Tobago
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Samstag, 19. Juni 2010 13:19
- Geschrieben von Petra
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Als ich Tobago (Zoch Verlag) das erste Mal gesehen habe, dachte ich sofort an das Spiel des Jahres 2010. Und so ganz Unrecht hatte ich damals nicht, steht Tobago doch mittlerweile auf der Empfehlungsliste "Spiel des Jahres" 2010. Ein kurzer Blick nach Wikipedia bestätigt meine verschwommene Erinnerung an meinen Erdkundeunterreicht. Tobago ist eine Insel, gehört zu den Kleinen Antillen und liegt zwischen der südlichen Karibik und dem Atlantik, etwa 30 km nördlich von Trinidad. Doch zurück zum Spiel Tobago.
Auf dem Cover ist so viel zu sehen, das ich kaum weiß worauf das Auge zuerst fällt. Ist es der Schriftzug Tobago, der goldig schimmert? Oder ist es doch eher die Steinstatue, deren Blick auf eine geöffnete Schatztruhe fällt? Eine verrostete Schaufel und ein Schädel sind in unmittelbarer Nähe der Truhe zu sehen. Auf einem schmalen Weg, der vielleicht vom Strand herbeiführt, nähern sich zwei Menschen. Einer von ihnen hält eine Karte in der Hand. Schaut man genauer hin, so erkennt man etwas, das gewisse Ähnlichkeiten mit einem Spatenstiel aufweist.
Auf der Schachtelrückseite fällt der Blick zuerst auf eine Insel. Oder genauer gesagt auf den Spielplan, der eine Insel zeigt. Vermutlich zeigt das Bild eine Spielsituation, denn auf dem Plan sind einige Figuren zu erkennen und neben dem Plan liegen einige Karten und Marker. Darüber steht der Text: Das Abenteuer beginnt! Im Dschungel liegen Kisten voller Gold begraben. Eine soll sich angeblich neben der Hütte, unweit des größten Inselberges befinden. Eine ander Kiste muss dort sein, wo das Rauschen eines wilden Flusses zu hören ist. Eine genaue Angabe, was sich denn nun wirklich in der Schachtel befindet, ist nirgendwo zu sehen, dafür erfährt man, dass die Spielregeln in den Sprachen deutsch, englisch und französisch vorliegen. Die "technischen Daten" (2-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 60 Minuten) sind auf jeder Seite der Schachtel zu lesen.
Material und Spielregel
Öffnet man nun die Spielschachtel und legt den "Papierkram" (Anleitung und Hinweisblatt in deutsch, englisch und französisch) erst einmal zur Seite, so fällt der Blick auf überdimensional große Puzzleteile, eingebettet in ein Tiefziehteil. Diese Puzzleteile, es sind drei doppelseitige Spielpläne und 3 doppelseitige Klammern, sind aus dickem Karton und bilden zusammengesetzt den Spielbrett. Dadurch lassen sich bis zu 32 verschiedene Szenarien bilden. Diese Spielplanteile bilden gleichzeitig den "Deckel" für das übrige Spielmaterial. Ebenfalls aus Karton sind die 20 Amulette und die 60 Windrosen ( je 15 in den Spielerfarben gelb, grün, rot und blau). Aus Holz dagegen sind die Geländewagen (je 1 in den Spielerfarben gelb, grün, rot und blau) und die 68 Markierungssteine (je 17 in weiß, schwarz, braun und grau). Besonders schön gestaltet sind in meinen Augen aber die 4 Hütten, die 3 Palmen und die 3 Statuen. Die Spielkarten (52 Hinweiskarten, 39 Goldkarten und 2 Fluchkarten) haben eine vernünftige Stärke und sind mit ca. 45 x 65 mm zwar deutlich kleiner als übliche Spielkarten, aber das stört keineswegs. Diese Größe hat den Vorteil, dass man auf dem Spieltisch auch deutlich weniger Platz zum Ablegen der Karten benötigt.
Es gibt ein 6-seitiges DIN A4 Heft, d.h. ein Heft im herkömmlichen Sinne ist es eigentlich nicht, denn man klappt es auf, das sich den Spielregeln widmet. Dort sind die Punkte Spielziel, Spielablauf und Spielende zu finden. Ein eigenes, den Kartonmaßen angepasstes quadratisches Blättchen ist dem „Aufbau und Spielmaterial“ gewidmet und hat auf der Rückseite noch Erläuterungen zu den Hinweisen.
Ziel des Spiels
Bei Tobago schlüpft man in die Rolle eines Schatzsuchers. Mit Hilfe
diverser Hinweise wird per Ausschlussverfahren schließlich der Ort
bestimmt, an dem sich der Schatz befindet. Geborgen wird der Schatz von
demjenigen, der ihn mit seinem Geländewagen am ehesten erreicht. Jeder
Spieler, der sich mit Hinweisen beteiligt hat, bekommt auch seinen
Anteil an Gold. Nur ein Fluch kann dies verhindern. Der Spieler mit dem
meisten Gold gewinnt schließlich das Spiel.
