Das 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert, 3-5 Spieler, ab 13 Jahren, ca. 75-120 MinutenAuf den ersten Blick ist es nur eine Landschaft, die das Cover von Das 20. Jahrhundert (Heidelberger Spieleverlag, CGE) ziert, doch auf den zweiten Blick offenbaren sich zahlreiche Details. Fast scheint es eine Zeitreise zu sein, die man unternimmt, während der Blick von der Dampflok auf der linken Seite zur moderneren Variante rechts wandert. Industriebauten, oder besser gesagt deren Schornsteine, sind ebenso zu erkennen wie Wohngebiete.

Schachtelrückseite Im zwanzigsten Jahrhundert will jede Region Entwicklung und Wohlstand vorantreiben. Einige setzen auf Kommerz, andere auf Bildung. Forschung und Wirtschaftsboom ebnen ganzen Nationen den Weg in die Zukunft - doch in was für eine Zukunft? Wachstum erzeugt Müll und der größte Fortschritt geht mit ebenso großen Umweltbelastungen einher. So lautet der Einführungstext auf der Rückseite der Spielschachtel. Im weiteren Text wird etwas mehr über das Spielgeschehen selbst verraten. Einen ersten Eindruck vom Spielmaterial bieten zudem die Grafiken neben dem Text. Eine Liste des Spielmaterials ist ebenso zu finden wie die technischen Daten (3-5 Spieler, ab 13 Jahren, ca. 75-120 Minuten).

Material und Spielregel
Spielmaterial An Spielmaterial mangelt es wirklich nicht. So sind neben dem Spielplan noch 5 Spielertafeln, 45 Landplättchen, 30 Technologieplättchen und ein doppelseitiges Technologiekosten-Plättchen aus Karton enthalten. Aus Holz dagegen sind ein Technologiemarker, ein Rundenzähler und 4 Brücken sowie je eine Spielfigur, ein Wertungsmarker und 20 Bürgerchips in den Spielfarben Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett. Außerdem sind 95 kleine graue Müllwürfel aus Kunststoff enthalten. Zum Spiel gehören zudem noch 6 Wertungs-, 9 Umweltschaden-, 47 Münzen- und 47 Forschungspunktkarten, alle in der kleinen Kartengröße (43mm x 66mm). Eine Spielanleitung ist natürlich auch vorhanden.

Auf 12 farbigen DIN A4 Seiten finden sich dort die üblichen Punkte Spielmaterial, Vorbereitung und Spielablauf sowie am Ende des Heftes eine Erläuterung der unterschiedlichen Technologien. An einigen Stellen sind im Text Symbole enthalten, die sich auch auf einigen Plättchen oder dem Spielplan wiederfinden. So ist die Zuordnung wesentlich einfacher als wenn nur mit Worten gearbeitet würde. Zahlreiche Beispiele und Bilder verdeutlichen das Geschriebene zusätzlich.

Landplättchen Spielfigur, Wertungsmarker und Bürgerchips in den Spielerfarben, Brücken, Technologiemarker und Rundenzähler Technologieplättchen

Spielziel
Viel Einkommen, wenig Müll und Umweltschäden, so könnte es kurz heißen, denn dann gibt es auch viele Wohlstandspunkte (Siegpunkte). Und wer nach der Endabrechnung die meisten Wohlstandspunkte hat, gewinnt das Spiel.

Spielvorbereitung
Spielplan Die Spielvorbereitung ist recht einfach, erfordert aber trotzdem etwas Zeit. Zunächst wird der Spielplan auf den Tisch gelegt, jeweils eine Wertungskarte für die Runden 2 und 4 gezogen und auf das entsprechende Feld des Spielplans gelegt. Die Land- und Technologieplättchen werden nach den Zahlen auf der Rückseite sortiert, die einzelnen Stapel dann gemischt und verdeckt bereitgelegt. Auch die Münzen- und Forschungspunktkarten werden sortiert in Griffweite platziert. Insgesamt 5 Umweltschadenkarten werden gezogen, sortiert gestapelt und neben den Spielplan gelegt. Die Müllwürfel und die "Holzbrücken" kommen ebenso in Griffweite wie das doppelseitige Technologiekostenplättchen.

Spielertafel - Anfangswerte Jeder Spieler erhält ein Start-Landplättchen, eine Spielertafel, 10 Münzen und 10 Fortschrittspunkte als Karten sowie das Spielmaterial in seiner Spielfarbe. Die Wertungsmarker kommen nun auf das Feld 0 der Wolhlstandspunktleiste auf dem Spielplan, die Spielfiguren auf das Feld darunter, wobei hierbei ein Startspieler für die Landauktion festgelegt wird. Nun werden noch 2 Bürgerchips in den Städten ohne Müllverbrennung und ein Müllwürfel auf dem Start-Landplättchen der eigenen Auslage platziert sowie die entsprechenden Anfangswerte auf der Spielertafel mit Bürgerchips markiert.

