Il Vecchio
- Details
- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Montag, 30. September 2013 08:23
- Geschrieben von Petra
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Il Vecchio, so lautet der Titel des vor mir liegenden Spiels von Rüdiger Dorn. Il Vecchio ist italienisch und heißt soviel wie der Alte. Auch wenn ich meist für deutschsprachige Titel bin, in diesem Fall ist die italienische Variante besser. Schließlich soll ja nicht jeder an eine Krimiserie denken, denn das wäre meilenweit vom Spielthema entfernt. Schließlich geht es bei diesem Spiel um das Florenz des 15. Jahrhunderts, und darum, mächtiger zu sein als Cosimo de' Medici, auch Cosimo Il Vecchio genannt.
Florenz um 1430: Mit Cosimo de' Medici, genannt "Il Vecchio" ("der Alte") erringt die Familie der Medici die Vorherrschaft über die Stadt. Doch das ruft Neider hervor: Die Spieler übernehmen die Rolle der Oberhäupter von florentinischen Familien, die das Imperium der Medici unterwandern und selbst zum Herrscher der Stadt werden wollen. Mit diesen Worten stimmt der Text auf der Rückseite, den es sowohl auf Deutsch wie auf Englisch gibt, auf das Spielgeschehen ein. Die Auflistung des Spielmaterials ist ebenfalls in beiden Sprachen vorhanden. Nur die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 60-80 Minuten) lassen Rückschlüsse auf ein deutsches Spiel zu.
Material und Spielregel
In der Spielschachtel befinden sich ein Spielplan, 33 Florin-Münzen (8x Wert 5, 25x Wert 1), 30 Gefolgsmann-Marken, je 12 Schriftrollen-, Kutschen- und Bischofs-Marken, 9 Medici-Wappen, 18 Provinz-, 24 Florenz-, 1 Zusatzkosten- sowie ein Startspieler-Plättchen aus stabilem Karton. Die 4 Aktionsübersichten mit jeweils einer Seite auf Deutsch und einer auf Englisch sind aus deutlich dünnerem Material. Des Weiteren gibt es noch je 12 Familienmitglieder in den Spielfarben Blau, Gelb, Grün und Rot, 5 Mittelsmänner und 2 Sechsseitige Würfel aus Holz.
Eine Spielregel fehlt natürlich auch nicht. Für die Sprachen Deutsch und Englisch ist jeweils ein 8-seitiges, vollfarbiges Heft enthalten. Dieses trägt den Titel Il Vecchio und ist in die Abschnitte Spielmaterial, Übersicht, Spielaufbau, Spielablauf, Die Aktionen und Spielende unterteilt. Zusätzlich gibt es noch eine Variante mit weniger Glücksanteil. Den Abschluss bildet ein Anhang mit Erläuterungen der Provinzen sowie Stadtrats- und Adels-Plättchen. Beispiele mit passenden Grafiken sind farblich hervorgehoben und verdeutlichen die zuvor beschriebenen Regeln.
Spielziel
Abgerechnet wird zum Schluss. Und zwar geht es dann um Machtpunkte. Diese gibt es für den Verzicht auf den letzten Doppelzug, für erfüllte Adels-Plättchen und für jedes Medici-Wappen. Familienmitglieder bringen ebenfalls Machtpunkte ein, wenn sie auf einer der Leisten stehen. Sind sie auf jeder Leiste vertreten oder haben da die Mehrheit, gibt es zusätzliche Punkte.
Spielvorbereitung
Vor dem ersten Spiel sollten die Mittelsmänner mit den beiliegenden Aufklebern versehen werden. Zunächst wird der Spielplan auf den Tisch gelegt. Die Provinz-Plättchen kommen ebenso wie die Florenz-Plättchen für Stadtrat und Adel gestapelt auf die entsprechenden Felder. Je nach Spielerzahl kommen nun entweder 5 oder 7 Medici-Wappen als Stapel zur Stadt Florenz. Danach werden die 5 Mittelsmänner so auf die zugehörigen Orte verteilt, dass sich in einem Gebiet immer nur ein Mittelsmann befindet. Anschließend wird das Startkapital an die Spieler verteilt. Die Marken für Gefolgsmänner, Schriftrollen, Kutschen und Bischöfe sowie die Münzen kommen als Vorrat neben den Spielplan. Jeder Spieler erhält nun die Spielfiguren einer Farbe sowie eine Kutsche und einen Bischof. Außerdem kann er sich eins von drei Stadtrat-Plättchen aussuchen und offen vor sich ablegen. Das Zusatzkosten-Plättchen kommt zunächst auf den Stadtratstapel von Florenz.
Als letztes bringen die Spieler noch 4 ihrer Familienmitglieder auf den Spielplan. Jeweils zwei müssen in das gleiche Gebiet. In der ersten Runde geschieht dies über die Würfel, in der zweiten Runde darf frei gewählt werden.
Spielablauf
Beginnend mit dem Startspieler sind die Spieler reihum am Zug. Der jeweils aktive Spieler führt eine von fünf Aktionen aus. Möglicherweise muss zunächst eine eigene, stehende Figur zu dem gewünschten Ort bewegt werden. Dies zählt nicht als eigene Aktion, kostet aber einen Florin für jeden Ort, den die Figur auf ihrer Reise berührt. Nur mit stehenden Figuren können Aktionen ausgeführt werden, anschließend sind die Figuren erschöpft und werden hingelegt.
Ortsaktion ausführen bedeutet, dass der Spieler sich die entsprechenden Marken, dies können sowohl Gefolgsleute als auch Bischof, Kutsche oder Münzen sein, nimmt, sofern sich an diesem Ort ein Mittelsmann und ein eigenes Familienmitglied befindet. Anschließend zieht der Mittelsmann in seinen nächsten Ort.
