird auf den Tisch gelegt, die Geldscheine mit dem Wert Neun kommen auf das entsprechende Feld des Spielplans, die übrigen Scheine werden sortiert daneben gelegt. Jetzt bekommt noch jeder Spieler Bausteine, Plattformen sowie Spielstein und Markierungsstein in seiner Farbe. Noch schnell die Markierungssteine auf Feld 5 der Zahlenskala und den Spielstein auf das nächstgelegen Eckenfeld gelegt, schon kann es losgehen.
Spielablauf
Die Spieler sind reihum am Zug. Die ersten zwei Schritte, Spielstein bewegen und Baustein setzen, sind Pflicht, der dritte Schritt, eine Plattform legen, ist dagegen optional. Wenn ein Stockwerk mit einer Plattform abgeschlossen wird, gibt es Geld.
Die Schrittweite des eigenen Spielzugs bestimmt der Würfelwurf, der Spieler kann jedoch den eigenen Markierungsstein auf der Bonusskala um die Felder nach unten setzen, um die er den eigenen Spielstein zusätzlich vorwärts setzen möchte. Die Position dieses Spielsteins bestimmt, auf welchen Feldern der Spieler seinen Baustein setzen darf. Bausteine dürfen auf eigene Steine oder eigene Plattformen, aber auch auf fremden Plattformen gesetzt werden. Bei letzterer Aktion bekommt der Besitzer der Plattform eine Ausgleichszahlung auf der Bonusskala. Endet der eigene Zug auf einem Eckfeld, und der Spieler möchte oder kann seine Spielfigur nicht weiter ziehen, so gibt es Punkte auf der Bonusskala.
Für das Legen von Plattformen gelten bestimmte Regeln. So dürfen durch die markierten Löcher nur die Zapfen der gleichfarbigen Bausteine zu sehen sein, durch die übrigen Löcher dagegen ist es egal. Hat ein Spieler eine Plattform gelegt, so bekommt er Geld aus der Bank. Die Höhe errechnet sich aus der Anzahl der Quadrate, aus denen die Plattform besteht, mal der Anzahl der Stockwerke.
Sobald ein Spieler seinen letzten Baustein gesetzt hat, wird nur noch die laufende Runde zu Ende gespielt. Der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt das Spiel.
Fazit
Farbige Pappschachteln in unterschiedlichen Farben zum Herausnehmen, das habe ich so auch noch nicht gesehen. Ist aber praktisch, denn so bekommt jeder Spieler Bausteine und Plattformen, ohne dass man diese mühsam zusammen suchen muss. Auch die Qualität der meisten Teile ist gut. Einige Bausteine lassen sich allerdings schwerer als andere zusammen stecken. Abstriche gibt es bei den Geldscheinen. Dass diese nur einseitig bedruckt sind ist nur eine Schönheitssache, aber das Papier ist recht dünn und wellt sich daher schnell.
Die Spielregel ist gut lesbar und verständlich geschrieben. Der Text lässt keine Fragen offen. Leider führt eine Abbildung bei der Beschreibung Plattform legen zu Irritationen. Auch mich hat diese Abbildung zu der falschen Annahme verleitet, dass eigene Bausteine nur unter markierten Feldern stehen dürfen. Dies ist aber nicht so, wie mir der Autor Günter Burkhardt erklärte.
Aber egal welche Variante gespielt wird, Casa Grande funktioniert in beiden Fällen. Die eine Version, mit dem erlaubten Überbauen eigener Bausteine, ist etwas einfacher, allerdings "verschenkt" man dann eigene Steine. Die andere Variante ist etwas komplizierter, dafür wird beim Plattform legen jeder Stein als Stütze benutzt.
Casa Grande kann man durchaus zu zweit spielen, mit steigender Spielerzahl macht es aber mehr Spaß. Zu Zweit geht man sich beim Bauen meist aus dem Weg, was mit steigender Spielerzahl fast unmöglich ist.
Es muss zwar gewürfelt werden, daher sind die Spieler schon vom eigenen Würfelglück abhängig. Durch die Möglichkeit über die Bonusskala, seinen Spielstein weiter zu ziehen und so in einer anderen Reihe oder Spalte zu bauen, ist die Abhängigkeit vom Würfelwurf aber abgeschwächt. Der Spieler ist so auch nicht gezwungen, "baulos" in einer Ecke auf die nächste Runde zu warten. Allerdings kann es trotzdem passieren, dass man genau dort, wo der nächste Baustein benötigt wird, nicht bauen kann, weil einem die passenden Bonuspunkte auf der Skala fehlen.
Doch weitaus öfter passiert es, dass einem ein Mitspieler in die Quere kommt. Denn wer selbst keinen Baustein für ein eigenes Bauwerk setzen kann, kann vielleicht den Superzug seines Mitspielers verhindern. Ein gutes Auge und somit eine gute Übersicht über bestehende Bauten und noch vorhandene Plattformen der Mitspieler ist sehr hilfreich dabei.
Für absolute Grobmotoriker ist Casa Grande sicher nichts, denn es kann mit steigender Höhe der Bauwerke schon mal etwas wacklig zugehen. Auch Grübler sollten bei Casa Grande außen vor bleiben; es sind zwar keine großen Entscheidungen zu treffen, aber wer dazu neigt, jede Möglichkeit im Geiste durchzugehen kann das Spiel ziemlich verzögern. Und dann macht Casa Grande keinen Spaß mehr.
Ich danke dem Ravensburger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Casa Grande
Autor: Günter Burkhardt
Illustration: Franz Vohwinkel
Verlag: Ravensburger Spieleverlag
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 8 Jahre
Dauer: ca. 30-45 Minuten
Jahr: 2011
Preis: ca. 26,00 Euro (Stand 24.05.2012)