1655 - Habemus Papam

1655 - Habemus Papam, 3-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 30-45 Minuten An dieser Stelle schreibe ich immer ein paar mehr oder weniger schlaue Worte als Einleitung, um mich dann näher mit dem Spiel zu befassen. Bei 1655 - Habemus Papam vom DDD-Verlag fällt mir das allerdings schwer. Natürlich weiß ich, dass Habemus Papam lateinisch ist und nichts anderes heißt als: Wir haben einen Papst. Meine Internetrecherche zum Thema Papst und 1655 bringt mich immerhin so weit, dass ich jetzt auch weiß, dass in diesem Jahr Papst Innozenz X. gestorben ist und  Alexander VII. als sein Nachfolger gewählt wurde.

Ob die Szene auf dem Schachtelcover nun den Zeitpunkt darstellen soll, als die Wahl des neuen Papstes dem Volk verkündet wurde, oder ob es sich nur um eine allgemeine Ansprache eines Würdenträgers handelt, kann ich nicht beurteilen. Ist für das Spiel aber sicher auch nicht so wichtig.

 

Schachtelrückseite Rom, 1655 anno domini. Eine Meldung schockiert die ganze Christenheit - Papst Innozenz X. ist tot. In Windeseile reisen die Kardinäle nach Rom, dem Zentrum der religiösen Macht und der Ränkespiele. so heißt es auf der Rückseite. Der weitere Text gibt erste Hinweise auf das Spielgeschehen. In der Spalte neben dem deutschen Text ist die englische Ausgabe zu finden. Selbst die Auflistung des Schachtelinhalts ist zweisprachig. Die technischen Daten (3-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 30-45 Minuten) sind darunter zu finden.

Material und Spielregel
Spielmaterial In der kleinen Spielschachtel (ca 110 mm x 175 mm) befindet sich einiges an Spielmaterial. Enthalten sind 8 Auftragskarten, 2 Camerlengokarten, 54 Geldkarten (20x 1, 10x 2, 10x 5, 10x 5, 4x 20), 20 Kardinalskarten, 18 Politische Karten und 18 Aktionskarten. Die Spielkarten sind mit 56 mm x 86 mm etwas kleiner als üblich, haben eine "geriffelte" Oberfläche und liegen gut in der Hand. Außerdem sind 52 Edelsteine (16x Diamant, 10x Rubin, 11x Saphir, 15x Bernstein) und ein Standfuß aus Kunststoff enthalten. 4 Sichtschirme aus dünnem Karton sind ebenfalls dabei. Auf der Innenseite befindet sich eine Kurzübersicht über den Spielablauf und den enthaltenen Karten, auch hier sind die Texte zweisprachig. Die Sichtschirme sind ausreichend stabil und können allein stehen, auch die Informationen sind gut lesbar. Neben der Spielanleitung gibt es auch noch ein Blättchen, das den historischen Hintergrund beschreibt, auf dem 1655 - Habemus Papam basiert. Beide Texte gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

Auf 22 Seiten gibt es die üblichen Punkten Spielmaterial, Spielidee und Spielziel, Spielvorbereitung und Spielablauf, der auch die Punkte Schwarzer Rauch, Weißer Rauch und Das Auszählen der Stimmen umfasst. Den Abschluss bildet eine Übersicht über die Karten. Bilder und farblich hervorgehobene Beispiele verdeutlichen die Regeln.

 Kardinalskarten: Kardinäle, Weißer Rauch, Schwarzer RauchAktionskartenPolitische Karten

Spielziel
Wer die meisten Stimmen zur Papstwahl auf sich vereint, gewinnt das Spiel, doch zuvor müssen die übrigen Kardinäle sowie die politischen Machthaber auf die eigene Seite gezogen, also mit Hilfe der Edelsteine die kostbaren Karten gekauft werden.

