Die Minen von Zavandor
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Mittwoch, 23. Februar 2011 13:15
- Geschrieben von Petra
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Brauntöne dominieren auf der ziemlich schlicht aussehenden Spielschachtel von Die Minen von Zavandor (Lookout Games). Ein Zwerg mit Zöpfen und Helm hält eine Fackel in der linken Hand. Die Flamme der Fackel erleuchtet den Schriftzug des Spieltitels. Das Wort Minen wird regelrecht betont, wohl damit es niemand mit dem bereits 2004 im gleichen Verlag erschienenen Das Zepter von Zavandor verwechseln kann. Dezent auffällig, treffender kann ich es nicht beschreiben, sieht rechts unten der Hinweis mit dem Schriftzug Lookout 10 Jahre! aus.
Auf der Rückseite der Spielschachtel ist schon mehr los, aber auch hier dominieren gedeckte Farben. Von dem links oben abgebildeten Berginneren mit diversen Stollen, es sind hier auch einige Spielkarten abgebildet, wandert mein Blick zur anderen Seite und zum nächsten Bild. Dort sind ein Spielbrett sowie größere Karten abgebildet. Darunter sitzt ein Zwerg auf einem goldenen Thron. Im hell unterlegten Text neben dem Zwerg erfährt man, warum es überhaupt zur Spielhandlung kommt: Grimmborn, König der Zwerge von Zavandor, seufzte. Seine Amtszeit neigte sich dem Ende entgegen, und ihm blieb nur noch eine Aufgabe: seine Nachfolge zu regeln. Wie es die Tradition wollte, konnte er immerhin eine Vorauswahl der Bewerber treffen und schließlich zwei bis vier von ihnen als befähigt bestimmen, am Zug durch die Minen teilzunehmen. Erst jetzt lese ich den Text darüber und bekomme so einen ersten Einblick auf das Spielgeschehen selbst. Ebenfalls auf der Rückseite der Spielschachtel befindet sich die Inhaltsauflistung, die technischen Daten (2 - 4 Spieler, 45-90 Minuten, ab 10 Jahren) dagegen stehen auf den Schachtelseiten.
Material und Spielregel
Die Spielschachtel selbst ist angenehm niedrig und nimmt daher auch nicht viel Platz im Spielregal weg. Das oft übliche Innenleben fehlt, sämtliche Spielpläne liegen direkt auf dem Schachtelboden, so kann auch nichts verbogen werden. Insgesamt gibt es 7 gleich große Spielpläne aus Karton mit matter Oberfläche. Ein doppelseitig bedrucktes Spielbrett für den Königsweg, das zwar auf jeder Seite den gleichen Weg aufweist, aber einmal in graphisch schöner Weise gestaltet ist, wobei auf der anderen Seite mehr Wert auf die Übersichtlichkeit gelegt wurde. Ebenfalls doppelseitig bedruckt sind auch die 4 Spielertableaus, für jeden Zwergenclan eins. Während die Tableaus der Clans auf der einen Seite alle übereinstimmen, unterscheiden sie sich auf der anderen Seite. Die beiden Ablagebretter für die zu versteigernden Erweiterungen sind nur einseitig bedruckt. Die Spielpläne lassen sich leicht biegen, einige Seiten sind, zumindest bei meinem Spielexemplar, etwas "ausgefranzt". Insgesamt wirken die Spielpläne auf mich nicht ganz so gut wie die einiger anderer Verlage. Des Weiteren gibt es 112 Edelsteinkarten (28x Kupferloren, 23x Eisenloren, 18x Bronzeloren und 43x Holzloren). Diese Karten sind im "kleinen" Spielkartenformat. Auf der Rückseite dieser Karten kann man an der Größe und Art der dort abgebildeten Edelsteine erkennen, wie oft sich welche Art ungefähr in dem Stapel befindet. Daneben gibt es im "großen" Format noch 56 Erweiterungskarten. Aus Holz dagegen sind die Startspielerfigur (gelb), die Königsfigur (schwarz), 20 kleine graue Scheiben (1 Siegpunkt), 10 große gelbe Scheiben (5 Siegpunkte) und 70 rote Würfel (Aufwertungssteine). Interessant finde ich, dass sowohl bei den Siegpunktmarkern als auch bei den Aufwertungssteinen ein "ca." bei der Zahlenangabe steht.
Eine Spielregel gibt es natürlich auch. Nicht in Hochglanz, sondern 8 Seiten mattes Papier in DIN A4 Format. Nach den Einführungsworten und der Inhaltsaufzählung wird die Spielvorbereitung in Bild und Wort deutlich beschrieben. Auch der Spielablauf, das Spielende sowie die Variante mit unterschiedlichen Spielertableaus werden verständlich beschrieben und mit zahlreichen Bildern und Beispielen verdeutlicht. Zum Schluss wird der Aufbau der unterschiedlichen Karten noch an einigen Beispielen erläutert.
Spielziel
Jeder Spieler übernimmt einen Zwergenclan und versucht, durch geschicktes Einsetzen der eigenen Edelsteine, am Spielende die meisten Siegpunkte zu besitzen, denn dann gewinnt er das Spiel.
