Dungeon Petz
- Details
- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Dienstag, 08. Oktober 2013 08:25
- Geschrieben von Stefan
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Mit dem Titel Dungeon Petz von Czech Games Edition aus dem Jahr 2012 liefert der Verlag eine weitere abgedrehte Spielidee gepaart mit Ressourcenverwaltung und Worker-Placement. Der Vertrieb des Spiels läuft in Deutschland über den Heidelberger Spieleverlag. Die fiesen Dungeon Lords aus dem gleichnamigen Spiel von CGE (2011), benötigen ständig Nachschub an knuddeligen Monstern. Ähm, Moment mal, natürlich brauchen die Nachschub an brutalen, schreckenerregenden vor Zähnen, Klauen und Tentakeln strotzenden Monstern. Und wer wäre für diesen Job besser geeignet als die fleißigen Kobolde. Jeder Spieler übernimmt also die Leitung einer solchen Monsterzüchter-Koboldfamilie und versucht sein Glück am heiß umkämpften Markt für die zukünftigen Schrecken der Verliese und Kerker.
Ein Blick auf die Rückseite der Spielschachtel vermittelt direkt einen ersten Eindruck von dem Spiel und der Einleitungstext skizziert gleich die Grundstimmung des Spiels. „Dieses Nest braucht verdammt noch mal einen Zooladen!“ keiner weiß mehr, welcher Kobold diese unsterbliche Weisheit ausgesprochen hat, aber dass das echt clever war, hat jeder kapiert. Der Stimmungstext liegt ausschließlich in deutscher Sprache vor, prangt doch auch auf Vorder- und Rückseite der Schachtel der Hinweis: Deutsche Ausgabe. Neben einer ausführlichen Auflistung des Inhalts wird das Spielmaterial mit dem passenden Bildmaterial ins rechte Bild gerückt. Die technischen Daten (2-4 Spieler, ca. 90 Minuten, ab 12 Jahren) zu Dungeon Petz lassen sich ebenfalls auf der Rückseite finden.
Material und Spielregel
Dungeon Petz liefert einiges an Spielmaterial. Öffnet man den Karton zum ersten Mal, so müssen zunächst einige Stanzbögen ausgedrückt werden. Aus stabilem Karton sind der zweiseitig bedruckte Hauptspielplan, die zweiseitig bedruckte Fortschrittstafel und die 4 Koboldbau-Pläne in den Spielerfarben. Ebenfalls aus Karton vorhanden sind noch 4 Schaukäfig-Pläne, 18 Kuschelmonster mit rotierender Wertescheibe, 6 Anbau-Spielsteine, 10 Artefakt-Spielsteine, 8 Ausstellungs-Spielsteine, 8 Kunden-Spielsteine, 8 Mutations-Marker sowie 4 Reputationspunkte-Marker. Die Spielkarten, bestehend aus 104 Tierbedarfs- und 5 Zaubertrank-Karten, sind im kleinen Kartenformat vorhanden. Weiterhin gibt es 40 Kobold-Figuren, 20 Leidens-Marker und 20 Befestigungselemente aus Kunststoff. Die 8 Lakaien-Figuren, 40 Gold-, 14 Gemüse-, 11 Fleisch- und 30 Mist-Marker sind ebenso aus Holz wie der Fortschritts- und der Startspieler-Marker. Ein Aufkleberbogen und das Regelheft liegen ebenfalls der Spielschachtel bei.
Vor der ersten Partie müssen die Kuschelmonster mittels der Befestigungselemente mit den Wertescheiben verbunden werden, ebenso sollte man die Lakaien und den Startspieler-Marker mit den passenden Aufklebern bekleben. Grundsätzlich lassen sich die Spielerfarben (rot, gelb, grün und blau) und die restlichen Ressourcenwürfel gut von einander unterscheiden. Die Spielanleitung unterteilt sich grob in die Bereiche Spielaufbau, Ablauf einer Runde, Spielende, Fortgeschrittenenspiel und Anhang. Im Abschnitt Ablauf einer Spielrunde werden die 6 Spielphasen ausgiebig in Wort und Bild, gespickt mit zahlreichen Anmerkungen und Beispielen, erläutert. Besonderheiten für das 2 und 3 Personenspiel sind im jeweiligen Abschnitt durch kleine Kobolde kenntlich gemacht worden.
