Der Pate
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. Dezember 2010 18:01
- Geschrieben von Petra
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Der Pate ist ein Roman von Mario Puzo aus dem Jahr 1969, in dem die Geschichte der aus Sizilien stammenden Mafiafamilie Corleone erzählt wird. Drei Jahre später entstand der Spielfilm mit Marlon Brando und Al Pacino in den Hauptrollen, der Film war für insgesamt elf Oscars nominiert und bekam schließlich drei. Und wieder offenbart sich eine Wissenslücke bei mir. Natürlich weiß ich von der Existenz von Buch und Film, aber gelesen bzw. gesehen habe ich sie nicht.
Doch jetzt kann ich mitreden, zumindest was das Spiel Der Pate (Kosmos Verlag) von Michael Rieneck angeht. Schwarz ist die Spielschachtel von Der Pate, nur der Spieltitel leuchtet golden (oder eben gelb...) Auffällig ist, dass die Buchstaben Pate einer Marionette gleich von einer Hand gehalten werden.
Die dunkle Rückseite der Spielschachtel wird von einer Abbildung dominiert, die einen ersten Eindruck des Spielmaterials vermittelt. Sowohl der Spielplan mit Figuren als auch ein Tableau, Karten, Plättchen und Geldscheine sind zu sehen. Direkt daneben ist der Inhalt aufgelistet. New York in den 40ern. Als Oberhaupt einer nicht ganz so ehrenwerten Familie versuchen Sie, mit schmutzigen Geschäften Geld zu machen - viel Geld. Probieren Sie die linke Tour und geben Sie dem FBI einen Tipp für eine Razzia bei einem Konkurrenten. So lautet ein Teil des stimmungsvollen Einführungstextes, der zugleich erste Hinweise über den Spielablauf liefert. Natürlich fehlen auch die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 12 Jahren, ca 60-70 Minuten) sowie die für den Kosmos Verlag typische Einschätzung (eher etwas für Rausschmeißer und Glückspilze als für Planer, und Zimperlich darf man erst recht nicht sein) nicht.
Im Inneren der Spielschachtel befindet sich einiges an Material. Der Spielplan ist, ebenso wie die 4 Würfeltableaus, die 10 Ereigniskarten , die 13 Plättchen "Freunde der Familie", die 24 Aktionsplättchen (12 graue "Ansehen", 12 rote "Einfluss) und die 20 Schuldmarker (je 5 in den Farben blau, orange, grün und gelb) aus stabilem Karton. Aus Holz hingegen sind die 28 Spielfiguren (je 7 in den Farben blau, orange, grün und gelb), 4 Würfel (schwarz, weiß, grau, rot), das Gangsterauto, die 16 Anzeigesteine für die Entwicklungsleisten (je 4 in den Farben blau, orange, grün und gelb) sowie die 2 Anzeigesteine für die Ereignisleisten (grau, rot). Die beidseitig bedruckten Geldscheine (je 25 in den Werten 1000$, 2000$, 5000$ und 10000$) sind aus Papier.
Spielziel
Gewinnen kann nur, wer das meiste Geld besitzt. Doch diejenigen, die nicht genug für Ansehen oder Einfluss getan haben, scheiden vorher aus. Was genau erforderlich ist, hängt von den Ereignissen während des Spiels ab.
Es reicht zwar nicht, nur den Spielplan auf den Tisch zu legen, aber wirklich viel ist bei Der Pate an Vorbereitung auch nicht nötig. Die Anzeigesteine für die Entwicklungsleisten der Spieler werden ebenso auf die zugehörigen Startfelder gelegt wie die der Ereignisleisten. Auch die Aktionsplättchen für Ansehen und Einfluss werden dort an den entsprechenden Stellen abgelegt. Die Freunde der Familie werden in Brooklyn gestapelt. Jeder Spieler bekommt nun noch ein Würfeltableau, 7 Familienmitglieder und 5 Schuldmarker. Die Ereigniskarten werden gemischt, drei von ihnen verdeckt zur Seite gelegt, die restlichen neben dem Spielplan gestapelt. Auch die Geldscheine werden bereit gelegt. Jeder Spieler erhält noch 10.000 $ als Startkapital.
Spielablauf
Gespielt wird über 7 Runden. Jede Runde besteht aus drei Schritten, wobei zunächst nur der Startspieler aktiv wird, indem er das Einkommen für alle aus der Bank zahlt und die Ereigniskarte aufdeckt. Diese gibt nicht nur an, ob der graue oder der rote Anzeigestein auf den Ereignisleisten ein Feld weiter nach oben geschoben wird und um wie viel Felder das Gangsterauto weiter bewegt wird, sondern auch, welche Anweisungen befolgt werden sollen.
Im dritten Schritt folgen die Würfelaktionen der einzelnen Spieler. Zunächst wird mit allen vier Würfeln gewürfelt, einer dieser Würfel wird nun auf die 1. Zeile des Würfeltableaus abgelegt. Hierbei ist nur die Augenzahl wichtig. Mit den übrigen Würfeln wird dann erneut gewürfelt, diesmal für die 2. Zeile. Doch jetzt ist die Farbe des Würfels für die Platzierung wichtig. Die Augenzahl gibt die Stärke der Aktion an oder welches Geschäft betroffen ist. Anschließend wird ein drittes Mal gewürfelt. Jetzt müssen die Würfel auf Zeile drei und Zeile vier verteilt werden. Auch hier ist die Platzierung eines Würfels nur auf einem farblich passenden Feld möglich. In der vierten Zeile spielt der Würfelwert keine Rolle.