Spielablauf
Gespielt werden 5 volle und eine verkürzte Runde, wobei die vollen Runden aus 6 Phasen bestehen. Wertungen erfolgen jeweils nach den geraden Runden.

Spielaufbau für ein Spiel zu drittPhase 1, Aufbau, dient der Vorbereitung. Zunächst wird der Rundenmarker eine Position weiter gezogen, das Spielfeld abgeräumt und anschließend neu mit den Land- und Technologieplättchen bestückt. Der Spieler mit dem größten Umweltschaden der Runde zuvor wird Startspieler; eine neue Umweltschadenkarte wird aufgedeckt. In einigen Runden steigen auch die Preise auf der Technologiekostenleiste. Der Technologiemarker wird wieder auf seinen Startpunkt gezogen.

Phase 2 beginnt mit der Landauktion. Die Spieler haben nun die Möglichkeit, mit ihren Münzen für ein Landplättchen, das vom jeweiligen Startspieler bestimmt wird, zu bieten. Gewinnt ein Spieler sein erstes Landplättchen, so bekommt er einen Müllwürfel, außerdem für jedes erworbene Plättchen einen Bürgerchip. Bei jedem weiteren Landplättchen gibt es einen weiteren Müllwürfel dazu. Außerdem wird der Gewinner der Startspieler der nächsten Bietrunde. Mit jedem vergebenen Landplättchen wird zudem der Technologiemarker um ein Feld nach rechts gezogen, der Preis für Technologie sinkt also.

Wer an dem ausgesuchten Landplättchen nicht interessiert ist, kann passen, aber auch komplett aus der Auktion aussteigen. Steigt man aus, wird die Spielfigur versetzt; die ersten in das große Feld unter der Technologieleiste, die letzte in das kleine Feld. Nun kann man sich ein Technologieplättchen nehmen und den auf der Technologieleiste angegebenen Preis zahlen. Bei manchen Plättchen gibt es einen Müllwürfel, bei anderen wird, je nach Symbol, der Schadstoffmarker nach links oder rechts bewegt. Die Spieler, die bei einer Auktion leer ausgehen, bekommen eine Ausgleichszahlung.

UmweltschadenkartenIn Phase 3, Umweltschäden eindämmen, gibt es wieder eine Auktion. Jetzt werden die Spielfiguren, beginnend mit dem Spieler, dessen Figur in dem kleinen Feld steht, auf der Gebotsleiste für die Umweltschäden gesetzt. Die Auktion endet, sobald in jeder Spalte eine Figur steht. Gezahlt wird mit den gebotenen Forschungspunkten, entsprechend den Angaben auf der Umweltschadenkarte gibt es für die meisten nun Müllwürfel und Umweltschäden.

In Phase 4, Administration, wird zunächst der neue Müll auf die neuen Landplättchen verteilt. Anschließend werden die neuen Landplättchen und die Einrichtungen angelegt, entweder Ecke an Ecke oder Kante an Kante an bereits ausliegende Plättchen. Die Plättchen können dabei auch gedreht werden. Nun werden die Bürger platziert, auf jedes Landplättchen kommt ein Bürger, die Stadt ist frei wählbar. Jetzt können auch die Technologien, hierbei wird zwischen einmaligen Aktionen (z.B. Brücke bauen, Bürgerchip setzen...) und mehrmaligen Aktionen (z.B. gegen Abgabe von Münzen oder Forschungspunkten einen Müllwürfel entfernen) unterschieden, eingesetzt werden. Am Schluss dieser Phase werden noch die Ertragsskalen aktualisiert.

In Phase 5 wird der Ertrag, also Münzen, Forschungspunkte und Wohlstandspunkte, entsprechend der Ertragsskalen verteilt. Für jede besetzte Recyclinganlage kann man von diesem oder einem angrenzenden, mit einer Bahnlinie verbundenen Plättchen einen Müllwürfel entfernen. Die Spielfigur wird wieder zum Landauktions-Bereich versetzt, wobei der Spieler, der den größten Umweltschaden erhalten hat, zum neuen Startspieler wird.

Wertungskarten: Links für Runde 2, Rechts für Runde 4Phase 6 dient der Bonuswertung, findet also nur jede zweite Runde statt. Gemäß der ausliegenden Wertungskarten werden nun Wohlstandspunkte verteilt.

Runde 6 ist eine verkürzte Runde. Es finden keine Auktionen mehr statt, es können nur noch die Technologien genutzt werden, Wohlstandspunkte werden nochmals verteilt und die Recyclinganlagen genutzt. Anschließend findet die letzte Wertung statt. Nun gibt es Punkte für Landplättchen ohne Müll oder Abzug wenn mehr als ein Müll dort vorhanden ist. Gemäß dem Marker auf der Leiste für Schadstoffbelastung gibt es Wohlstandspunkte oder Abzüge. Außerdem gibt es Punkte, wenn man in den Bereichen Kommerz und Forschung besser abgeschlossen hat als die Mitspieler. Auch die Anzahl der Münzen spielt noch eine Rolle bei der Punktevergabe.

