Unter Geiern
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Mittwoch, 15. Dezember 2010 08:35
- Geschrieben von Petra
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Ein Kaktus und einige Geier, das ist das Erste, das mir beim Blick auf das Cover von Unter Geiern (game heads, Heidelberger Spieleverlag) auffällt. Erst etwas später erkenne ich, dass einer dieser Geier Messer und Gabel festhält. Vielleicht täusche ich mich ja, aber es scheint so, als hätten diese Geier den kleinen Heidelbär, der links unten als Logo abgebildet ist, im Blick. Während der Vordergrund mit Kaktus, Geiern und dem Hinweis auf die 200 km Entfernte Wasserstelle noch klar zu erkennen sind, verschwimmt der Hintergrund unter einem Hitzedunst. Ich fühle mich in eine Wüste versetzt.
Es ist heiß...und trocken...und mörderisch. Die Wüste! Nur wenige freuen sich über einen freiwilligen oder unfreiwilligen Besuch an einem so tödlichen Flecken Erde, wo Wasser, Nahrung und Schatten unendlich kostbar erscheinen. So beginnt der stimmungsvolle Einführungstext auf der Rückseite der Spielschachtel. Der weitere Text verrät auch etwas über die Spielidee: Immer auf der Suche nach Aas, kreisen die Geier am Himmel. Hat einer etwas gefunden, dauert es nicht lange und andere Geier kommen angeflogen, um etwas abzukriegen. Die Gestaltung der Rückseite ähnelt der der Vorderseite, nur dass zwei Geier den Kaktus verlassen haben. Einen Einblick auf das Spielmaterial gibt es nicht, nur eine Auflistung des Inhalts und die technischen Daten (2-6 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 20-45 Minuten).
Material und Spielregel
Meist erwähne ich die Größe einer Spielschachtel ja nicht, aber Unter Geiern ist die berühmte Ausnahme, weil das Verhältnis von Schachtelgröße und Inhalt auffällig ist. Positiv ausgedrückt. In einer quadratischen Schachtel von 25 cm Kantenlänge und ca. 5 cm Höhe sieht man nämlich, nach Beiseite legen der Spielanleitung, zwei Kartenpacks. Ich muss zugeben, dieser Anblick hat mich doch etwas schlucken lassen. Was verbirgt sich nun in den einzelnen Kartenstapeln? Zum einen 49 Wüstenkarten, 6 Geierkarten (je 1 pro Spielerfarbe) und 5 weiße Geierkarten zum Probefalten. Diese Karten sind ca. 60x 90 mm groß. Zu den kleinformatigen (ca. 44x76 mm) Karten zählen 30 Zankkarten, 60 Beutekarten und 6 Spielerkarten (je 1 pro Spielerfarbe).
Die beiliegende Spielregel hat Heftformat. Auf 8 Seiten sind Spielmaterial, Spielvorbereitung, Spielablauf, Spielsieg und die Sonderkarten verständlich beschrieben. Den Abschluss bildet eine Kurzregel. Auch einige Abbildungen zur Erläuterung sind vorhanden.
Spielziel
Als Geier so viel Beute wie möglich machen, denn derjenige, der als Erster 30 Beutepunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.
Spielvorbereitung
Die Spieleranzahl bestimmt die Größe der Wüste, die enstprechenden Karten werden aussortiert. Sowohl Beute- als auch Zankkarten werden als Stapel neben das Spielfeld bereit gelegt. Jeder Spieler bekommt noch eine Spielerkarte und eine Geierkarte. Nachdem jeder Spieler seine Startbeute bekommen hat, werden die teilnehmenden Geier auf jeweils beliebige Felder gesetzt und die Beutesuche kann beginnen.
Spielablauf
Neben den normalen Wüstenkarten, auf denen einfach nur Wüste ist, gibt es einige spezielle Karten. Zum einen natürlich die Aaskarten; die Zahlen auf ihnen zeigen an, wieviel Beute es dort in den jeweiligen Runden zu holen gibt. Daneben gibt es noch Karten mit einem Kreissymbol und einer Zahl, diese spendieren einem eine Thermik, so dass man ohne Kräfteverlust so weit wie angegeben in der Luft gleiten kann. Dann gibt es noch zwei Sonderkarten, die man an sich nimmt sobald sie vom Geier entdeckt werden. Die Karte mit dem Doppelpfeil befördert den eigenen Geier, nach dem Hüpfer, direkt auf das gewünschte Feld. Mit der Klapperschlange hingegen kann jedes Aas blockiert werden.
Fazit
Der erste richtige Kontakt mit Unter Geiern ist bei mir von zwei Punkten negativ beeinflusst worden. Zum einen durch die doch recht große Verpackung für 145 Spielkarten, mir kam schon der Begriff Mogelpackung in den Kopf, aber der Preis ist durchaus üblich bei Spielen mit dieser Kartenanzahl, zum anderen weil Spielkarten gefaltet werden müssen. Üblicherweise sehe ich zu, dass dem Spielmaterial so wenig wie möglich passiert, Mitspieler halten mich da schon manchmal für etwas pedantisch, wenn es bei den Spielabenden beispielsweise heißt: Gläser bitte vom Tisch. Und jetzt sollte ich auch noch die Karten falten. Deshalb habe ich zunächst auch darauf verzichtet; natürlich zeigte sich, dass das Falten schon seinen Grund hat, in gefaltetem Zustand lassen sich die Geierkarten viel einfacher wieder von dem jeweiligen Wüstenfeld hochnehmen. Aber gefallen tut es mir immer noch nicht, zumindest meine Exemplare sehen an den Knickstellen jetzt irgendwie "gerupft" aus.
Ansonsten ist die Qualität der Karten durchaus in Ordnung, auch gegen die Spielregel lässt sich nichts sagen. Die Spielregeln sind recht einfach und verständlich beschrieben. Leider fehlt bei der Kurzregel der Hinweis, wieviel Beutepunkte zum Sieg nötig sind, gerade diese Frage hat uns öfters dazu genötigt, nochmals im Heft zu suchen.
Beim ersten Spiel zu zweit kam nicht wirklich Freude auf. Der Zufall wollte es, dass jeder Geier meist seine eigenen Aaskarten fand, Konfrontationen mussten provoziert werden, da nur nebeneinander her spielen keinen Spaß machte. Zum Teil waren die weiteren Partien durch eine andere Kartenauslage interessanter, aber so wirklich der Funke ist auch dann nicht übergesprungen. Dies geschieht erst mit steigender Mitspielerzahl. Denn dann wird sich bei fast jeder Beute mit anderen Geiern gezankt. Ist der eigene Geier beteiligt, freut oder ärgert man sich, in den anderen Fällen spielt Schadenfreude eine große Rolle. Unter Geiern ist wirklich nur in großer Runde zu empfehlen.
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: Unter Geiern
Autor:
Michael Nietzer
Illustration: Michael Nietzer
Verlag: game heads, Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 2-6 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer:
ca. 30-45 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 14,99 Euro
(Stand 09.12.2010)