Für die Aktionen Provinz übernehmen und Amt in Florenz übernehmen werden verschiedene Marken, in den Provinzen Gefolgsleute und in Florenz Schriftrollen, sowie Florin benötigt. Das Familienmitglied in den zugehörigen Orten wird dann auf die entsprechende Leiste gesetzt. Aus den dort ausliegenden Provinzplättchen bzw. aus jeweils fünf Florenz-Plättchen für Stadtrat oder Adel sucht man sich nun ein Plättchen aus. Provinzplättchen bringen einen einmaligen Bonus. Der Bonus der Stadtrat-Plättchen wirkt sich im weiteren Spiel bei den entsprechenden Ortsaktion aus. Hat der Spieler die Bedingungen der Adels-Plättchen erfüllt, gibt es Machtpunkte in der Schlusswertung.
Daneben gibt es auch die Aktionen Verstärkung, wenn Familienmitglieder ins Spiel gebracht werden und Erholung, wenn liegende Familienmitglieder wieder aufgerichtet werden.
Einige Felder der unterschiedlichen Leisten bewirken, dass der Spieler ein Medici-Wappen vom Spielplan bekommt. Das entsprechende Il Vecchio-Ereignis muss sofort ausgeführt werden. Meist sind diese negativ für die Spieler.
Sobald das letzte Medici-Wappen genommen wird, ist das Ende des Spiels nah. Die aktuelle Runde wird noch beendet, anschließend haben die Spieler die Wahl zwischen 2 Machtpunkten und einem Doppelzug, also 2 Aktionen.
Nun werden die Machtpunkte gezählt. Neben den Punkten für den Verzicht auf den Doppelzug gibt es Machtpunkte für erfüllte Adels-Plättchen und für jedes Medici-Wappen. Familienmitglieder bringen ebenfalls Machtpunkte ein, wenn sie auf einer der Leisten stehen. Sind sie auf jeder Leiste vertreten oder haben da die Mehrheit, gibt es zusätzliche Punkte.
Fazit
Das Spielmaterial von Il Vecchio ist von guter Qualität. Der Spielplan ist beiseitig bedruckt; auf einer Seite weisen die verschiedenen Gebiete unterschiedliche Farben auf, so dass die Konturen besser zu erkennen sind. Die andere Seite sieht für mich optisch besser aus, erschwert aber das Spielen, da viel mehr auf die Gebietsgrenzen geachtet werden muss. Etwas nervend fand ich das Bekleben der 5 Mittelsmänner mit Aufklebern auf jeder Seite vor dem ersten Spiel. Damit es hinterher auch schön aussieht ist eine ruhige Hand und ein gutes Auge nötig. Letztendlich konnte ich alle Farben zuordnen, zunächst sah es für mich allerdings so aus, als wenn ein gelber Aufkleber auf einen roten Mittelsmann sollte. Unbedingt nötig ist das Bekleben sicher nicht, macht aber Sinn, denn es erleichtert das Spiel, da man die "Funktion" des Mittelsmanns sofort erkennen kann.
Die Spielregel ist verständlich erklärt, es gibt viele Bilder und farblich hervorgehobene Beispiele, auch die einzelnen Provinz-, Stadtrats- und Adels-Plättchen werden dort erläutert. Diese Erklärungen sind auch nötig, da die Symbole auf den Plättchen nicht immer selbsterklärend sind. In meinen Testrunden gab es immer wieder Situationen, in denen auf die Weitergabe des Heftes gewartet werden musste, weil jeder die Erklärungen nachschlagen wollte. Mit Übersichtsblättern für jeden Spieler würden diese Wartezeiten entfallen.
Die einzelnen Spielzüge sind kurz und einfach, so sind die Spieler recht schnell wieder am Zug, es sei denn der Grübler sitzt mit am Tisch. Immer wieder sind Entscheidungen nötig. Ideal ist es natürlich, wenn man in jedem Ort die Mehrheit hat, und dann noch auf dem Feldern steht die dort am meisten Punkte bringen. Um seine Familienmitglieder dort einsetzen zu können benötigt man neben den entsprechenden Gefolgsleuten oder Schriftrollen auch noch Florin. Eine vorausschauende Planung ist daher empfehlenswert.
Auch die Vergabe der Machtpunkte in der Endwertung sollte man nicht aus dem Auge verlieren, um nicht zum Spielende hin in Hektik zu verfallen, zumal der Einsatz der Figuren in den Provinzen dann auch immer teurer wird.
Die einzigen Glückselemente bei Il Vecchio kommen durch Einsatz der Familienmitglieder über das Würfeln und die Medici-Wappen ins Spiel. Die Spielregel liefert jedoch ebenfalls eine Variante mit weniger Glücksanteil.
Thema und Spielgeschehen passen bei Il Vecchio zusammen. Il Vecchio funktioniert in jeder Besetzung; besonders in die Quere kommt man sich während des Spiels nicht, es kann aber durchaus passieren, dass mehrere Familienmitglieder mit dem Mittelsmann im gleichen Ort sind. Es kann also sein, dass die geplante Ortsaktion nicht mehr möglich ist, da der vorherige Spieler diese ausgeführt und somit den Mittelsmann auf Reisen geschickt hat.
Ich muss gestehen, bei mir ist der Funke nicht ganz übergesprungen, aber vielleicht passiert das noch wenn ich mir endlich die einzelnen Symbole der Plättchen merken kann und weiß, was es wo zu holen gibt.
Ich danke Pegasus Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Il Vecchio
Autor: Rüdiger Dorn
Illustration: Andreas Resch
Verlag: Hall Games
Vertrieb: Pegasus Spiele
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 60-80 Minuten
Jahr: 2012
Preis: 35 Euro (Stand 30.09.2013)