Mille Grazie
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Donnerstag, 10. März 2011 08:22
- Geschrieben von Petra
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Jetzt blicke ich schon eine Weile auf das Cover von Mille Grazie (Zoch Verlag) und suche nach den richtigen Worten. "Mille Grazie" ist italienisch und heißt auf deutsch "Vielen Dank". Doch wie komme ich jetzt vom Spieltitel zu der Gestalt auf dem Cover der Spielschachtel? Sie passt nicht in die heutige Zeit, denn wer läuft heutzutage schon mit einem Federhut, einem Geldbeutel und einem Säbel herum? Und trägt dazu noch altertümliche Kleidung? Eine Karte, die einen Teil Norditaliens zeigt und nahtlos in eine Landschaftszeichnung übergeht, die eine von Pinien gesäumte Landstraße zeigt.
Auf der Rückseite fällt mein Blick zunächst auf das Bild vom Spielmaterial. In 4 Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch) gibt es im Text daneben einen Hinweis auf den Spielablauf: Wer bahnt sich den Weg vorbei an den Hinterhalten seiner räuberischen Mitspieler? Diebischer Spielspaß kommt auf, wenn gewitzte Routenplaner mit gewagten Ausweichmanövern versuchen, den Straßenfallen listiger Schurken zu entgehen. Der Hinweis Wenig Regeln! Viel Spaß! ist zwar nicht wirklich auffällig, lässt sich andererseits aber auch nicht übersehen. Die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 8 Jahren, ca. 30-45 Minuten) sind nicht nur auf der Rückseite, sondern auch auf den Seiten der Spielschachtel zu finden. Eine Auflistung des Spielmaterials gibt es allerdings nicht, dafür sind aber die enthaltenden Sprachen als Piktogramm der Landesflaggen zu finden.
Material und Spielregel
Das meiste Spielmaterial ist aus stabilem Karton. Es gibt einen Spielplan, der einen Teil Norditaliens mit den dortigen Städten wiedergibt. Als Bezeichnung der Städte wurden die italienischen Namen gewählt. Die Verbindungsstraßen dieser Städte sind in unterschiedlichen Farben gezeichnet und mit dem jeweiligen Straßennamen versehen. Die Anfangsbuchstaben dieser Namen sind deutlich hervorgehoben. Außerdem gibt es 30 Auftragskarten auf denen jeweils 2 Städtenamen und eine Zahl abgebildet sind. Zubehör für 4 Überfallkompasse (Rot, Gelb, Grün, Blau) ist ebenfalls vorhanden. Diese müssen vor dem ersten Spiel mit der Buchstabenseite nach Innen noch farblich richtig zusammengesetzt werden. Aus Holz sind dagegen die Spielfiguren und die Wertungssteine, jeweils eine in den Spielfarben gelb, rot, grün und blau.
Eine Spielanleitung ist natürlich ebenfalls vorhanden. In einem 16-seitigen Heft befinden sich die Spielregeln in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch, jeweils 4 Seiten pro Sprache. Die Spielregel ist verständlich geschrieben und beinhaltet alle wichtigen Punkte (Spielidee und Spielziel, Spielmaterial und Vorbereitung, Spielablauf, Spielende) sowie Sonderregeln für Das Spiel für zwei Personen. Beispiele und Graphiken erläutern zudem das Geschriebene.
Spielziel
Sobald ein Spieler 30 oder mehr Siegpunkte bekommt, endet das Spiel und der Spieler mit den
meisten Siegpunkten gewinnt. Siegpunkte gibt es für erfüllte Auftragskärtchen. Als erfüllt gelten diese sobald die unten genannte Stadt mit der eigenen Spielfigur erreicht wird. Bei Überfällen jedoch kann man Auftragskarten auch wieder verlieren. Die Spieler übernehmen abwechselnd die Rolle eines Edelmanns und eines Räubers.
Spielvorbereitung
Vor dem ersten Spiel müssen die Überfallkompasse farblich richtig, mit den Zahlen nach innen, zusammen gesetzt werden. Die eigentlichen Spielvorbereitungen sind schnell getätigt. Zunächst wird der Spielplan auf dem Tisch platziert. Anschließend werden die Auftragskarten verdeckt gemischt, vier von ihnen zufällig gezogen und auf dem Spielplan zur oben auf dem Kärtchen angegebenen Stadt gelegt. Jeder Spieler erhält nun noch eine Spielfigur, einen Wertungsstein und einen Überfallkompass gleicher Farbe sowie eine Auftragskarte, die er offen vor sich auslegt. Der obere Städtename gibt die Stadt an, auf der nun die Spielfigur platziert wird, während sämtliche Wertungssteine auf dem Feld Null der Punkteskala kommen. Die übrigen Auftragskarten bilden den verdeckten Nachziehstapel.
