Die Burgen von Burgund
- Details
- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Donnerstag, 05. Mai 2011 09:15
- Geschrieben von Petra
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Die Burgen von Burgund, so heißt das alea Spiel, dessen Prototyp mir in Essen auf der letztjährigen Spiel (2010) am alea Stand schon aufgefallen war, und das es jetzt als fertiges Produkt gibt. Im Normalfall hätte ich die Farbe der Spielschachtel mit weinrot beschrieben, aber in diesem Fall muss die Bezeichnung burgunderrot herbei. Das Bild auf dem Cover ähnelt einem Gemälde, allerdings zieht es sich, wie meist bei alea, über den Seitenrand. Eine stehende Aufbewahrung ist so möglich, ohne dass es im Regal hässlich aussieht. Auf dem Bild selbst ist ein Fluss abgebildet, der sich durch eine hügelige Landschaft schlängelt. Rechts und links des Flusses befinden sich Burgen, auf einer Wiese grast auch eine kleine Schafherde, auf dem Fluss sind einige kleine Schiffe zu erkennen. Unten auf der Spielschachtel befindet sich der Spieltitel auch auf Französisch Les chateaux de Bourgogne und Englisch The castles fo Burgundy. Ein kleines Banner weist zudem darauf hin, dass die Spielregeln auch in den zugehörigen Sprachen vorhanden sind.
Auf der Rückseite der Schachtel gibt es erste Informationen über Ort und Art des Spielgeschehens: Das Tal der Loire im 15. Jahrhundert. Als einflussreiche Fürsten setzen die Spieler alles daran, ihre Ländereien durch überlegten Handel und Wandel zu Wohlstand und Ansehen zu führen! Natürlich liegen auch diese Informationen in englischer und französischer Sprache vor. Das Bild darunter gewährt einen ersten Blick auf das Spielmaterial. Ich erkenne mehrere Tableaus, Teile eines Spielplans sowie diverse Würfel und Plättchen. Unter den technischen Daten (2-4 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 30-90 Minuten) gibt es noch den Anspruch (6 von 10 auf der alea Leiste) und eine Angabe des Inhalts. Die Burgen von Burgund wird von alea demnach als anspruchsvoller als Glen More angesehen.
Material und Spielregel
In der Spielschachtel gibt es einiges an Spielmaterial. Der Spielplan ist aus stabilem Karton, die insgesamt 164 Landschaftsplättchen dagegen sind aus dünnerem Material. Hierzu zählen 56 Gebäude-, 28 Tier-, 26 Wissens-, 16 Burgen-, 12 Minen-, und 26 Schiffsplättchen. In gleicher Stärke gibt es noch 42 Warenkärtchen, 20 "Silberlinge", 30 Arbeiterchips, 12 Bonuskärtchen und 4 Siegpunktescheiben. Die 8 Spielsteine (je 2 Scheiben in den 4 Spielerfarben) sind dagegen aus Holz und die 9 Würfel (je 2 in den 4 Spielerfarben und ein weißer) aus Kunststoff. Auch 6 recht dünne und somit leicht biegbare Spielertableaus gehören zum Spielmaterial. Deren Material möchte ich fast eher mit dickem Papier als dünnem Karton bezeichnen. Anleitungen in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch sind ebenfalls enthalten. Das Spielmaterial ist, natürlich bis auf die Anleitungen, sprachunabhängig.
Die Spielregel gibt es in einem 4-farbigen DIN A4 Heft, dessen dominierende Farbe ich als braun ansehe, auch wenn ich ein weinrot erwartet habe. Die Spielanleitung ist strukturiert und beinhaltet die Punkte Spielidee, Spielmaterial, Spielvorbereitung, Spielverlauf und Spielende. Eine Erklärung der unterschiedlichen Aktionen und Die Gebäude befinden sich unter dem Punkt Spielverlauf. Die gelben Plättchen ("Wissen") dagegen sind gesondert am Schluss aufgeführt. Auf jeder Seite gibt es zwei Spalten. In der breiteren findet man die ausführliche Anleitung, in der schmaleren wird das Wichtigste noch einmal kurz genannt. Einige Beispiele und Bilder verdeutlichen das Geschriebene zusätzlich.
Ziel des Spiels
Gespielt wird über 5 Durchgänge mit 5 Runden. Wie in fast jedem Spiel geht es auch bei Die Burgen von Burgund um Siegpunkte. Diese gibt es besonders durch Viehwirtschaft, Warenhandel und abgeschlossene Gebiete.