Spielvorbereitung
Zunächst werden sowohl die Politischen Karten wie auch die Aktionskarten verdeckt gemischt und als Stapel bereit gelegt. Bevor die Kardinalskarten ebenfalls gemischt werden, müssen die Karten Weißer Rauch und Schwarzer Rauch zur Seite gelegt werden. Die Karte Schwarzer Rauch wird ungefähr auf halber Höhe des Stapels eingefügt, die Karte Weißer Rauch dagegen wird in die untersten drei Karten eingemischt. Alle drei Stapel werden nun mit der Camerlengo Karte in eine Reihe gelegt.

Jeder Spieler bekommt nun sein Spielmaterial: einen Sichtschirm, 4 Diamanten, 1 Rubin, 2 Saphire, 3 Bernsteine und 20 Goldstücke (1x 10, 1x 5, 1x 2, 3x1). Nicht benötigte Edelsteine und Münzen bilden die Bank. Jeder Spieler erhält noch 2 zufällige Auftragskarten. Der rüstigste Spieler erhält zudem noch die Camerlengo Karte ohne Symbole.

AuftragskartenGeldkartenSichtschirmEdelsteine: Diamant, Rubin, Saphir, Bernstein und ein Standfuss

Spielablauf
1655 - Habemus Papam geht über mindestens 18 Runden, welche wiederum in 4 Phasen unterteilt sind.

  1. Allgemeine Auslage, Edelsteine und Geldkarten liegen ebenfalls ausKarten in der allgemeinen Auslage aufdecken
    Der Spieler, der den Camerlengo hat, deckt die jeweils oberste Karte aller Stapel auf und dreht die Camerlengo Karte auf die Vorderseite.

    Ist die Karte Schwarzer Rauch dabei, so wird diese zur Seite gelegt, eine weitere Kardinalskarte aufgedeckt, jeder Spieler erhält 5 Goldstücke für jeden Kardinal mit dem entsprechenden Symbol, außerdem muss sich jeder Spieler von einer Auftragskarte trennen. Anschließend wird das Spiel fortgeführt. 

    Ist die Karte Weißer Rauch dabei, kommt diese zur Seite, alle Karten in der allgemeinen Auslage werden offen in die Tischmitte gelegt und die aktuelle Runde wird noch zu Ende gespielt. Anschließend endet das Spiel und die Stimmen werden ausgezählt.
  2. Sichtschirm, dahinter Edelsteine, Geld und Auftragskarten, wobei die Auftragskarten sich nur für den Fototermin dazugesellt haben. Üblicherweise liegen diese einfach nur verdeckt vor einem.Aktionskarte spielen (optional): Ab der 2. Runde können alle Spieler eine Aktionskarte zunächst verdeckt ausspielen, danach gleichzeitig aufdecken und beginnend beim Camerlengo abhandeln. Aktionskarten bringen meist Vorteile beim Bieten, beispielsweise Dein nächstes Gebot: 3 Rubine. Diese Karte gilt als Gebot für die nächste Phase, außerdem erhält der Spieler noch 2 Goldstücke von jedem Mitspieler.
  3. 0-3 Edelsteine bieten: Nun wird auf die ausgelegten Karten geboten. Hierbei entscheidet nicht nur die Anzahl der Edelsteine, sondern auch die Art. So sind Diamanten (farblos) am wertvollsten, diese können durch die Camerlengo Karte nicht wieder beschafft werden. Danach folgen Rubine (rot), dann Saphire (blau), zuletzt Bernsteine (gelb).
  4. Karte nehmen: Nun nimmt sich jeder Spieler gemäß der Höhe seines Gebotes eine der Karten. Kardinalskarten liefern Stimmen am Spielende und Goldstücke beim Schwarzen Rauch, Politische Karten bringen meist zusätzliche Stimmen oder Gold,  Aktionskarten meist Vorteile beim Bieten und bei der Camerlengo Karte wird der Spieler zum neuen Camerlengo und bekommt jeweils einen Rubin, Saphir, Bernstein und ein Goldstück aus der Bank. Die Camerlengo Karte selbst wird nur umgedreht. Im Spiel zu dritt bleibt noch eine Karte übrig, diese kommt aus dem Spiel, nur die Camerlengo Karte darf liegenbleiben. Anschließend beginnt eine neue Runde. 
Bevor es am Spielende zum Auszählen der Stimmen kommt, werden noch vorhandene Edelsteine und Felipe-Karten in Goldstücke umgewandelt. Anschließend werden die Siegpunkte Stimmen verteilt. Es gibt sie für erfüllte Auftragskarten, für Kardinäle und Fraktionsführer, für Louis XIV-Karten, für Goldstücke, für Seilschaften (Karten mit dem gleichen Symbol bzw. 2 passende Karten für die Kardinäle Berberini und Sacchetti) und für die Karte Squadrone Volante. Sieger ist der Spieler mit den meisten Stimmen.

