Revolution!

Revolution!, 3-4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 45-60 MinutenBlickt man auf die Spielschachtel von Revolution! (Pegasus Spiele), deren Grundfarbe natürlich rot ist, fällt der Blick zunächst auf zwei Personen im Zentrum. Erst anschließend geht das Auge auf Entdeckungsreise. Umschläge und Geldstücke fliegen herum. Im Hintergrund sind zudem viele Personen mit zum Teil weit aufgerissenen Augen zu sehen, auch einige geballte Fäuste kann ich erkennen. Auf einem Banner, das quer aufgespannt ist, lese ich auch den Spieltitel Revolution! Das Ganze wirkt etwas comichaft auf mich.

SchachtelrückseiteUnruhen und Intrigen bringen das Land zum rodeln. Das Volk ist aufgebracht, die Revolution steht unmittelbar bevor. Wen werden die Menschen unterstützen, wenn das alte Regime fällt? lese ich auf der Rückseite der Spielschachtel. Und weiter: In Revolution! bietest du geheim darauf, Einfluss auf Personen in wichtigen Positionen zu gewinnen. Du bist nicht derjenige, der die Revolution herbeiführt. Du sorgst einfach nur dafür, dass du an der Spitze stehst, wenn alles vorbei ist. Direkt neben diesem Text ist der Inhalt der Spielschachtel aufgelistet. Eine nachgestellte Spielsituation gibt zudem erste Einblicke auf das Material und den Spielaufbau. Auch die technischen Daten (3-4 Spieler, 45-60 Minuten, ab 10 Jahren) sind auf der Rückseite zu finden.

Material und Spielregel
InSpielmaterial der Spielschachtel befinden sich ein Spielplan und 4 Biettafeln aus robustem Karton sowie 4 Sichtschirme in den Grundfarben rot, gelb, grün und blau aus ausreichend dicker Pappe, die doppelseitig bedruckt sind und auf deren Innenseite sich Kurzregeln befinden. Des Weiteren gibt es 8 Punktmarken, 12 Machtmarken, 12 Erpressungsmarken und 36 Goldmarken, die ebenfalls aus robustem Karton sind. Aus Holz hingegen sind die 100 Gefolgsleute (jeweils 25 in den Farben rot, gelb, grün und blau) und die 4 Unterstützungszähler, ebenfalls in den Spielerfarben (rot, gelb, grün und blau).

Wie eigentlich nicht anders erwartet, hat die beigefügte Spielanleitung auch (4 DIN A4 Seiten) die Grundfarbe rot. Darauf sind quasi Pergamente mit den eigentlichen Regeln angepinnt. Diese sind verständlich beschrieben und beinhalten alle wichtigen Punkte (Spielidee, Spielmaterial, Spielvorbereitung, Spielablauf und Spielende). Auch Die Bietmarken und Spion und Apothekerin werden näher erläutert. Abgeschlossen wird das kleine Heft durch Optionale Regeln. Einige Bilder und Beispiele verdeutlichen zudem das Geschriebene.

 SichtschirmSichtschirmBiettafel

Spielziel
Ganz profan: Auf der Punkteskala nach der Abrechnung am Ende des Spiels ganz vorne liegen ist Sinn und Zweck des Ganzen. Oder auf das Thema bezogen: Erfolgreich Zwingen, Erpressen und Bestechen, denn nur so bekommt man den meisten Einfluss. Denn nur wer den meisten Einfluss hat, gewinnt schließlich das Spiel.

Spielvorbereitung
Ohne Spielplan geht es nicht, daher wird dieser als erstes auf den Tisch gelegt. Anschließend bekommt jeder Spieler einen Sichtschirm sowie 25 Gefolgsleute jeweils in der eigenen Spielfarbe. Der passende Unterstützungszähler wird auf dem Feld Null auf der Zählleiste platziert, die Biettafel kommt hinter den Sichtschirm und die Bietmarken für den Anfang (1 Zwang, 1 Erpressung, 3 Gold) werden sichtbar daneben gelegt .

  Startbild bei 4 SpielernBiettafel und Marken hinter dem SichtschirmSpielplan

Spielablauf
Auf der Biettafel sind 12 verschiedene Personen, sowie die unterschiedlichen Möglichkeiten der Einflussnahme auf sie, abgebildet. Die Mehrzahl dieser Personen steht für einen bestimmten Bereich auf dem Spielplan, beispielsweise der General für die Festung. Außerdem zeigt die Biettafel die Konsequenz eines erfolgreichen Gebots. Meistens wird dann ein Gefolgsmann in einen Bereich des Spielplans gestellt, kombiniert mit der Belohnung einer Bietmarke und dem Weiterziehen des Unterstützungszählers auf der Punktleiste. Von den weiteren Personen sind der Spion (Ersetzen eines fremden Gefolgsmanns durch einen eigenen) und die Apothekerin (2 Gefolgsleute eigener Wahl miteinander vertauschen) wohl die interessantesten.

Die verschiedenen Bietmarken, also Zwang, Erpressung und Gold, haben unterschiedliche Wertigkeiten. So ist Zwang am mächtigsten und Gold am schwächsten. Alle Bietmarken können miteinander kombiniert werden.

