Jäger der Nacht

Jäger der Nacht, 4-8 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 30-50 Minuten Schaurig schön, so könnte man das Cover der quadratischen Spielschachtel von Jäger der Nacht (Kosmos Verlag) kurz beschreiben. Denn dort sieht man einen heulenden, auf zwei Beinen stehenden Wolf auf einem Felsvorsprung vor einem leuchtenden Mond. Auf der rechten Seite erblickt man eine dunkle Burg mit rot erleuchteten Fenstern, zudem sind fliegende Fledermäuse über das ganze Cover verteilt. Mit einem Wort: Unheimlich!

Schachtelrückseite Auf der Rückseite der Spielschachtel ist in der linken oberen Ecke eine Vampirin abgebildet, auch Fledermäuse gibt es wieder. Blitzschnell ist die Nacht hereingebrochen. Dunkelheit legt sich über die Gefahren: Werwölfe schleichen auf leisen Pfoten, Vampire lauern überall. Jeder jagt jeden. Und die Menschen stehen zwischen den Fronten. So lautet der stimmungsvolle Einführungstext. Das Bild daneben zeigt eine Spielsituation, auch einige Spielkarten sind abgebildet. Eine Auflistung des Spielmaterials fehlt ebenso wenig wie die Kosmos Info-Box, die sowohl die technischen Daten (4-8 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 30-50 Minuten) als auch die Verlagseinschätzung (Glückspilze und Draufgänger sind hier gefragt, noch besser ist es jedoch wenn man zu den Überlebenskünstlern zählt, während Planen einen nicht wirklich weiterbringt) wieder gibt.

Material und Spielregel
SpielmaterialIn der Spielschachtel befindet sich ein Spielplan sowie 6 zugehörige Orte aus stabilem Karton, die zufällig dort eingefügt werden können. Aus Holz dagegen sind die Spielfiguren und die Marker, jeweils in den Farben gelb, grün, grau, braun, rot, orange, schwarz und violett. Die 80 Karten erscheinen mir etwas dicker als üblich. Sie werden unterschieden in 18 blaue Vorteilskarten (Ausrüstung oder Ereignis), 18 rote Kampfkarten (Ausrüstung oder Ereignis) 16 grüne Orakelkarten, 20 Charakterkarten (8 Menschen, 6 Werwölfe, 6 Vampire) sowie 8 Ablagekarten mit Kurzübersicht. Zwei Würfel vervollständigen das Spielmaterial, ein normaler 6-seitiger und ein eigenwillig geformter 4-seitiger Würfel.

Natürlich fehlen auch die Spielregeln nicht. Diese befinden sich auf einem Blatt, das ungefähr Schachtelgröße hat. Auf der einen Seite findet man eine Kurze Einführung, auf der anderen Seite die Spielanleitung mit den Punkten Vorbereitung des Spiels und dem Spielablauf im Detail. Daneben gibt es noch den Almanach, einem nur in schwarz-weiß gehaltenen DIN A5 Heft mit 8 Seiten. Dort gibt es nach einem Artikel zur Auswahl der Charaktere eine Erklärung Wichtiger Begriffe sowie Erläuterungen zu den Charakterkarten, Orakelkarten, Kampfkarten und Vorteilskarten.

Orakelkarten KampfkartenVorteilskarten

Spielziel
Charakterkarten: Werwolf, Vampir, Mensch Jeder Spieler übernimmt einen Charakter, wobei die jeweiligen Ziele der Charaktere unterschiedlich sind. Werwölfe und Vampire haben das Ziel, die jeweils andere Gruppe auszuschalten. Menschen kämpfen dagegen immer für sich allein.  Das Spiel endet, sobald ein Spieler das Ziel, das auf seiner Charakterkarte steht, erreicht. Alle Spieler, deren Ziele erreicht wurden, gewinnen.

Spielvorbereitung
Der Spielplan wird auf den Tisch gelegt und mit den 6 Orten zufällig bestückt. Anschließend werden die Spielkarten, ihren Rückseiten  blau, grün und rot entsprechend, gemischt und an die zugehörigen Stellen des Spielplans angelegt. Jeder Spieler erhält nun noch eine Spielfigur, einen Marker und eine Ablagekarte in gleicher Farbe. Die runden Marker kommen auf das Startfeld der Schadensskala, die Spielfigur in die Mitte des Spielplans. Die Charakterkarten werden in Vampire, Werwölfe und Menschen getrennt. Je nach Erfahrung und Größe der Spielgruppe kommen unterschiedliche Kombinationen zum Einsatz. Nun zieht jeder Spieler eine Charakterkarte, die er verdeckt auf seine Ablagekarte legt.