Spielablauf
Die Spieler sind reihum als Edelmann am Zug. Während ihres Zuges entscheiden sie zunächst, ob sie Geleitschutz wünschen, stellen möglicherweise den Überfallkompass passend ein und ziehen anschließend ihre Figur entsprechend weiter. Passiert die Spielfigur auf ihrem Weg einen Ort mit ausgelegtem Auftragskärtchen, so darf der Spieler dieses aufnehmen und offen vor
sich auslegen, wobei er aber nie mehr als drei Auftragskarten besitzen darf. Nun wird ein neues Auftragskärtchen gezogen und passend auf dem Spielplan abgelegt, so liegen immer vier Aufträge aus. Hat der Spieler den Zielort erreicht, gibt er das zugehörige
Auftragskärtchen ab und bekommt die auf diesem angegebenen Siegpunkte.
Die Buchstaben auf dem Überfallkompass stehen für die einzelnen Straßen des Spielplans. Die jeweiligen Räuber können sich absprechen, wo sie den Edelmann überfallen möchten und stellen den Überfallkompass dementsprechend ein. Falls der Edelmann Geleitschutz möchte, was nichts anderes heißt als dass ihm auf dieser Straße nichts passiert, stellt auch er den Überfallkompass ein. Anschließend zieht der Spieler seine Spielfigur um einige Felder (höchstens 4 mit Geleitschutz, höchstens 5 ohne Geleitschutz) weiter. Sobald der Edelmann eine der von den Räubern voreingestellten Straßen benutzt, wird der Räuber aktiv und ruft "Mille Grazie". Reist der Edelmann ohne Geleitschutz, so muss der Spieler, je nach Wertigkeit der Straße, ein bis drei Auftragskarten abgeben und die Räuber erhalten drei Siegpunkte. Im anderen Fall passiert nichts.
Das Spiel endet sofort, sobald auf der Siegpunktleiste die 30 überschritten wird. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel.
Fazit
Robust ist das Material schon, da lässt sich nichts gegen sagen. Allerdings fehlt eine Anleitung, wie die Kompasse zusammengebaut werden. Ich habe
sie zu Anfang farblich falsch zusammengebaut, aber immerhin hatte
ich die Zahlen auf der Innenseite, so dass einem Spiel nichts im Wege
stand. Aber jetzt weiß ich auch, dass man die Kompasse wieder zerlegen
kann, ohne irgendetwas zu zerstören. Ob sie das öfter überstehen würden, bezweifle ich allerdings.
Jeder Spieler bekommt Spielmaterial in einer Farbe, teilweise aus Holz, teilweise aus Karton. Dass die Farben dann nicht immer genau übereinstimmen, ist fast zu vermuten. Während man die zum gelben Überfallkompass gehörenden Spielfiguren noch mit viel gutem Willen als Gelb, aber ebenso gut auch als Rot und nicht als Orange bezeichnen kann, so sind die Spielfiguren, die Rot sein sollten, eindeutig Violett. Nur gut, dass Achtjährige die Farben schon kennen.
Ein Spiel wie Mille Grazie wäre ideal geeignet, Kindern und Erwachsenen beizubringen, wo in Italien sich die genannten Orte denn befinden. Etwas befremdlich finde ich in dem Zusammenhang den Spielplan. Die Lage der einzelnen Orte zueinander ist wohl korrekt dargestellt, soweit ich es überprüft habe, allerdings hätte ich erwartet, zumindest bei Venezia (Vendedig) ein Stück Adria zu sehen. Die angedeutete Karte auf dem Schachtelcover ist da weitaus korrekter.
Bei Mille Grazie ist es als Räuber nötig, den Laufweg seines Mitspielers vorauszusehen. Als Edelmann dagegen hat man das Problem, genau diesen Weg nicht zu nehmen, denn selbst mit Geleitschutz kann man sich nicht vor allen Räubern schützen. Da die Spieler abwechselnd Edelmann und Räuber sind, ist immer etwas zu tun. Und Siegpunkte kann es auch immer geben.
Als Edelmann hat man es immer mit mindestens zwei Räubern zu tun, die Spielregeln sind für zwei Spieler entsprechend angepasst worden. Es ist zu zweit quasi ein Spiel zu dritt, nur dass ein Spieler als Räuber zweimal Siegpunkte bekommen kann, wenn er die Straßen zuvor geschickt gewählt hat. Aber trotzdem hat mir das Spiel in Vollbesetzung mehr Spaß bereitet.
Mille Grazie ist ein Spiel mit einfachen Regeln, somit schnell erklärt und auch die Spielzeit ist nicht zu lang. Also ideal für Familien, allerdings nur bedingt zur Unterstützung des Geografieunterrichts geeignet.
Vielen Dank an den Zoch Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: Mille Grazie
Autor:
Dirk Hillebrecht
Illustration: Alexander Jung
Verlag:
Zoch Verlag
Anzahl: 2 - 4 Spieler
Alter: ab 8 Jahre
Dauer:
ca. 30-45 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 19 Euro
(Stand 11.02.2011)