Doch welche Felder sind nun auf dem Würfeltableau? In der ersten Zeile wird die Höhe des Einkommens bestimmt; alle Spieler, die das ausgewählte Geschäft besitzen, bekommen das zugehörige Einkommen. Ausnahme ist hier die Marionettenhand, in diesem Fall werden die Anzeigemarker auf den Leisten Einfluss und Ansehen weiter gezogen. Auch in den übrigen Zeilen kann man sich selbst, aber auch den Mitspielern, Gutes tun; allerdings ist auch das Gegenteil möglich. Bei der FBI-Razzia beispielsweise müssen alle Geschäfte geräumt werden, also auch die eigenen. Die betroffenen Familienmitglieder landen dann im Gefängnis. Mit der Staatsanwältin dagegen kann man die eigenen Familienmitglieder wieder aus dem Gefängnis herausholen.
Hier jetzt auf jedes einzelne Feld einzugehen würde zu weit führen, zumal die Spielregeln zu Der Pate, und somit auch die Erklärungen für die einzelnen Felder, auf der Internetseite des Kosmos Verlags verfügbar sind.
Geschäfte, die sich in einem Stadtteil befinden, in dem sich das Gangsterauto gerade befindet, sind vor den meisten Aktionen geschützt. Eine Ausnahme ist die Aktion "Besuch", hier wird das Gangsterauto zum Überfall genutzt.
Nach der siebten Runde endet das Spiel und die Schlussabrechnung erfolgt. Spieler, die auf der geforderten Leiste (Ansehen oder Einfluss) nicht das letzte Feld erreicht haben, scheiden aus der Wertung aus. Die übrigen Spieler erhalten noch einmal das aktuelle Einkommen, zusätzlich für jedes Geschäft im eigenen Besitz 3.000 $. Allerdings muss sowohl für jedes Familienmitglied im Gefängnis 1.000 $ Kaution und für jeden Schuldmarker, der sich nicht im eigenen Besitz befindet, jeweils 2.000 $ zur Begleichung der Schuld gezahlt werden. Wer zum Schluss das meiste Geld besitzt, gewinnt das Spiel.
Fazit
Ob das Thema von Buch oder Film Der Pate gut umgesetzt wurden, kann ich nicht beurteilen, da ich, wie bereits oben erwähnt, weder Buch noch Film kenne. Aber auf jeden Fall wecken die kurzen Texte auf den Karten anscheinend Erinnerungen bei Personen, die den Film kennen. Mehr als einmal hörte ich während des Spielens: Das war doch die Szene, in der ... erinnert ihr euch? Nun ja, ich erinnere mich nicht, aber trotzdem macht das Spiel Spaß. Nur die Bemerkungen der Filmkenner nerven mit der Zeit etwas, aber das soll hier ja nicht Thema sein.
Der Spielplan ist ziemlich dunkel gehalten und spricht vielleicht nicht jeden an, passt aber durchaus zum Spielthema. Die Qualität des gesamten Spielmaterials ist zufriedenstellend. Die Spielregel beinhaltet zwar alle spielrelevanten Punkte und diese sind auch gut erklärt, aber trotzdem fehlt mir etwas. Es gibt keine Beispiele und die wichtigen Hinweise werden nur kursiv, aber nicht durch eine andere Farbe hervorgehoben. Andrerseits sind die Regeln selbst recht kurz, so dass es eher möglich ist sie sich zu merken.
Ein großer Teil der Spielregel ist der Erklärung der einzelnen Felder des Würfeltableaus gewidmet. Diese werden zwar sehr ausführlich erklärt, aber trotzdem fällt der Einstieg ungeübten Spielern nicht ganz leicht. Die am meisten gestellte Frage während der ersten Partien war: Was passiert bei Feld xy noch einmal? Die einzelnen Felder des Tableaus sind zwar zum Teil selbst erklärend, wenn man den Sinn der einzelnen Piktogramme erst einmal verstanden hat, außerdem gibt es ein Beiblatt mit Erklärungen der einzelnen Aktionen des Würfeltableaus und den Feldern der Entwicklungleiste Gefälligkeiten, aber eben nicht für jeden Spieler ein Blatt.
Durch die Würfel gibt es ein gewisses Glücksmoment, das in meinen Augen aber zu vernachlässigen ist. Es gibt trotzdem sehr viele Möglichkeiten die Würfel einzusetzen. Möchte man es in Kauf nehmen, dass ein Mitspieler ebenfalls Einkommen erhält? Welche Aktionen möchte man in den nächsten Zeilen nutzen? Das sind sicher nicht die einzigen Fragen, die dem Spieler dann durch den Kopf gehen. Das Faszinierende ist außerdem, das Beste für sich selbst herauszuholen und dabei den Anderen nicht gerade in die Hände zu spielen. Auch wenn man dies manchmal zähneknirschend tun muss.
Bis jetzt war jede Partie anders, mal stand schon sehr bald fest, ob Einfluss oder Ansehen gefragt war, dann wieder entschied sich dies erst in der letzten Runde. Da zu Beginn des Spiels alle Stadtteile besetzt werden, sind sowohl Spielgefühl als auch Spielspaß nicht von der Spielerzahl abhängig. Der Pate ist für mich ein sehr stimmungsvolles Familienspiel, das aber eine gewisse Einarbeitung bzw. Merkfähigkeit erfordert.
Ich danke dem KOSMOS - Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Der PateAutor: Michael Rieneck
Buchvorlage: Der Pate (Mario Puzi)
Illustration: Franz Vohwinkel
Verlag: KOSMOS Verlag
Anzahl: 2 - 4 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 60-70 Minuten
Jahr: 2010
Preis: ca. 26,50 Euro (Stand 30.11.2010)