Gelegenheit macht Diebe
- Details
- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Montag, 05. Oktober 2015 09:55
- Geschrieben von Stefan
- Zugriffe: 5774
Gelegenheit macht Diebe ist der aktuelle Spieltitel vom Gmeiner Verlag aus der Reihe der Krimi-Kartenspiele. Der Autor von Gelegenheit macht Diebe ist der Schriftsteller Daniel Badraun. Die Spielschachtel im Format 11,5 x 18,5 cm erinnert, wie auch bereits die anderen Titel der Krimi-Kartenspiele, von der Aufmachung her an ein Taschenbuch. Manche sehen hier auch Parallelen zu einer VHS Kassette, wobei diese vermutlich nicht mehr allen Lesern geläufig ist. Das Coverbild zeigt eine behandschuhte Hand, welche vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger einen Diamantring hält. Auch die Gestaltung der Textelemente erinnert frappierend stark an einen Kriminalroman.
So wie sich das Aussehen und die Schachtelgröße der Spiele aus dem Gmeiner Verlag ähneln, so gleichen sich auch stellenweisen unsere Rezensionen dieser Spieltitel. Im vorliegenden Fall haben wir es jedoch nicht mit einem Deduktionsspiel, sondern mit einem Stichspiel zu tun.
Die alljährliche Uhren- und Schmuckmesse hat ihre Tore geöffnet. An unzähligen Ständen werden sündhaft teure Uhren, kostbare Edelsteine und wertvoller Schmuck präsentiert. Viel Geld ist im Spiel. Da kann man schon in Versuchung kommen. Aber lohnt sich ein Beutezug wirklich? Mit diesen Worten stimmt der Text auf der Rückseite der Spielschachtel auf das Spielgeschehen ein. Das Bild darunter liefert einen ersten Eindruck vom Spielmaterial, hier sehen wir 2 der 6 Rollenkarten und einige der Spielkarten. Die technischen Daten (3-6 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 60 Minuten) sind ebenso auf der Rückseite der Schachtel zu finden wie eine komplette Auflistung des Spielmaterials. Nach der Einschätzung des Verlags ist Gelegenheit macht Diebe ein taktisches Spiel, welches auch einiges an Überlegung von den Spielern verlangt. Glück und Kommunikation sind den beiden ersten Punkten untergeordnet
Material und Spielregel
Hat man einmal den Deckel von der Schachtel gelüftet (bei unserem Exemplar sitzt der Deckel recht fest), bekommt man Zugriff auf das Spielmaterial von Gelegenheit macht Diebe. Neben der Spielanleitung im Schachtelformat befinden sich unter anderem 48 Spielkarten im Format 5,8 x 10,5 cm in der Schachtel. Diese Spielkarten unterteilen sich in je 12 Karten in den Farben gelb, blau, grün und rot. Weiterhin liegen noch 6 großformatige Rollenkarten und 42 Spielsteine aus Holz dem Spiel bei. Die Spielsteine gibt es in 6 Farben, so dass auf jede Spielfarbe 7 Steine kommen.
In dem 8-seitigen Regelheft gliedern sich die Spielregeln in die Abschnitte Spielziel, Inhalt, Spielvorbereitung, Spielablauf und Spielende. Spielbeispiele sind in dem Regelheft nicht aufgeführt, auf Besonderheiten wird mit dem Vermerk "Hinweis" aufmerksam gemacht. Vorder- und Rückseite des kleinen Heftes entsprechen dem Aussehen der Spielschachtel.
Spielziel
Bei Gelegenheit macht Diebe geht es um Siegpunkte. Der Spieler, der nach 6 Runden die meisten Siegpunkte angesammelt hat, gewinnt das Spiel. Während des Spiels nehmen die Spieler unterschiedlichen Rollen ein, welche wiederum eigene Bedingungen haben um an Siegpunkte zu gelangen.
Spielvorbereitung
Die Spielvorbereitungen zu Gelegenheit macht Diebe sind vollkommen unkompliziert. Jeder Spieler erhält die 7 Spielsteine einer Farbe. Die 6 Rollenkarten werden mittig in einem Kreis oder Sechseck ausgelegt, anschließend werden die Spielkarten gleichmäßig auf die Spieler verteilt. Spielt man mit einer ungeraden Anzahl an Spielern, so müssen zuvor noch ein paar Spielkarten aussortiert werden. Ein Spieler sollte während des Spiels die Punkte und Rollen notieren.
Spielablauf
Gelegenheit macht Diebe ist von der Grundidee her ein Stichspiel. Die ausgespielte Farbe muss bedient werden und der Spieler, der den höchsten Zahlenwert gespielt hat, erhält den Stich. Doch jetzt kommen die Besonderheiten des Spiels zum tragen. Jeder Satz Spielkarten (gelb, blau, grün und rot) besteht aus den Zahlenwerten 1-9 und den drei Spezialkarten 3+ (Deal), 5+ (Joker) und 7+ (Choice). Für diese drei Spezialkarten gelten besondere Regeln.
