Im Schutze der Burg
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Juli 2009 00:00
- Geschrieben von Petra
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Bereits vor der Spiel´08 habe ich von Im Schutze der Burg (eggertspiele) gelesen. Und wurde neugierig. Auf der Messe habe ich es mir dann auch angesehen, und überlegt, und überlegt, und überlegt... und dann war die Messe vorbei. Auch gut, dachte ich. Hab ich eben Geld gespart, schließlich kann muss ich nicht jedes Spiel haben, das ich sehe. Würde zum Einen den Geldbeutel doch sehr strapazieren, zum Anderen auch den Platz in der Wohnung. Schliesslich möchte ich nicht auf Spielekartons sitzen... sie würden zu sehr drunter leiden.
Jetzt liegt dieser quadratische Karton vor mir, mit einer Burg, Reitern, Handwerkern, sogar einen Ochsenkarren kann ich entdecken. Und mitten drin ein Schriftzug: Im Schutze der Burg. Auf der Rückseite des Kartons erkenne ich den Spielplan, darauf verteilt diverse Holzfiguren (Gehilfen, Siegpunktmarker, Rohstoffteile) und Münzen. Es sieht aus wie eine Momentaufnahme des Spielverlaufs. Die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 10 und 45-60 min) findet man ebenso wie den Hinweis auf die Wintervariante und den Winterspielplan. Mit drei Tatzen ist das Spiel als anspruchsvoll gekennzeichnet.
Material und Spielregel
Doch nun zum Inhalt des Kartons, dem Spielmaterial. Viel Holz, einiges zum Herausdrücken und ein wirklich sehr schöner Spielplan. Sommer- und Winterspielplan befinden sich jeweils auf einer Seite. Diesen Spielplan näher zu betrachten lohnt sich wirklich, Michael Menzel hat in meinen Augen wieder ein Meisterwerk geschaffen. Während es auf der Sommerseite viele Menschen nach draußen zieht, ist es auf der Winterseite doch merklich leerer. Außerdem sind diese Menschen weitaus wärmer angezogen und selbst die Tiere haben sich in den Stall verzogen. Selbstverständlich sind die spielrelevanten Personen ebenso vorhanden wie die diversen Markierungen.
Ähnlich dem Spielplan weisen auch die auszustanzenden 23 Bauwerksvorlagen eine Sommer- und eine Winterseite auf. Sie lassen sich ebenso problemlos aus dem Stanzbogen lösen wie die 65 Münzen (je 51 x 1 Taler (kupferfarben), 8 x 3 Taler (türkis) und 6 x 5 Taler (goldfarben)). Des weiteren beinhaltet der Karton 4 Übersichtskarten, 4 Kartensätze zu je 8 Personenkarten und 6 Winterkarten. Das restliche Material, die 28 Gehilfen (je 7 in den 4 Spielerfarben), die 4 Siegpunktmarker (in den Spielerfarben), der Startspielermarker und die 83 Rohstoffteile (20 Sandhaufen, 18 Holzbalken, 15 Lehmplatten, 15 Steinquader und 15 Silberbarren), ist aus Holz. Vernünftige Qualität des Materials garantiert einen langanhaltenden Spielspaß.
In der achtseitigen Spielregel findet man nach Inhaltsverzeichnis und Auflistung des Spielmaterial natürlich auch Erläuterungen zur Spielvorbereitung und zum Spielablauf. Im Anschluß daran werden die Personenkarten (Bote, Händler, Maurer, Steinmetz, die unterschiedlichen Arbeiter und der Baumeister) ausführlich erklärt. Die Bedeutung der unterschiedlichen Bauwerke für die Schlusswertung wird danach erläutert. Darauf folgt die Burg im Winter und die Auswirkungen der unterschiedlichen Winterkarten, den Abschluß bildet eine Kurzübersicht für Sommer- und Winterspiel. Neben dieser Spielregel findet man noch einen Bogen "Beginn einer Beispielpartie" für zwei Personen. Spielt man diese Beispielpartie nach, so werden die letzten Unsicherheiten bezüglich des Spielablaufs geklärt.
Spielvorbereitung
Der Spielplan wird ausgelegt, auf die ersten 12 Rundenfelder kommt jeweils 1 Taler (beim Spiel zu dritt auf 15 Rundenfelder), der Wehrturm wird mit jeweils 1 Sandhaufen, Holzbalken, Lehmplatte, Steinquader und Silberbarren bestückt und die Bauwerksvorlagen (mit der richtigen Seite) kommen auf den Spielplan zum jeweils zugehörigen Gebäude. Jeder Spieler erhält einen Siegpunktmarker, der auf das Startfeld der Siegpunktleiste gelegt wird, Gehilfen, einen Kartensatz bestehend aus den 8 Personenkarten, 1 Übersichtskarte, 3 Taler, 1 Sandhaufen und 1 Holzbalken. Die restlichen Rohstoffe werden zu den zugehörigen Fuhrwerken und dem Reiter gelegt. Die restlichen Taler bilden den allgemeinen Vorrat.