Das Spiel endet nach der Wertung am Ende von Runde 6, Sieger ist der Spieler mit den meisten Wohlstandspunkten.

Start-Landplättchen und Spielertableau, die Anfangswerte resultieren aus dem Start-Landplättchen Münzen- und Forschungspunktkarten "Mögliche eigene Auslage" sollte es eigentlich heißen, bekommt aber doch besser den Titel "Fehlersuchbild"

Fazit
Der einzige Schwachpunkt am Spielmaterial ist das Innenleben der Spielschachtel, denn der trennende Streifen dort trennt nicht wirklich, so dass die einzelnen Plättchen munter durcheinander purzeln können, wenn man den Karton bewegt. Die Karten, Müllwürfel und Holzteile sind zum Glück in Druckverschlussbeuteln, so ist die Sortierarbeit zu Beginn eines Spiels etwas geringer.

Auch die Spielregel gefällt mir. Sie ist nicht nur gut zu lesen, sondern enthält auch viele Beispiele. Wichtige Hinweise sind farbig hervorgehoben und Beispieltexte zudem kursiv. Sowohl  Wertungskarten als auch Technologieplättchen sind in Wort und Bild erklärt. Es bleibt wirklich keine Frage offen.

Der Spielplan ist klar und übersichtlich, aber trotzdem schön anzusehen. Fast intuitiv weiß man sofort, wo welche Plättchen gelegt werden müssen. Je nach Spielerzahl wird eine unterschiedliche Anzahl Plättchen ausgelegt, auch diese Information kann man dem Spielplan entnehmen. Ebenso kann man erfahren, was in Phase 2 und 3 so zu tun ist.

Die Schwierigkeit liegt bei den Phasen 4 (Administration und Technologieeinsatz) und 5 (Ertrag und Recycling). Technologien und Recycling wurden gerne in einen Topf geworfen und gleichzeitig abgehandelt. Eine Übersicht der einzelnen Phasen mit den unterschiedlichen Punkten für jeden Spieler würde hier sicher helfen.

Egal in welcher Besetzung man Das 20. Jahrhundert spielt, durch die Anpassung der ausgelegten Landschafts- und Technologieplättchen sowie der Gebotsleisten auf Umweltschäden und den unterschiedlichen Startfeldern des Technologiemarkers ist das Spielgefühl jedes Mal gleich.

Je mehr Landschaftsplättchen man bekommt, desto mehr steigt der Ertrag, an Münzen, Forschungspunkten und/oder Wohlstandspunkten. Doch es gibt auch immer Müll dazu; ein zu schneller Ausbau wird zudem mit weiterem Müll bestraft. Entscheidet man sich nun für einen langsamen Ausbau mit wenig Müll oder doch eher für eine schnelle Bauweise und hofft darauf durch Technologien noch Müll zu entsorgen? Schließlich gibt es bereits ab 2 Müll pro Plättchen 5 Punkte Abzug, pro weiterem Müll  werden nochmals 5 Punkte abgezogen. Also wirklich Grund genug, keinen Müll zu sammeln. Aber auch die Schadstoffbelastung sollte man vermeiden, denn dort hagelt es Abzüge. Umweltfreundlichkeit dagegen wird mit Pluspunkten belohnt. Andrerseits benötigt man Forschungspunkte um die Umweltschäden (Phase 3) einzudämmen.

Bei Das 20. Jahrhundert muss man wirklich auf vieles gleichzeitig achten. Sich nur auf die Größe der eigenen Landschaft zu konzentrieren wird meist hart bestraft. Ist die Landschaft dagegen zu klein, hat man oft nicht genügend Kapital um etwas für den Umweltschutz zu tun.

Nur mal eben lässt sich Das 20. Jahrhundert sicher nicht spielen, dazu ist es zu komplex und auch die Spielzeit ist zu lang. Nicht jeder möchte sich so lange mit einem Spiel auseinandersetzen. Aber es bietet dafür einiges, Interaktion in den Bietphasen und das Erschaffen eigener Ländereien, ohne dass einem die Zeit irgendwann lang vorkommt. Und Umweltschutz als Thema gab es auch noch nicht allzu oft.

Das 20. Jahrhundert wird in meinen Spielrunden sicher noch öfter auf den Tisch kommen.

 

 

Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares

Spiel: Das 20. Jahrhundert
Autor: Vladimír Suchý
Illustration: Milan Vavron
Verlag: CGE (Czech Games Edition), Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 3-5 Spieler
Alter: ab 13 Jahre
Dauer: ca. 75-120  Minuten
Jahr: 2010
Preis:ca. 27,00 Euro (Stand 03.06.2011)

 

 

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