Das Dilemma des Spieletesters

Das neue, lang ersehnte Spiel ist da. Jetzt geht es ans auspacken. Neue Spiele sind an sich schon einmal interessant. Und da haben wir schon die erste Problematik. Eigentlich könnte man den Inhalt, so jungfräulich wie er jetzt ist, auch dokumentieren. Ach, auf ein Foto vom Aussehen der Stanzbögen, Karten und was sonst noch so drin ist, verzichte ich, schließlich ist die Neugier und das Verlangen zu groß. Eine der Freuden eines neuen Spiels ist ja auch das Auspacken, zumindest bei mir.

Schau ich in die Spielregel, stanze ich die Teile aus oder sehe ich mir doch erst die Karten an? Wieder ist eine Entscheidung gefragt. Schließlich ist alles passiert, sämtliche Teile sind ausgestanzt und ggf zusammengebaut, die Karten sind genau betrachtet und die Spielregel zumindest flüchtig angesehen. Jetzt gilt es, sich den ersten Eindruck zu notieren (zumindest im Kopf).

Wann soll ich die Fotos machen? Klar, wenn gutes Licht herrscht, das ist in meinen Augen Grundvoraussetzung, da ich kein Freund von Kunstlicht bei Aufnahmen bin, zumal ich nicht das Equipment habe, um alles wirklich gut auszuleuchten. Wenn ich die Aufnahmen jetzt mache, sieht alles noch gut aus, nichts ist abgenutzt. Auf der anderen Seite, wenn bereits mehrmals damit gespielt wurde, ist es realistischer und man kann etwaige Abnutzungen auch zeigen, und natürlich dann auch im Text der Rezension erwähnen. Außerdem weiß man jetzt, worauf es ankommt, nachgestellte Spielsituationen wirken realistischer. Bilde ich mir zumindest ein.

Und wann schreibe ich die Rezension? Auf der einen Seite so schnell wie möglich, da der Leser ja meist am liebsten gestern schon Informationen über das neue Spiel möchte. Auch der Verlag ist wohl daran interessiert. Auf der anderen Seite sollte es aber in jeder Zusammensetzung gespielt worden sein. Und auch in unterschiedlichen Gruppen. Wenn das Spiel nur 10 Minuten dauert, ist das nicht so das Problem. Doch es gibt auch Spiele, die werden vom Verlag schon mit einer Spielzeit von über drei Stunden angegeben. Mit Erklärung der Spielregel kommt man dann auch locker drüber. Und es ist schon nicht einfach, überhaupt Mitspieler zu finden, die dann auch noch zeitgleich diese Zeit zum Spielen haben.

Warum ich das überhaupt schreibe? Um einmal aufzuzeigen, dass es nicht immer einfach ist, schnell und gleichzeitig gut über ein Spiel zu berichten. Wobei gut über ein Spiel berichten auch heißen kann, dass negative Punkte angeführt werden.