Scheinheilig
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Donnerstag, 03. Juni 2010 09:45
- Geschrieben von Petra
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Scheinheilig heißt das kleine Kartenspiel mit dem Untertitel Wer schummelt besser? von Amigo Spiele. Bei diesem Kartenspiel handelt es sich um die Neuauflage von Lügenbeutel, das bereits 1986 bei Amigo Spiele erschienen ist und 2004 dort eine Neuauflage erfuhr. Die diesjährige Neuauflage wurde graphisch aufgepeppt und erhielt einen anderen Titel. Auf dem Cover der Spielschachtel sieht man einen Engel, der einige Spielkarten in der Hand hält. Dieser Engel hat zwar Flügel und einen Heiligenschein, aber der Augenausdruck wirkt auf den Betrachter nicht gerade unschuldig. Und wie als Bestätigung sieht man auf der einen Seite des Engels eine züngelnde Schlange, auf der anderen Seite einen gehörnten Kopf, daneben einen Dreizack. Der Gedanke an den Teufel liegt sehr nahe.
Der Text auf der Rückseite der Spielschachtel gibt bereits andeutungsweise die Spielmechanik von Scheinheilig wieder. Wie im richtigen Leben versteckt sich auch in diesem Spiel hinter so manchem Engelsgesicht ein kleiner Teufel. lese ich. Und weiter: Sie besitzen zehn Karten, die Sie wieder loswerden müssen. Dies schaffen Sie aber nur, wenn Sie hin und wieder ganz scheinheilig flunkern. Lassen Sie sich nicht dabei erwischen, sonst schlägt der Rachewürfel zu. Neben diesem Einführungstext, sind einige Spielkarten sowie ein Würfel abgebildet. Auch die "technischen Daten" (2-8 Spieler, ab 8 Jahren, ca. 30 Minuten) wurden ebenso wenig vergessen wie die Auflistung des Inhalts.
Material und Spielregel
Das Tiefziehteil im Inneren der Spielschachtel ist ideal für 2 Kartenstapel und einen Würfel, so kann nichts verrutschen, egal wie man die Spielschachtel auch dreht oder wendet. Die 112 Spielkarten sind in der üblichen Größe und auch von vernünftiger Qualität. Es gibt 70 Zahlenkarten mit den Werten von 1 bis 10, wobei jeder Wert einen anderen (B)Engel aufweist. Außerdem gibt es noch 26 Engel- und 8 Teufel-Karten sowie 8 Karten "Aussetzen". Bei dem Rachewürfel handelt es sich um einen schwarzen sechsseitigen Würfel mit roten Punkten, passend zum Thema.
Spielziel
Ziel des Spiels ist es, als erster seine Karten loszuwerden.
Spielvorbereitung
Jeder Spieler erhält 10 Karten, die übrigen Karten kommen als verdeckter Zugstapel auf den Tisch.
Der Spieler, der am Zug ist, kann entweder Karten verdeckt auf den Ablagestapel legen oder passen und eine Karte nachziehen. Abgelegt werden die Karten in aufsteigender Reihenfolge, also der erste Spieler die Einsen, der zweite die Zweien und so weiter. Man kann, muss aber nicht die Wahrheit hierbei sagen. Ist man der Meinung, genügend Karten abgelegt zu haben, beendet man seinen Zug mit der Aussage "Ehrlichkeit siegt". Nun haben die Mitspieler die Möglichkeit, diese Ehrlichkeit anzuzweifeln, indem sie "Scheinheilig" rufen und auf eine der zuvor abgelegten Karten deuten. Wird der Spieler beim Lügen ertappt, so muss er die zuletzt abgelegten Karten, einschließlich der aufgedeckten Karten, wieder auf die Hand nehmen. Zur Strafe muss er auch noch den Rachewürfel werfen und so viele Karten vom Zugstapel ziehen, wie Augen auf dem Würfel angezeigt werden.
Zusätzlich gibt es im Spiel die Aktionskarten Engel-, Teufel- und Aussetzen-Karte. Die Engel-Karten zählen als Joker und können jeden Zahlenwert annehmen. Teufel-Karten hingegen haben keinen Wert und können daher niemals "richtig" abgelegt werden. Der Spieler ist in diesem Fall also zum Lügen gezwungen. Es gibt auch eine Aussetzen-Karte; diese wird, wie auch die anderen zuvor, verdeckt abgelegt. Der Spieler, der als nächstes an der Reihe wäre, setzt nun aus. Natürlich kann auch diese Karte nur vorgetäuscht werden. Weitere Besonderheit der Aussetzen-Karte ist, dass sie nicht als letzte Karte abgeworfen werden darf.
Sobald ein Spieler die letzte Karte abgeworfen hat, beendet er die Spielrunde. Die Punktewerte der Karten, die die Mitspieler noch in der Hand haben, werden ihm als Pluspunkte gutgeschrieben. Sobald ein Spieler 500 Punkte erreicht hat, hat er das Spiel gewonnen.
Fazit
Während auf der Spielschachtel noch versucht wird, den Begriff "Lügen" zu vermeiden, indem von Schummeln und Flunkern gesprochen wird, so wird in der Spielregel darauf verzichtet und direkt geschrieben "ob er lügen will". Hat man Teufel-Karten auf der Hand, so muss man lügen, zumindest wenn man sie loswerden möchte. Und irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei, wenn das Spiel nicht nur fordert, jemandem etwas zu verschweigen, sondern ihn direkt zu belügen. Bestraft wird nur, wer beim Lügen ertappt wurde. Sicher können Erwachsene zwischen Spiel und Wirklichkeit differenzieren, aber ob achtjährige Kinder dies bereits können, bezweifle ich.
Auch wenn beim Spielen von Scheinheilig meist viel gelacht wurde, der Wiederspielreiz ist zumindest in meinen Spielrunden nicht sehr hoch. Vielleicht haben meine Mitspieler aber einfach nur keine Lust jemandem wissentlich die Unwahrheit zu sagen. Scheinheilig sollte wirklich in größeren Gruppen gespielt werden, zu zweit kam nicht so wirklich Spielspaß auf.
Wem Lügenbeutel mittlerweile zu "langweilig" aussieht, der kann sich Scheinheilig durchaus zulegen, denn die Spielkarten sind wirklich hübsch. Wem allerdings der Vorgänger nicht gefallen hat, der sollte auch um die Neuauflage einen Bogen machen, denn am Spielsystem hat sich nicht wirklich etwas geändert.
Vielen Dank an Amigo Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: ScheinheiligGrafik: Markus Wagner
Verlag: Amigo Spiele
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 9 Euro (Stand 30.05.2010)