Spielvorbereitung
Die Spielvorbereitungen sind zwar nicht schwierig, benötigen aber trotzdem etwas Zeit. Zunächst werden der Königsplan und die beiden Ablagebretter für die zu versteigernden Erweiterungen möglichst zentral auf den Tisch gelegt. Vor jeden Spieler wird zudem ein Spielertableau abgelegt. Damit alle Spieler die gleichen Bedingungen haben, sollte zunächst mit den gleichen Seiten begonnen werden. Die jeweiligen Lorenstapel werden gemischt und neben den Spielplänen bereit gelegt, dabei sollte man auch schon Platz für die zugehörigen Ablagestapel reservieren. Die großen Karten werden nach den Kartenrückseiten sortiert. Vom Stapel ohne Edelstein in der Mitte bekommt
jeder Spieler eine Karte, dies ist die Start-Spruchrolle. Überzählige Karten kommen aus dem Spiel. Je nach Anzahl der Spieler müssen noch Erweiterungskarten aussortiert werden. Die restlichen kommen offen auf das entsprechende Feld des Tableaus, wobei die Karten mit der dunklen Rückseite unten liegen müssen. Zwei Karten werden jetzt jeweils auf die Felder rechts daneben gelegt. Die Königsfigur wird auf das Startfeld des Königswegs, die andere Figur vor den Startspieler gestellt. Die übrigen Holzmarker kommen ebenfalls griffbereit auf den Tisch. Nachdem noch jeder Spieler eine Übersichtskarte bekommt, kann das Spiel wirklich losgehen.
Spielablauf
Das Spiel selbst besteht aus mehreren Runden. Die Anzahl der Runden wird vom Weg der Königsfigur bestimmt, denn wenn diese die Krönungshalle erreicht, wird nur noch die aktuelle Runde beendet. Eine Runde besteht aus vier aufeinander folgenden Phasen:
- Einkommen: Das Einkommen wird durch die Aufwertungen des Familienclans und der auf dem Tableau liegenden Karten bestimmt. Beginnend beim Startspieler erhält jeder Spieler die entsprechende Anzahl Edelsteinkarten der Lorenstapel oder auch Aufwertungssteine. Letztere werden sofort eingesetzt. Jetzt können auch Spruchrollen verwendet werden.
- Handel: Entweder mit der Bank im Verhältnis 2:1 oder mit einem Mitspieler nach den jeweiligen ausgehandelten Konditionen.
- Versteigerung: Für die am Tableaurand liegenden Erweiterungskarten wird nun verdeckt, für alle Karten gleichzeitig, geboten. Je nach Höhe des eigenen Gebotes, vorausgesetzt es ist höher als das der Mitspieler, bekommt man einen Siegpunkt oder kann zwischen Siegpunkt, Karte oder Karte und Siegpunkte wählen. Die Karten des Höchstbietenden werden auf den jeweiligen Ablagestapeln abgelegt, die der anderen bleiben im Spiel, sind bis zum Ende der Runde aber blockiert. Der Sieger der Saphir-Versteigerung bewegt noch die Königsfigur in Pfeilrichtung weiter. Meist hat er hierbei zwei Wahlmöglichkeiten.
- Aufwertung: Nun werden der Zwergenclan und die ausliegenden Erweiterungskarten aufgewertet, indem man entsprechende Edelsteinkarten abgibt und einen roten Würfel auf das passende Feld legt. Die Kosten für den Zwergenclan werden durch das Feld bestimmt, auf dem die Königsfigur steht, die Karten kosten den jeweils dort abgebildeten Wert. Jetzt dürfen auch alle Edelsteinkarten wieder auf die Hand genommen werden.
Fazit
Die Spielschachtel ist wirklich gut gefüllt, auch die Spielanleitung ist verständlich geschrieben und beantwortet alle Fragen, allerdings können die Sonderregelungen für zwei oder drei Spieler leicht überlesen werden. Die Schrift dort ist auch nicht zu klein. Leider macht das Spielmaterial meines Exemplars den bisherigen guten Eindruck etwas zunichte, denn die Qualität der Spielpläne ist nicht so gut wie die anderer Verlage. Beim Spiel selbst stört dies aber nicht. Eine detaillierte Auflistung aller Karten und deren Funktionen findet sich online unter www.zavandor.de heißt es auf der letzten Seite der Spielregel, doch bis heute (17.02.2011) habe ich dort nur Informationen über das Zepter gefunden.
Die Minen von Zavandor ist ein Spiel mit recht einfachen Spielregeln, es dann aber auch erfolgreich zu spielen ist dagegen nicht ganz so einfach. Soll man seine Edelsteinkarten nun in der Versteigerung einsetzen, um möglichst erfolgreich zu sein? Oder doch lieber für die Aufwertungsphase zurücklegen? Oder sogar versuchen, die Saphirversteigerung zu gewinnen, um selbst Einfluss auf den Zug der Königsfigur zu haben? Dazu noch die Frage, ob man besser handelt oder nicht? Und wenn ja, mit wem. Zugegeben, im Spiel zu zweit wird der Handel untereinander meist vernachlässigt.
Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass man bestraft wird, wenn man zu Beginn geschlafen hat. Denn nur, wenn man das eigene Einkommen steigert, hat man die Chance die Versteigerungen auch zu gewinnen. Auf jeden Fall sollte man seine Mitspieler aber beobachten, denn dann kann man leichter einschätzen, auf welche Karten sie bei einer Versteigerung setzten werden. Bei Die Minen von Zavandor sind wirklich einige Spiele nötig, um die verschiedenen Möglichkeiten zu erfassen und in das Spiel hinein zu kommen. Diese Chance sollte man sich und dem Spiel auf jeden Fall geben. Denn dann macht Die Minen von Zavandor wirklich Spaß. Allerdings muss man Versteigerungen mögen und damit leben können, den Zuschlag nicht zu bekommen.
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: Die Minen von ZavandorAutor: Alexander Pfister
Grafik: Klemens Franz
Verlag: Lookout Games, Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 2-4 Personen
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 45-90 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 24,00 Euro (Stand 20.02.2011)