Zu Beginn einer Runde platzieren alle Spieler in Spielreihenfolge 2 ihrer Spielsteine auf 1 oder 2 der Rollenkarten. Wird im weiteren Verlauf die erste 7+ (Choice) Karte gespielt, dann werden weitere 3 Spielsteine gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt ist es erlaubt eine 3+(Deal) Karte zu spielen, der Spieler der ersten 3+ Karte darf das Diebesgut (gelb, blau, grün und rot) bestimmen. Gelb steht für Schmuck, blau für Uhren, grün für Geld und rot für Edelsteine. Wird nun die zweite 7+ (Choice) Karte gespielt, so werden die letzten beiden Spielsteine von jedem Spieler platziert. Mit den Spielsteinen definiert man die Rollen, die man gerne einnehmen möchte. Die Entscheidung sollte so getroffen werden, dass die Bedingung zur Erlangung von Siegpunkten auf der Rollenkarte der persönlichen Kartenhand entspricht. Nach dieser Runde werden die Rollen vergeben. Ein Spieler darf eine Rolle wählen auf der er die Mehrheit an Spielsteinen liegen hat.
Das Spiel wird dann mit den restlichen Spielkarten fortgesetzt. Da nun die Rollen geklärt sind, ist auch bekannt wie ein Spieler zu Siegpunkten kommt. An Rollen gibt es Dieb, Polizei, Versicherung, Detektivbüro, Unbeteiligte Besucherin und Unbeteiligter Besucher. Manche Rollen verlangen, dass man möglichst viel Diebesgut erlangt, bei anderen sollte man tunlichst darauf achten keine Diebesgutkarten zu erhalten.
Die letzte Spezialkarte, die Karte 5+ (Joker) ist die jeweils stärkste Karte einer Farbe und schlägt alle anderen Zahlenwerte. Pro Stich darf jedoch nur ein Joker gespielt werden. Nachdem nun 6 Runden gespielt wurden endet das Spiel und die Punkte aus den einzelnen Runden werden addiert. Der Spieler mit den meisten Punkten ist der Gewinner des Spiels.
Fazit
Das Spielmaterial von Gelegenheit macht Diebe ist grundsätzlich in Ordnung. Die Qualität der Karten und Spielsteine ist gut und auch nach vielen Spielen wird man noch viel Freude daran haben. Das Design der Spielkarten ist nüchtern gehalten. Die Grafiken auf den Rollenkarten sind in schwarz/weiß gehalten, auch auf den eigentlichen Spielkarten lenkt nichts vom eigentlichen Spiel ab. Den 9er-Karten und/oder 6er-Karten hätte zum schnelleren Erkennen ein Punkt gut getan. Bei uns trat regelmäßig die Frage auf, ob es sich um eine 6 oder 9 handelt. Dabei ist es grundsätzlich daran zu erkennen, dass das Symbol der Karte (Geld, Diamant, etc.) am unteren Rand abgedruckt ist.
Die Spielanleitung ist von der Strukturierung gut, jedoch ergaben sich während des Spiels ein paar Situationen, die wir anhand der Spielanleitung nicht ad hoc klären konnten. Zwei Beispiele hierfür:
a.) In einer Spielrunde trat die Situation ein, dass im letzten Stich zwei Spieler eine 5+ Jokerkarte spielen mussten. Wie wird so eine Situation gewertet? Laut Regeln darf in einem Stich nur eine Jokerkarte gespielt werden. Ist uns vielleicht vorher beim Ausspielen der anderen Karten ein Fehler unterlaufen? Die Regeln zu den Joker Karten lauten: "Sie dürfen zurückgehalten werden und müssen nicht gespielt werden, wenn eine Spielkarte derselben Farbe ausgespielt wurde. Zudem schlagen sie alle anderen Spielkarten, egal welche Farbe und welchen Wert diese haben - mit Ausnahme der Diebesgut Spielkarten. Wichtig: Pro Stich darf nur eine Jokerkarte gespielt werden ... Hinweis: Der Diebesgut-Joker schlägt alle anderen Karten."
b.) Bei der Vergabe der Rollen hatten wir den Fall, dass ein Spieler übrig blieb, der keine Mehrheit auf einer der Rollen-Karten hatte. Bekommt der Spieler dann eine gültige Rolle von den verbliebenen zugewiesen? Wir haben uns für diese Version entschieden.
Das Spiel lässt sich locker spielen. Man muss sich einmal an die Spezialkarten und die Reihenfolge, in der diese ausgespielt werden dürfen, gewöhnen. Letztlich ist es ein solides Stichspiel, bei dem man sich als Spieler auf immer wieder andere Situationen zum Erringen von Siegpunkten einstellen muss. Wer Glück bei der Kartenvergabe hat, gekonnt seine Spielsteine einsetzt und seiner Rolle entsprechend passend seine Karten ausspielt, mag am Ende den Spielsieg erringen.
Ich danke dem Gmeiner Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Gelegenheit macht Diebe
Autor: Daniel Badraun
Gestaltung: Simone Hölsch, Alexander Somogyi
Verlag: Gmeiner Verlag
Anzahl: 3-6 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 60 Minuten
Jahr: 2015
Preis: ca. 12,90 Euro (UVP Gmeiner Verlag, 21.09.2015)