Verschiedene OrteSpielplan - Noch ohne Ortemögliches Startbild

Spielablauf
Die Spieler sind reihum am Zug. Mit beiden Würfeln würfeln und die Spielfigur zu einem neuen Ort ziehen, möglicherweise die Anweisung dieses Ortes ausführen und möglicherweise einen Angriff starten, mehr passiert nicht. Danach ist der nächste Spieler am Zug. An jedem Ort ist eine andere Aktion möglich:

  • mögliche SpielsituationOxanas Hütte: Eine Orakelkarte wird gezogen, gelesen und verdeckt an einen beliebigen Spieler gegeben. Dieser muss entsprechend der Frage darauf reagieren, trifft sie nicht zu, sagt er "Nichts passiert" und gibt die Karte zurück. Die Karte wird nun verdeckt auf den zugehörigen Ablagestapel gelegt.
  • Hexenbaum: Einem gewählten Spieler werden entweder 2 Schadenspunkte zugeführt oder einer geheilt.
  • Steinkreis: Einem Mitspieler wird eine Ausrüstungskarte gestohlen und bei sich abgelegt.
  • Ort: KapelleKapelle: Eine blaue Vorteilskarte ziehen, diese sind für den aktiven Spieler immer positiv.
  • Friedhof: Eine rote Kampfkarte ziehen, diese können dem Spieler selbst auch Schaden zufügen.
  • Quelle der Weisheit: Eine Karte wird von einem beliebigen Kartenstapel gezogen und die Anweisungen darauf entsprechend ausgeführt.

Als letzte Aktion kann ein Angriff durchgeführt werden, wobei sich das Opfer im gleichen Gebiet, also im gleichen Ort oder im über das Spinnennetz verbundenen Ort wie der Angreifer befinden muss. Auch hier werden beide Würfel geworfen, der angerichtete Schaden ergibt sich aus der Differenz von höherem Wert und niedrigerem Wert. Wenn ein Charakter Schaden nimmt, sei es durch einen Kampf oder eine Karte, so wird die zugehörige Spielfigur auf der Schadensskala entsprechend vorgezogen. Sobald die Schadenspunkte des Charakters aufgebraucht sind, scheidet dieser aus dem Spiel aus. In diesem Fall werden sowohl Marker als auch Spielfigur vom Plan entfernt.

Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler das auf seiner Charakterkarte genannte Ziel erreicht hat. Alle Spieler, deren Ziele erreicht wurden, gewinnen, auch bereits ausgeschiedene Charaktere.

 Spielfiguren, Marker und WürfelSpielplanausschnittAblagekarten für Charakterkarten mit einer Kurzübersicht auf der anderen Seite

Fazit
Das Spielmaterial von Jäger der Nacht ist ansprechend gestaltet, der Spielplan ist, passend zum Thema, recht dunkel. Ein Produktionsfehler ist anscheinend noch rechtzeitig bekannt geworden, denn meinem Exemplar lagen drei weitere Ablagekarten bei und ein Hinweis, diese gegen die beiliegenden Ablagekarten mit falschen Farben auszutauschen. Die Spielregel ist verständlich geschrieben, sowohl Spielplan als auch Charakterkarte werden erklärt. Beispiele gibt es nur im Almanach.

Bereits im ersten Abschnitt des Almanachs steht ein entscheidender Satz: Draufhauen ist sehr beliebt, aber das wahre Spiel ist das nicht! In meinen Spielgruppen hat sich leider die Einstellung des Draufhauens immer wieder durchgesetzt. In meinen Augen unterstützt Jäger der Nacht diese Einstellung, denn sowohl Vampire als auch Werwölfe gewinnen gemeinsam, auch wenn nur ein Teil der Gruppe überlebt, Hauptsache die anderen sind alle ausgeschieden. Die meisten Menschen sind sowieso Einzelkämpfer, also verhalten auch diese sich dann so.

Das Glück spielt eine große Rolle bei Jäger der Nacht, denn nicht der Spieler entscheidet, zu welchem Ort seine Spielfigur ziehen wird, sondern sein Würfelwurf. Nur bei einer gewürfelten Sieben hat der Spieler die freie Auswahl. Auch der Schaden wird durch einen Würfelwurf ermittelt und ist somit zufällig. Eine weitere Zufallskomponente sind die Karten, die man an den verschiedenen Orten ziehen kann. Wirklich geplant vorgehen kann man im Spiel somit nicht.

Es heißt zwar, man könne in einer Gruppe zwischen 4 und 8 Personen Jäger der Nacht spielen, doch idealerweise ist man zu fünft oder sechst. Denn dann gibt es sowohl Werwölfe und Vampire als auch Menschen und die Wartezeiten bis zum erneuten eigenen Zug sind auch noch nicht zu groß. Wenn jemand Pech hat, kann er sehr schnell bei Jäger der Nacht ausscheiden. Und dann wird die Zeit lang, denn nur Zusehen ist nicht so interessant. Bisher habe ich nur Negativpunkte aufgezählt, dabei hat Jäger der Nacht durchaus Potential und kann Spaß machen, allerdings müssen sich dann alle Spieler an dieser Art Spiel beteiligen. 

 

Ich danke dem Kosmos Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares

Spiel: Jäger der Nacht
Autor: Yasutaka Ikeda
Illustration: Yuxi Wan, Gunter Grossholz
Verlag: Kosmos Verlag
Anzahl: 4-8 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 30-50  Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 21,90 Euro (Stand 10.02.2011)