Die Siedler von Catan - Aufbruch der Händler
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Samstag, 15. September 2012 11:00
- Geschrieben von Petra
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Letztes Jahr im Herbst (2011) ist im Kosmos Verlag mit Die Siedler von Catan - Aufbruch der Händler ein weiteres Spiel der Catan-Familie erschienen. Hierbei handelt es sich um die Adaption des in den USA von Mayfair Games veröffentlichten Settlers of America: Trails to Rails. Nun geht es um ein Europa im späten Mittelalter und den Aufbau eines Handelsimperiums.
Das Cover ist natürlich an das neue Thema angepasst worden. Ziehende Händler, teilweise mit Fuhrwerken, bestimmen vor der aufgehenden Sonne das Bild.
Echt Catan, aber doch anders! Mit diesen Worten beginnt der Text auf der Rückseite der Spielschachtel. Im folgenden Text wird mehr über den Spielablauf verraten: Große Handelshäuser schicken ihre Händler aus, um im mittelalterlichen Europa Abnehmer für ihre Waren zu finden. Sie beziehen Ihre Rohstoff-Einkünfte aus den Landschaften rund um Ihre Kontore. Eine Angabe des Inhalts findet sich dort ebenso wie die typische Kosmos Info-Box, die einem sagt, dass Glückspilze weniger gefragt sind als Planer, und dass aber Strategen und Catan-Fans die Nase vorn haben. Auch die technischen Daten (3-4 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 90-120 Minuten) haben dort ihren Platz.
Material und Spielregel
Im Inneren der Spielschachtel befindet sich einiges an Material. Der beidseitig bedruckte Spielplan ist, ebenso wie die 4 Baukosten-Übersichten, die 40 Warenplättchen, die 68 Münzen (52x Wert 1, 16x Wert 3) und die 15 Zahlenchips aus stabilem Karton. Wie schon erwähnt ist der Spielplan beidseitig bedruckt, die eine Seite mit ganz Europa für das lange Spiel, die andere Seite mit dem "halben" Europa für das kurze Spiel. Insgesamt gibt es 185 Spielfiguren aus Holz: 120 Handelswege, 48 Kontore, 8 Kaufmannszüge, 8 Händler und ein Räuber. Bis auf den schwarzen Räuber werden alle Figuren gleichmäßig auf die Spielfarben Rot, Orange, Blau und Weiß verteilt. Auch 120 Spielkarten im kleinen Format sind enthalten. Hierbei handelt es sich um jeweils 19 Karten der verschiedenen Rohstoffe Holz, Wolle, Getreide, Erz und Salz sowie um 25 Entwicklungskarten. Aus Kunststoff sind dagegen die "normalen" 6-seitigen Würfel und die 2 Kartenhalter. Auch eine Spielanleitung ist vorhanden.
Diese umfasst 12 DIN A4 Seiten, ist gut lesbar und sinnvoll strukturiert. Es gibt die Punkte Spielmaterial, Der Spielplan, Spielvorbereitung, dann zunächst eine Kurze Spielübersicht, anschließend die Spielregeln im Detail und Spielsieg. Der Anhang beinhaltet die Vorbereitung des Hauptspiels, da zuvor nur auf das Kurzspiel, welches als erstes Spiel empfohlen wird, eingegangen wurde und Grundlegende Spieltipps.
Spielziel
Das eigene Handelsimperium ausbauen und schließlich alle eigenen Warenplättchen absetzten ist das Ziel eines jeden, denn der erste, der dies erreicht, beendet das Spiel und gewinnt. Doch zuvor müssen die Warenplättchen durch den Bau von Kontoren freigeschaltet werden.
Spielvorbereitung
Die Spielvorbereitungen halten sich in Grenzen. Zunächst wird der Spielplan auf den Tisch gelegt, für Spieler mit wenig Zeit oder Erfahrung empfiehlt sich der Kurzspielplan, zu erkennen an dem "halben" Europa. Die Zahlenchips werden verdeckt gemischt, fünf von ihnen dann offen auf den farblich entsprechenden "gepunkteten" Feldern platziert, die übrigen kommen verdeckt griffbereit neben den Spielplan. Die Rohstoffkarten werden sortiert im Kartenhalter bereit gelegt, die Entwicklungskarten dagegen verdeckt dort abgelegt, nachdem sie zuvor gemischt wurden. Der Räuber wird auf ein Landschaftsfeld ohne Zahl gestellt.
Jeder Spieler erhält eine Baukostenübersicht und die Spielfiguren einer Farbe. Nun wird das Lager aufgebaut. Hierbei kommen zunächst die Warenplättchen auf ein Feld, meistens wird dann ein Kontor darauf platziert, nur das oberste bleibt frei. Die Anzahl wird dabei von der Spieleranzahl und dem gewählten Plan bestimmt.
Anschließend werden immer Kontore in allen vier Farben auf den Spielplan gesetzt. Der Reihe nach platzieren die Spieler jeweils eins auf ein violettes Feld, nur für das Kurzspiel werden die Startpunkte in der Anleitung vorgegeben. Wird nur zu dritt gespielt, so ist eine Farbe "neutral". Jeder Spieler platziert ebenfalls einen Handelsweg und einen Kaufmannszug. Auch die Startrohstoffe werden jetzt verteilt.