 

 Informationen über den historischen HintergrundCamerlengo Karten

 

Fazit
Das Spielmaterial ist in Ordnung, die Sichtschirme ausreichend stabil und auch die Erläuterungen darauf lassen sich gut lesen. Ich hatte keine Probleme meine Edelsteine zu verstecken und ab und an auf die Erläuterungen zu schauen, einige meiner Mitspieler dagegen mussten sich schon leicht verrenken. Eigentlich ist ja vorgesehen, die Camerlengo Karte in den Standfuß zu stecken und jedes Mal gemeinsam zu bewegen. Fasst man allerdings, wie eigentlich üblich, nur die Karte an, bleibt der Standfuß einfach stehen. In meinen Testrunden haben wir schließlich nur noch den Standfuß bewegt, da ein Aufheben der Karte vom Tisch uns allen immer zu "mühsam" erschien.

Kleine Schachtel, 44-seitige Spielregel. Doch so schlimm, wie es anfangs scheint, ist es dann doch nicht. Denn die Hälfte der Anleitung ist in englischer Sprache. Zudem dienen 9 Seiten des deutschen Teils der Erläuterung der einzelnen Karten, so dass noch 11 Seiten Regel übrig bleiben, wenn man die Erläuterung des Spielmaterials zu Anfang vernachlässigt. Allerdings sind die angeführten Beispiele zwar farblich abgesetzt, aber das gewählte Grün ist je nach Beleuchtung nicht gut lesbar.

Optisch sind die Bilder auf den Spielkarten dem Gemälde Papst Innozenz X des spanischen Malers Diego Velázquez (1599–1660) nachempfunden. So sind sie zwar thematisch korrekt und passen in das Jahr 1655, gefallen aber sicher nicht jedem.

Kern des Spiels ist das Bieten. Geboten wird immer gleichzeitig verdeckt, so dass es meist recht zügig verläuft und nicht so vorhersehbar ist. Selbst wer den Edelsteineinsatz der anderen Spieler nachhält, weiß meist nicht genau, wie viel und auf welche Karte die Anderen bieten. Die Taktik bestimmt die Kartenauswahl, das Glück eher ob man diese Karte auch erhält. Investiert man zu viel Edelsteine, fehlen diese bei den nächsten Geboten, oder man muss sogar durch den Camerlengo seinen Bestand wieder auffrischen. Investiert man zu wenig, wählt man nicht als erstes. Mit Glück bekommt man aber trotzdem die ersehnte Karte.

1655 - Habemus Papam hat ein interessantes Thema, das durchaus die Spannung einer Papstwahl wiedergibt. Zumindest so wie ich mir eine Papstwahl vorstelle. Wer etwas für Bietspiele übrig hat, sollte sich 1655 - Habemus Papam durchaus einmal ansehen.

 

 

Vielen Dank an den DDD-Verlag  für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Spiel: 1655 - Habemus Papam
Autor: Christoph Bauer
Grafik: Katharina Kubisch
Verlag: DDD Verlag
Anzahl: 3-4 Personen
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 30-45 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 13,00 Euro (Stand 03.08.2011)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.