Das Spiel läuft über mehrere mögliche Spielsituation bei 4 SpielernRunden und endet, sobald ein Gefolgsmann auf das letzte leere Feld des Spielplans gestellt wird. Eine Runde besteht aus den Phasen Spionieren, Bieten, Auswerten und Spenden sammeln. Spionieren heißt nicht anderes, als nachzusehen, welche Bietmarken die Mitspieler ausliegen haben. Beim anschließenden Bieten werden die Bietmarker, den Regeln entsprechend, auf die abgebildeten Personen gelegt. Ist die geschehen, wird der Schleier Sichtschirm gelüftet und es kommt zur Auswertung. In dieser Phase werden die Gefolgsleute auf den Spielplan gesetzt, der Unterstützungszähler weiter gezogen, die neuen Bietmarken verteilt sowie die gegnerischen Gefolgsleute bewegt. Alles natürlich nur, wenn die Mitspieler überboten wurden. Als nächstes werden Spenden gesammelt; der Spieler, der zu diesem Zeitpunkt weniger als 5 Bietmarken hat, erhält soviel Gold aus dem Vorrat, bis er 5 Bietmarken besitzt.

Wenn am Ende der Phase Auswerten alle Felder auf dem Spielfeld besetzt sind, endet das Spiel sofort und die Endabrechnung erfolgt. Der Spieler mit den meisten Gefolgsleuten in einem Bereich bekommt die zugehörigen Unterstützungspunkte. Des weiteren werden die gewonnenen Bietmarken in Unterstützungspunkte umgewandelt. Sieger ist nun derjenige mit den meisten Unterstützungspunkten. 

Spielplanausschnitt Hafen Spielplanausschnitt Markt Spielplanausschnitt Taverne

Fazit 
Das Spielmaterial ist von guter Qualität und der Spielplan gefällt mir richtig gut. Obwohl oder vielleicht weil er sehr farbenfroh ist. Einen Schatten auf den bisher guten Eindruck, den das Spielmaterial auf mich macht, wirft allerdings die Verpackung. Dass das Innenleben der Spielschachtel aus Pappe ist, stört nicht wirklich. Aber das es nicht passt stört umso mehr. Zwar passen Sichtschirme und Biettafeln genau hinein, aber das Pappteil ist insgesamt zu hoch ausgefallen. Das führt dazu, dass der Spielplan zum Teil quasi außerhalb der Spielschachtel liegt und dadurch der Deckel nicht richtig schließt. Dass die Druckbelastung dann zur Zerstörung oder zum Wegknicken der inneren Seitenteile führt ist schon fast logische Konsequenz. Vor allem wenn Revolution! im Spielstapel nicht ganz oben liegt.
 
Die häufigste Frage in meinen Spielrunden war: Was hat das Spiel denn mit einer Revolution zu tun? Auch wenn sowohl Schachtelrückseite als auch Spielregel sagen, dass der Spieler die Revolution nicht selbst herbeiführt, sondern sich selbst mit allen Mitteln, eben Zwang, Erpressung und Bestechung, in eine gute Ausgangsposition für die Zeit danach bringen will. Jetzt spukt mir die ganze Zeit schon eine Frage im Kopf herum: Passiert die Revolution unbeachtet während des Spiels? Schließlich hat am Ende des Spiels ein Spieler den meisten Einfluss, sonst wäre er nicht der Sieger. Muss er jetzt warten bis zum Ende der Revolution, bis er seine Früchte einfahren kann? Oder haben die Spieler doch selbst die Revolution angezettelt? Zumindest eins hat das Spiel, bzw. der Name des Spiels bei mir erreicht. Ich denke darüber nach, was Revolution bedeutet. Und Wikipedia hilft mir dabei. Doch zurück zum Spiel.
 
Das Beobachten der Mitspieler, ihre Gebote vorhersehen und selbst entsprechend agieren, das ist der Punkt. Gelingt dies allen, macht Revolution! sowohl zu dritt als auch zu viert Spaß. Hat dagegen ein Mitspieler immer das Nachsehen und ist auf Spenden angewiesen, kann schnell Frust aufkommen. Allerdings ist auch die Möglichkeit vorhanden, dass das Blatt sich plötzlich wieder wendet. Revolution! ist eben ein Bluffspiel. Wer derartige Spiele mag, ist mit Revolution! sicher gut bedient.
 
 
Hinweis von Pegasus Spiele:
Das war ein Fehler des Produzenten und war nur bei den ersten ca. 250 Exemplaren so, bis es bemerkt wurde, dazu gehörten leider auch die Presseexemplare, ich kann gerne eines Nachschicken, um zu zeigen, dass die aktuell im Handel befindlichen Produkte diesen Makel nicht nachweisen.

Auf ein neueres Exemplar von Revolution! habe ich verzichtet, aber in Essen auf der Spiel ´10 werde ich mich selbstverständlich vom verbesserten Innenleben überzeugen.
 
 
Auf der Spiel 2010 habe ich mich davon überzeugen können, dass dieser Fehler bei den neueren Exemplaren von Revolution! nicht mehr vorhanden ist. Es wurde extra ein zuvor Originalverpacktes Revolution! geöffnet.
 


Vielen Dank an Pegasus Spiele für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Spiel: Revolution!
Autor: Philip duBarry
Illustration: Claus Stephan, Ben Williams
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl: 3-4 Personen
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 45-60 min
Jahr: 2010
Preis: ca. 23 Euro (Stand 10.09.2010)