Spielablauf
Die Spieler sind reihum am Zug. Zunächst würfelt der aktive Spieler mit beiden Würfeln. Ergibt der Wurf eine "7", so wird der Räuber auf ein beliebiges anderes Landschaftsfeld versetzt. Außerdem muss jeder Spieler mit mehr als 7 Rohstoffkarten die Hälfte davon zurück in den Vorrat legen. Der aktive Spieler darf zusäzlich eine Rohstoffkarte von einem Mitspieler ziehen, der ein Kontor an dem jetzt vom Räuber besetzten Landschaftsplättchen hat. Wenn der Wurf keine "7" ergibt, erzeugen die Landschaften Rohstoffe für alle Spieler. Für jedes Kontor, dass der Spieler an einem Landschaftsfeld mit der erwürfelten Zahl stehen hat, gibt es einen Rohstoff, sofern auf dem Feld kein Räuber steht und noch genügend Rohstoffkarten vorhanden sind. Falls für ein Kontor keine Rohstoffkarte ausgegeben werden kann, bekommt der Spieler ein Gold als Ausgleich.
In der folgenden Phase sind fünf unterschiedliche Aktionen möglich. Natürlich müssen die jeweils erforderten Rohstoffe vorhanden sein.
Handeln: Rohstoffe dürfen mit den Mitspielern und/oder dem Vorrat getauscht werden.
Bauen - kaufen - erschließen: Händler können angeworben, Kaufmannszüge aufgestellt und Handelswege erschlossen werden, auch der Erwerb von Entwicklungskarten ist möglich.
Händler ziehen und Kontore bauen: Für ein Getreide den eigenen Händler bis zu 3 Kreuzungen weiter ziehen. Wenn der Zug auf einem freien Stadtfeld endet, wird eine Niederlassung gegründet, d.h. die Händlerfigur wird gegen einen Kontor ausgetauscht.
Kaufmannszug bewegen und Warenplättchen absetzen: Für ein Salz kann der Kaufmannszug bis zu 3 Handelswege weti gezogen werden. Wenn der Kaufmannszug bei der Bewegung ein fremdes Kontor ohne Warenplättchen erreicht, darf dort ein eigenes Warenplättchen abgeliefert werden.
Eine Entwicklungskarte ausspielen: Einmal im Zug darf eine Entwicklungskarte ausgespielt werden.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle Warenplättchen abgesetzt hat. Dieser Spieler gewinnt
Fazit
Gegen das Spielmaterial lässt sich nicht viel sagen. Die Grüntöne der Zahlenchips für Wald und Weideland liegen allerdings ziemlich beisammen und können durchaus verwechselt werden, wenn man spielbedingt flüchtiger hinschaut. Auch bei den Entwicklungskarten könnte es Verbesserungen geben. Das Textfeld auf diesen hat nämlich einen unruhigen Hintergrund. Da es aber nur vier unterschiedliche Entwicklungskarten gibt und die Schrift selbst ausreichend groß ist, lässt sich der unruhige Hintergrund im Textfeld verschmerzen.
Bei Die Siedler von Catan: Aufbruch der Händler sind viele Aktionen mit unterschiedlichen Kosten verbunden. Die beiliegenden Baukosten-Übersichten für jeden Spieler sind fast selbsterklärend und ersparen während des Spiels zahlreiche Nachfragen.
Die Spielanleitung ist gut lesbar und verständlich, positiv sind auch die zahlreichen Beispiele und Bilder zur Erläuterung, die zudem deutlich als solche zu erkennen sind.
Für das erste Spiel ist die Kurzvariante wirklich zu empfehlen. Denn zum einen spielt man auf einem "halben" Plan, zum anderen müssen auch weniger Warenplättchen freigeschaltet und verteilt werden. Die reine Spielzeit ist dadurch deutlich kürzer und es bleibt Zeit zum Nachschlagen in der Spielregel oder Fragen beantworten. Für einige meiner Mitspieler war Aufbruch der Händler der erste Kontakt zu Die Siedler von Catan, andere wiederum sind Fans des Spiels.
Auch bei Die Siedler von Catan: Aufbruch der Händler spielt das Glück eine gewisse Rolle. Denn schließlich muss gewürfelt werden, und wenn dann die "falschen" Zahlen erscheinen und es für einen selbst immer nur Gold aber keine Rohstoffe gibt kann das schon frustrieren. Denn die richtigen Rohstoffe zur richtigen Zeit zu haben ist der Weg zum Sieg. Am Besten gibt man sie aus bevor der Räuber zuschlägt.
Das Ur-Siedler hab ich selbst bisher erst einmal gespielt, daher gibt es an dieser Stelle keinen wirklichen Spielevergleich. Viele Elemente sind ähnlich, beispielsweise der Erwerb von Rohstoffkärtchen, aber Aufbruch der Händler ist dennoch ein anderes Spiel. Verglichen mit dem Ur-Siedler ist es etwas anspruchsvoller.
Ich danke dem Kosmos Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Die Siedler von Catan - Aufbruch der Händler
Autor: Klaus Teuber
Illustration: Michael Menzel
Verlag: Kosmos Verlag
Anzahl: 3-4 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 90 (60) -120 Minuten
Jahr: 2011
Preis: ca. 28,00 Euro (Stand 15.09.2012)