Spielvorbereitung
Einige Zeit wird für die Spielvorbereitung schon benötigt. Zunächst kommt der Spielplan auf den Tisch. Anschließend muss dieser mit den unterschiedlichen Plättchen bestückt werden. Auf die 5 Durchgangsfelder kommen jeweils 5 Warenplättchen und an die jeweils eingezeichneten Stellen die 12 Bonuskärtchen. Die 164 sechseckigen Plättchen werden nach ihren Rückseiten sortiert und zunächst verdeckt neben dem Spielplan gestapelt. Die Silberlinge und Arbeiterchips werden griffbereit neben den Spielplan gelegt.
Nun bekommt noch jeder Spieler ein Spielertableau, eine Burg, 3 zufällige Warenkärtchen, einen Silberling und, je nach Spielerreihenfolge, 1-4 Arbeiterchips sowie 2 Würfel, 2 Spielsteine und eine Siegpunktscheibe in seiner Spielfarbe. Der Startspieler erhält zudem noch den weißen Würfel.
Spielablauf
Gespielt werden 5 Runden in 5 Durchgängen. Jeder Durchgang muss zunächst vorbereitet werden. Hierzu werden die Sechseck-Plättchen der vorherigen Runde abgeräumt, etwaige vorhandenen Schiffe, Burgen oder Minen können liegenbleiben. Auf die Felder werden nun offen neue Sechseck-Plättchen gelegt, hierbei ist die Spielerzahl zu beachten. Auch auf die Rundenfelder kommen neue Warenkärtchen.
Die einzelnen Bereiche auf dem Spielplan sind mit Zahlen gekennzeichnet, auf dem Spielertableau sind die Felder ebenfalls nummeriert. Zu Beginn einer Runde würfeln alle Spieler gleichzeitig, der Startspieler zusätzlich noch mit dem weißen Würfel. Dieser Würfel bestimmt, auf welchem Depot das Warenkärtchen dieser Runde abgelegt wird. Bis auf den weißen Würfel kann das Würfelergebnis durch Abgabe eines Arbeiterchips um eins nach oben oder unten verändert werden. Im Anschluss daran führen die Spieler, die Reihenfolge bestimmt die Reihenfolgeleiste, ihre Aktionen durch. Vier Aktionen sind möglich:
- Ein Sechseck-Plättchen vom Spielplan nehmen: Das Plättchen darf nur aus dem erwürfelten Bereich stammen und muss zunächst auf dem Tableau auf ein freies Feld links unten abgelegt werden.
- Ein Sechseck-Plättchen im eigenen Fürstentum platzieren: Die Würfelzahl bestimmt, auf welches Feld ein Plättchen abgelegt werden darf; Plättchen dürfen immer nur angrenzend an andere abgelegt werden, etwaige Zusatzaktionen werden anschließend ausgeführt.
Wird ein Schiff platziert, nimmt sich der Spieler von einem beliebigen Warendepot die Waren und legt dieses auf dem eigenen Tableau ab, wenn möglich. Außerdem rückt er seinen Stein auf der Reihenfolgeleiste um ein Feld weiter. Wird dagegen ein Tierplättchen gelegt, so gibt es sofort Siegpunkte. Bei einer Burg darf sofort eine weitere Aktion ausgeführt werden und eine Mine bringt am Ende der Durchgänge jeweils einen Silberling. Wird ein Gebäude gelegt hängen die Auswirkungen von der Art des Gebäudes ab; es kann Siegpunkte, Silberlinge oder Arbeiterchips geben, eine Ware kann verkauft werden, aber auch Sechseckplättchen nehmen oder platzieren ist möglich. Wissensplättchen verändern dagegen bestehende Regeln oder wirken sich in der Schlusswertung bei der Siegpunktvergabe aus.
Wird hierbei ein Gebiet abgeschlossen, so gibt es sofort Siegpunkte, deren Höhe vom jeweiligen Durchgang und der Größe des Gebietes bestimmt wird. Die Spieler, die als erste oder zweite eine Gebietart abschließen, bekommen außerdem noch das zugehörige Bonuskärtchen und die entsprechenden Siegpunkte. - Eine Ware verkaufen: Die Würfelzahl gibt an, welche Warenstapel verkauft werden darf. Die Anzahl der Spieler bestimmt die Höhe der Siegpunkte.