Spielziel
Wie könnte es auch anders sein, streben die kleinen Kobolde doch danach ein Höchstmaß an Reputation aufzubauen. Oder anders ausgedrückt, wer nach der Schlussabrechnung die meisten Punkte einheimsen konnte, der gewinnt das Spiel. Punkte während des Spiels gibt es für Kuschelmonsterschauen, abschließend gibt es noch Punkte für Futter, Artefakte, Tränke und Gold, sowie für die Bestückung des Schaukäfig-Plans. Allerdings sollte man hier die Faktoren, die für negative Punkte ausschlaggebend sind, nicht außer acht lassen.
Spielvorbereitung
Bevor man mit dem Spiel beginnen kann, sind schon einige Vorbereitungen notwendig. Der Fortschrittsplan und der Hauptspielplan kommen beide in die Mitte des Tisches, beide Pläne gilt es jetzt noch mit diversen Pappmarkern, Ressourcenwürfeln und Kobolden zu bestücken. Auch die Spielkarten müssen in jeweils getrennten Stapeln bereit gelegt werden. Jeder Spieler bekommt noch einen eigenen Koboldbau- und Schaukäfig-Plan, sowohl der Koboldbau als auch der Plan für die Schaukäfige wird noch mit der Startausstattung bestückt. Weiterhin gibt es je eine Handkarten von den vier Bedürfniskartenstapeln für jeden Spieler, mit diesem Schritt ist dann die Spielvorbereitung auch abgeschlossen und man kann mit dem Spiel beginnen.
Spielablauf
Dungeon Petz spielt sich über fünf Runden á sechs Phasen, abschließend gibt es noch eine Schlussabrechnungsrunde. Teilweise agieren die Spieler parallel, in anderen Phasen ist die Spielreihenfolge ausschlaggebend. Beginnend mit Phase 1 – Aufbau werden die Spielauslagen aufgefrischt, beziehungsweise kommen neue Elemente wie neue Kuschelmonster, Anbauten und Käfige ins Spiel. Ganz wichtig ist auch, dass mit dem Beginn einer jeden Runde das zur Verfügung stehende Futter gemäß dem Fortschrittsplan aufgefüllt wird. Diese Phase kann von den Spielern gemeinsam durchgeführt werden.
In der daran anschließenden Phase 2 – Einkaufstour bildet jeder Spieler zunächst geheim hinter dem klappbaren Teil seines Koboldbaus sogenannte Koboldpossen. Unter Koboldpossen versteht man Gruppen von Kobolden und Gold, die Größe einer Koboldposse ist wichtig für die spätere Handlungsreihenfolge. Nach dem alle Spieler ihre Koboldpossen gebildet haben ziehen diese, beginnend mit der größten Koboldposse (Summe aus Kobolden und Goldstücken), auf Einkaufstour. Mittels der Koboldpossen kann man die unterschiedlichen Aktionen auf dem Hauptspielplan wahrnehmen. Hier lassen sich zum Beispiel neue Käfige oder Kuschelmonster kaufen, Tierfutter darf natürlich auch nicht fehlen. Vielleicht möchte aber man aber auch eines seiner gehegten Kuschelmonster verkaufen oder sich bei der nächsten Kuschelmonsterschau einen kleinen Vorteil verschaffen. Haben alle Spieler ihre Koboldpossen abgehandelt endet die zweite Phase.