Es muss zwar einiges aufgebaut werden, aber da das sehr anschaulich erklärt wird, ist das auch kein Problem. Zunächst wird der variable Spielplan zusammengesetzt und mit den Hütten, Palmen und Statuen bestückt, hierbei sind gewisse Regeln zu beachten. Amulette, Schatzkarten (Gold- und Fluchkarten) und Hinweiskarten kommen an die vorgesehenen Stellen auf die Klammern des Spielfeldes. Dann werden aus den verschiedenfarbigen Markierungssteinen die 4 Schatzpfade gebildet.
Jeder Spieler erhält noch einen Geländewagen, den er auf ein beliebiges Spielfeld stellt, und 15 Windrosen, beides jeweils in seiner Spielfarbe. Jeder Spieler zieht einen Hinweis vom Nachziehstapel und legt ihn, markiert mit einer seiner Windrosen, an einem unbesetzten Schatzpfad aus. Jeder Spieler erhält nun noch 4 (beim Spiel zu zweit 6) Hinweise auf die Hand. Dann kann es auch schon losgehen.
Ein Spieler wird zum Startspieler bestimmt und beginnt. Danach geht es reihum weiter. Der jeweilige aktive Spieler hat die Wahl zwischen zwei Aktionen:
Einen Hinweis geben
Da zu Anfang des Spiels die genauen Fundorte der Schätze nicht bekannt sind, wird vermutlich zuerst ein weiterer Hinweis gegeben und mit einer eigenen Windrose markiert. Beispielsweise liegt am weißen Schatzpfad (das ist der mit den weißen Klötzchen) die Karte „Neben einer Hütte“ aus, und die Karte „Im Dschungel“ wird zusätzlich ausgelegt. Jetzt weiß jeder, dass der Schatz nur an Stellen gefunden werden kann, die im Dschungel liegen und an eine Hütte angrenzen. Die möglichen Fundorte der Schätze werden jeweils mit den farbigen Klötzchen markiert, in diesem Fall also mit den weißen. Irgendwann ist dann per Ausschlussverfahren der genaue Standort bekannt.
Mit dem Geländewagen fahren
Wer möchte, kann auch anstatt einen Hinweis zu geben, mit dem Geländewagen bis zu drei Teilstrecken fahren. Jedes Amulett (Amulette kommen jedes Mal, wenn ein Schatz gehoben wurde, ins Spiel), das man unterwegs „überfährt“, kann eingesammelt werden.
Sobald ein Schatz erreicht wird, wird dieser gehoben. Hierzu werden von den an den Hinweisen beteiligten Spielern Karten vom Goldkartenstapel gezogen und an den, zuvor bestimmten, Schatzverteiler weitergegeben. Dieser zieht unbesehen eine davon und bietet sie, die Reihenfolge der Hinweise beachtend, den Spielern an. Es gibt in diesem Stapel auch Fluchkarten, die zur Folge haben, dass die Schatzverteilung sofort beendet wird. Wird eine Goldkarte nicht genommen, kommt sie auf einen Ablagestapel.
Sobald der Goldkartenstapel ausgeht, wird das Spiel beendet. Der jeweilige Schatz wird noch verteilt, fehlende Goldkarten werden vom Ablagestapel aufgefüllt. Wer nun das meiste Gold in seinem Besitz hat, hat das Spiel gewonnen.
Fazit
Jedes Mal, wenn ich den Spielplan zusammensetze, bin ich begeistert.
Das Spielmaterial ist wirklich schön gestaltet, und der Anblick der
Insel mit den Palmen versetzt mich in Urlaubsstimmung. Doch es ist nicht
nur die Optik allein; da der Spielplan aus drei beidseitig
unterschiedlich bedruckten Teilen gebildet wird, gibt es auch
entsprechend viele Möglichkeiten, ihn wieder zusammenzusetzen. Man kann
also jedes Mal eine andere Insel auf Schätze untersuchen.
Die unterschiedlichen Formate der beiden, zu den Spielanleitungen gehörenden Blättchen irritieren etwas. Zwar ist alles verständlich, mit
zahlreichen Bildern und Beispielen, erklärt, aber die unterschiedlichen Formate verhindern, das man das Zusatzblatt einfach "in" die Spielregel legen kann. Sicher, das ist nur eine Kleinigkeit, aber mich persönlich stört sie. Ein weiteres Manko ist, dass die Zusatzinformationen, die für das Spiel zu zweit
nötig sind, leicht überlesen werden können, da sie nicht hervorgehoben
werden. Mittlerweile gibt es eine überarbeitete Spielregel beim Zoch
Verlag, auf der auch einige Tipps für den Umgang mit den Fluchkarten
gegeben werden.
Auch die Spielmechanik ist erfrischend anders. Die Lage der Schätze
ist zu Beginn nicht bekannt und wird gemeinsam per Ausschlussverfahren
entdeckt. Wenn dieses Spielprinzip erst einmal verstanden wurde, die Art
des geforderten Denkens erschließt sich nicht jedem auf Anhieb, bringt
Tobago Spielspaß für jeden, der nicht auf pure Strategie fixiert ist.
Wer beim Spielen nicht viel grübeln will, ist mit Tobago gut bedient.
Spiel: Tobago
Autor:
Bruce Allen, Christian Opperer
Grafik: Victor Boden
Verlag:
Zoch
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer:
ca. 60 min
Jahr: 2009
Preis: ca. 28 Euro
(Stand 13.06.2010)