- Zwei Arbeiterchips nehmen: Unabhängig von der Würfelzahl
Fazit
Im Normalfall freue ich mich immer, wenn ich ein neues Spiel vor mir habe und die Zubehörteile aus dem Stanzbogen löse. Bei den Burgen von Burgund war dies aber nicht so, da habe ich sogar einige unfeine Worte benutzt. Denn die Teile haben sich ziemlich gewehrt, ein Schiffplättchen ist trotz aller Sorgfalt sogar etwas beschädigt worden. Wie ich bereits erwähnt habe, sind auch die Spielertableaus ziemlich dünn, und somit anfällig gegen Verbiegen. Ein stärkeres Material wäre sicher besser gewesen. Allerdings würden dann wieder nicht so viele Bögen in die Schachtel passen.
Leider hat sich ein Fehler in die deutsche Spielregel eingeschlichen, der so spät entdeckt wurde, dass nur ein Zettel mit dem Hinweis Achtung! Die Abbildung bei Tierbesipiel auf Seite 6 ist falsch. Richtige Abb. siehe englische (oder franz.) Regel. beigefügt werden konnte. Aber immerhin gibt es diesen Zettel, auch wenn ich selbst ihn erst ziemlich spät entdeckt habe.
Dass Farben unterschiedlich wahrgenommen werden ist normal. Genauso normal sind die Farbabweichungen, die durch unterschiedliche Materialien zustande kommen. Grund für diese Bemerkungen ist die Farbe der Wissensplättchen und der zugehörigen Felder. In der Spielregel wird deren Farbe als gelb bezeichnet. Die Plättchen selbst haben aber eine hellgrüne Umrandung auf der Vorderseite; die Farbe der Rückseite ist ebenfalls hellgrün. Die Felder des Spielplans weisen den gleichen Farbton auf, nur die Felder der Spielertableaus können mit gutem Willen auch als gelb angesehen werden, hellgrün würde diese Farbe aber ebenso beschreiben, da die Farbe "irgendwo dazwischen" liegt.
Der Startspieler hat gegenüber dem letzten in der Runde einen großen Vorteil. Aber genau deshalb gibt es ja die Möglichkeit, sich durch das Setzen von Schiffen besser zu positionieren. Setzt allerdings jemand zu Anfang auf die Schiffe, hat er schnell einen Vorsprung, der in den weiteren Runden nicht immer aufzuholen ist. Deshalb gilt es auch bei Die Burgen von Burgund die Mitspieler und deren Züge immer im Auge zu behalten.
Die Würfel spielen bei Die Burgen von Burgund eine große Rolle, aber trotzdem ist es kein Weltuntergang, wenn einem das Würfelglück nicht hold ist. Denn dann kann man immer noch Arbeiter anheuern, die in einer der nächsten Runden dafür sorgen können, dass der Würfelwert pro Arbeiter um eins verändert werden kann.
Egal ob zu Zweit oder in großer Runde, das Spielgefühl bleibt immer gleich. Durch die Anpassung der Auslage auf die unterschiedlichen Spielerzahlen werden die Wahlmöglichkeiten gegen Ende der Durchgänge immer knapper. Sehr oft bleibt einem dann nur noch ein Aufstocken des Arbeitspersonals übrig. Zwei Dinge ändern sich allerdings doch. Zum Einen kann im Spiel zu zweit etwas mehr geplant werden, da nur ein Mitspieler zwischenzeitlich Plättchen nehmen kann. Zum Anderen ist das die Spielzeit. Gewürfelt wird zwar gleichzeitig, auch können theoretisch alle Spieler gleichzeitig planen, aber in der Praxis werden diese Planungen sehr oft durch die lieben Mitspieler zerstört, da diese ausgerechnet das Plättchen nehmen, auf dem die eigene Planung basiert.
Ich spiele Die Burgen von Burgund immer wieder gerne. Es gibt 9 unterschiedliche Landschaften, zudem noch die Möglichkeit, seine Startburg frei auf einem der dafür vorgesehen Felder zu platzieren, so dass die Herausforderungen immer wieder anders sind. Langeweile kommt bei Die Burgen von Burgund so schnell nicht auf.
Danke an den Ravensburger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: Die Burgen von Burgund
Autor:
Stefan Feld
Illustration: Julien Delval, Harald Lieske
Verlag:
Alea / Ravensbuger
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer:
ca. 30-90 Minuten
Jahr: 2011
Preis: ca. 29,50 Euro
(Stand 05.05.2011)