Weiter geht es dann mit Phase 3 – Bedürfnisse, jedes Kuschelmonster hat unterschiedliche Anforderungen was Pflege und Fütterung angeht. Die jeweiligen Bedürfnisse der kleinen Monster werden von jedem Spieler mittels der Bedürfniskarten festgelegt. Die Kartenfarbe und -anzahl muss hier zu den Wertescheiben der Monster passen. Da jeder Spieler nur mit seinen eigenen Viechern beschäftigt ist, wird diese Phase gleichzeitig abgehandelt. Der erste Teil der Phase 4 – Angeben kann wieder parallel abgehandelt werden, hier müssen nun nämlich die zugeordneten Bedürfnisse erfüllt werden. Können Bedürfnisse nicht erfüllt werden, dann leiden die Kuschelmonster und das ist nicht gut. Im zweiten Teil der Phase 4 schickt man seine Monster auf Kuschelmonsterschauen, gut gepflegte Tierchen bringen hier die meisten Siegpunkte. In dieser Phase des Spiels kann es auch passieren, dass man sich unfreiwillig von einem seiner Lieblinge trennen muss.
Nach den Kuschelmonsterschauen wird es Zeit fürs geschäftliche, in Phase 5 – Bizniz kann man eines seiner Monster an den jeweils aktuellen Kunden verkaufen. Jeder Kunde (Dungeon Lord) stellt unterschiedliche Ansprüche an die zukünftigen Monster seines Dungeon, ein erfolgreicher Verkauf bringt mehr der ersehnten Siegpunkte. In der letzten Phase der Phase 6 – Altern, werden nicht nur die Viecher älter, sondern auch das Futter in den Speisekammern wird langsam ranzig. Jetzt kommen noch alle Kobolde nach Hause und dann beginnt eine neue Runde.
Zum Ende des Spiels gibt es nach Phase 6 der 5. Runde noch eine gesonderte Schlussabrechnung, letzte Siegpunkte werden nun noch auf der Siegpunktleiste vermerkt und wer am weitesten vorne liegt hat das Spiel gewonnen.
Fazit
Das Spielmaterial von Dungeon Petz ist von guter Qualität und die Illustrationen sind einfach klasse. Der Hauptspielplan ähnelt einem Wimmelbild und hin und wieder verliert man sich darin und schaut sich einfach nur die putzigen Kobolde an. Auch die Illustrationen der Koboldbauten strotzen vor Kreativität. Die knuddeligen Kuschelmonster tragen ihren Teil natürlich ebenfalls dazu bei. Die Spielregel ist sehr gut strukturiert und die Texte lassen sich auch problemlos lesen. Viele Beispiele verdeutlichen die einzelnen Regelpassagen. Schon nach der ersten Partie hat man die Piktogramme, welche sich auf den Spieltableaus befinden, verinnerlicht und kommt fast ohne die Spielanleitung aus.
Bei Dungeon Petz kommt es nicht nur alleine auf das Thema an, es ist vorausschauendes Planen gefordert, auf der Fortschrittstafel kann man sehen, welche Kuschelmonsterschauen als nächstes anstehen und welcher Kunde mit seinen ganz speziellen Wünschen dem Markt einen Besuch abstattet. Gezielt auf diese Anforderungen hinzuarbeiten ist die Kunst bei Dungeon Petz. Im Grunde gar nicht so schwierig, wäre da nicht die liebe Konkurrenz, die einem die wichtigen Ressourcen und passenden Monster vor der Nase wegschnappt. Ganz außer Acht darf man aber auch nicht den Glücksfaktor lassen, einiges lässt sich zwar planen, aber wenn die gezogenen und den Kuschelmonstern zugeordneten Bedürfnisse später nicht befriedigt werden können, dann steckt man in der Klemme. Vorsicht ist auch vor der Gattung der großen Grübler geboten, denn die Spielzeit kann sich dadurch immens verlängern, ansonsten kommt man gut mit den angegebenen 90 Minuten für eine vierer Partie hin.
Das skurrile Thema und die liebevolle Gestaltung des Spiels machen es gerade für Genre-Liebhaber zu etwas Besonderen. Auch in meinen Spielrunden ist das Spiel gut angekommen und natürlich greifen wir immer mal wieder gerne zu Dungeon Petz, um furchterregende Kuschelmonster für die Dungeon Lords da draußen zu züchten.
Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Dungeon Petz
Autor: Vlaada Chvátil
Grafik: David Cochard
Verlag: CGE (Czech Games Edition)
Vertrieb: Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 90 Minuten
Jahr: 2012
Preis: ca. 33 Euro (Stand 06.10.2013)