Spielablauf
- Der Startspieler erhält den Taler vom höchsten Rundenfeld und den Startspielermarker
- Jeder wählt eine Personenkarte aus und legt sie verdeckt vor sich ab.
- Alle decken ihre ausgespielten Karten gleichzeitig auf.
- Wer eine Arbeiterkarte aufdeckt, bestückt sie mit den Rohstoffen.
- Die ausgespielten Karten werden in der festgelegten Kartenfolge abgearbeitet
- Bote - Der Spieler erhält 8 Taler
- Händler - Rohstoffe für sich und andere, Abgabe von Rohstoffen an den Wehrturm
- Maurer - erhält Rohstoffe vom Wehrturm, kann Bauwerke errichten (Taler) und danach Gehilfen einsetzen
- Steinmetz - kann Arbeitern Rohstoffe abkaufen, kann Bauwerke errichten (Siegpunkte) und danach Gehilfen einsetzen
- Arbeiter - erhält Rohstoffe und kann Gebäude errichten (halbe Siegpunkte)
- Baumeister - Gespielte Karten wieder auf die Hand nehmen, bekommt 5 Siegpunkte für Bauwerke, die die anderen in dieser Runde bauen
Haben mehrere Spieler die gleiche Karte ausgespielt, so kommt als erstes der Spieler zum Zug, der im Uhrzeigersinn dem Startspieler am nächsten sitzt.
Ziel des Spiels ist es, geschickt zu planen und nach der Schlussabrechnung auf der Siegpunktleiste die höchste Punktzahl zu haben. Gerade bei der Schlusswertung kann man viel gewinnen oder auch nicht. Die in der Burg platzierten Gehilfen haben jetzt ihren großen Auftritt. Wer seinen Gehilfen z.B. für 18 Taler im großen Tor platziert hat, erhält für jeden errichteten Turm 2 Siegpunkte. Ist man dagegen Besitzer des Gehilfen im Bergfried, so erhält man für jeden nicht besetzten Gehilfenplatz 3 Siegpunkte. Die unterschiedlichen Wertungen der Gebäude hier alle einzeln aufzulisten würde zu weit führen, in der Spielregel bei eggertspiele kann man sie aber nachlesen.
Das Winterspiel unterscheidet sich zum Sommerspiel insofern, dass in vorher bestimmten Runden jeweils eine Winterkarte zum Einsatz kommt. Diese können von Spiel zu Spiel varieren und bringen dadurch etwas Abwechslung ins Spiel.
Fazit
Im Schutze der Burg ist ein wirklich schön aufgemachtes Ressourcenspiel mit ansprechendem Material. Und wenn die Siegpunktleiste nicht nur bis 90, sondern bis 100 gehen würde, wäre es ein zusätzlicher Gewinn, da es in unseren Spielrunden doch öfter vorkam, dass der eine Spieler nach der Schlussabrechnungnoch im Endbereich, der andere aber bereits wieder im Anfangsbereich zu finden war. Es kam nicht nur einmal vor, dass bei der Abstandsberechnung dann fälschlicherweise nur die Differenz beider Werte genommen wurde.
Die Spielregel ist kurz, beschreibt aber dennoch alles ausführlich. Positiv ist das beiliegende Rundenbeispiel, wird dadurch doch das Vorgehen im Spiel transparenter. Einziger Kritikpunkt in meinen Augen ist, dass die abweichenden Spielregeln für das Spiel zu zweit im Text schnell überlesen werden können (Es werden immer zwei Karten ausgespielt; der Baumeister bekommt keine Punkte, wenn man selbst baut).
Die eigenen Aktionen sind sehr stark mit den Aktionen der Mitspieler verbunden. Abschätzen, welche Karte die jeweiligen Mitspieler wohl spielen werden, spielt eine nicht gerade kleine Rolle, da man diesen ja weder Siegpunkte noch Material geben möchte.
Im Schutze der Burg macht in allen Besetzungen Spaß, das Spiel zu zweit ist aber, schon durch das Ausspielen von zwei Karten pro Runde, ein völlig anderes. Wer Spiele der Art "Rohstoffe besorgen - Rohstoffe einsetzen" mag, für den ist Im Schutze der Burg sicher eine gute Wahl, wer eine völlig neue Spielidee erwartet, ist hier allerdings falsch.